„Ich bin fünf Gynäkologen“

Saarbrücken · Wer im Rentenalter ist, mag Ruhe und Fernsehen genießen. Es gibt aber auch Leute jenseits der 60, 70 oder gar 80, die im Erwerbsleben bleiben. Sie genießen es, zu arbeiten und gebraucht zu werden. Wirtschaftsministerium und Industrie- und Handelskammer betreiben sogar eine Servicestelle, um Unternehmen die Potenziale älterer Arbeitskräfte näher zu bringen. In einer Serie erzählen wir Geschichten von interessanten Menschen aus den unterschiedlichsten Berufen, die im fortgeschrittenen Alter noch arbeiten. Wie der Gynäkologe Prof. Dr. Klaus Neis aus Saarbrücken.

 „Weil es mir so viel Freude macht": Prof. Dr. Klaus-Joachim Neis in seiner Praxis in Saarbrücken am Staden.

„Weil es mir so viel Freude macht": Prof. Dr. Klaus-Joachim Neis in seiner Praxis in Saarbrücken am Staden.

Foto: Becker&Bredel

. Eigene Praxis in Saarbrücken , Operationen im Homburg, Lehr- und Forschungstätigkeit, Vorträge, Publikationen, berufsverbandliche Aufgaben - analog zum Werbe-Klassiker der 1960er: "Ich bin zwei Öltanks", möchte man von Prof. Dr. Klaus Neis behaupten, er sei "fünf Gynäkologen ". Demnächst wird er 66, aber auch nach fast 40 Berufsjahren ist weder an Kürzertreten, noch an Aufhören zu denken, im Gegenteil, derzeit engagiert er sich bundesweit in der ersten Reihe in Sachen Vorsorgelabor. Neis ist keiner derjenigen, die sich ein ganz bestimmtes "Leben nach der Arbeit" zurechtgelegt haben, etwa mit Golfplatz oder Reisen. Ihn treiben auch keine bangen Vorstellungen um, weder medizinische noch philosophische, was das Alter mit ihm machen werde und welche Fähigkeiten ihm erhalten bleiben mögen. Es ist so herrlich einfach: Er geht jeden Tag froh und tatendurstig zur Arbeit, so lange er kann. Der Grund ist der schönste, der sich denken lässt: "Weil es mir so viel Freude macht!" Nichts gegen Freizeit, gegen Spazieren mit dem Hund oder Gartenarbeit daheim in Bübingen mit der Ehefrau (sie ist Internistin mit eigener Praxis), aber das füllt keinen Mann aus. Und die Reisen zu den Kongressen in aller Welt sind quasi "Urlaub" genug. "Man freut sich wieder aufs heimkommen", sagt der Facharzt.

Klaus Neis stammt aus einer Bergmannsfamilie aus dem Schaumberger Land bei Tholey; dort sind die Menschen gottgläubig und bodenständig. Sein Großvater war der erste, den es nach Saarbrücken zog. Sein Vater arbeitet als Verwaltungsangestellter bei Saarberg. Sohn Klaus fühlte sich früh zu den Naturwissenschaften hingezogen, mochte Chemie und Biologie, studierte aber doch Medizin und entdeckte gegen Ende des Studiums seine Begabung für die Frauenheilkunde. Als Grund für seine besondere, mit renommierten Preisen begleitete Karriere nennt er auch - "Glück": Chefs in der Ausbildung und in den frühen Berufsjahren, die den Einsteiger Neis zwar hart forderten, aber auch förderten. Wichtig für das Aufgehen in der Arbeit ist nach Überzeug von Professor Neis auch die Harmonie mit dem Team; seine Mitarbeiter sind teilweise seit Jahrzehnten bei ihm. Und ein Glück ist auch sein Sohn Felix, der in seine beruflichen Fußstapfen tritt - und den er manchmal sogar auf einem Kongress trifft.

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