Sozialverband rügt CDU und SPD

Saarbrücken · Laut VdK muss der Kampf gegen die Armut im Saarland sozialpolitischer Schwerpunkt der nächsten Landesregierung sein. Ein „Kandidaten-Check“ soll Parteien und Wählern gleichermaßen helfen.

 Die Wege zur Arbeitsvermittlung sind für zu viele ergebnislos, kritisiert der VdK. Foto: A. Dedert/dpa

Die Wege zur Arbeitsvermittlung sind für zu viele ergebnislos, kritisiert der VdK. Foto: A. Dedert/dpa

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"Die beiden großen Parteien kämpfen vor allem für die hart arbeitende Mitte der Gesellschaft": Der Landesvorsitzende des Sozialverbands VdK Armin Lang hat gestern vor Journalisten in Saarbrücken eine der typischen Floskeln der Großkoalitionäre CDU und SPD aufs Korn genommen.

Lang rügt diese Politik der Mitte scharf. Denn jeder sechste Saarländer und jedes sechste Kind seien von Armut betroffen, betonte der ehemalige SPD-Landtagsabgeordnete aus Osterbrücken.

"Wir als VdK ergreifen Partei für die andere Hälfte der Gesellschaft. Für die, die gerne hart arbeiten würden - wenn man ihnen denn Arbeit gäbe", sagte Lang. Gemeint seien damit vor allem Langzeitarbeitslose, Teilzeitarbeiter, Menschen mit Behinderung und Langzeitkranke. Gerade diese Menschen müssten endlich in den Blick der großen Parteien rücken, forderte Lang.

"Denn bisher macht man Wahlkampf vor allem an ihnen vorbei", so der VdK-Boss. Dabei sei Armut schon lange keine Randerscheinung mehr. 2015 habe der Anteil der Armen an der Bevölkerung im Saarland 17,2 Prozent betragen. Die Ursachen dafür sieht der VdK in der Zunahme von befristeten, schlecht bezahlten Jobs, in der mangelnden Qualifizierung vieler Arbeitnehmer und im Fehlen von Arbeitsplätzen für die Geringqualifizierten.

Dabei gebe es viel zu tun, sagte Lang. "Überall wo öffentliche Infrastruktur ist, haben wir eine Menge unerledigter Arbeit - da könnten Langzeitarbeitslose tätig werden." Das würde für diese Menschen sowohl Einkommen als auch soziale Integration bedeuten, erklärte Lang. der VdK-Chef forderte ein offensives Nachqualifizierungsprogramm.

"Das Saarland - die Kommunen, die Schulen und die Handwerksinnungen - sollte sich zum Ziel nehmen, die Zahl der Schul- und Ausbildungsabbrecher in der nächsten Legislaturperiode zu halbieren - durch Förderung!". Damit wäre laut Lang ein wesentlicher Schritt zum Abbau von Langzeitarbeitslosigkeit und zur Befriedigung des Fachkräftebedarfs getan.

Um für seine Positionen zu werben, veranstaltet der VdK im März in allen drei Wahlkreisen des Saarlandes einen so genannten "Kandidaten-Check". Dazu eingeladen sind alle Spitzenkandidaten des jeweiligen Wahlkreises.

Von allen Parteien, die derzeit im Landtag vertreten sind, und von denen, die Aussichten haben, in den Landtag einzuziehen. "Wir wollen den Kandidaten in sozialpolitischen Fragen auf den Zahn fühlen", sagteVdK-Landesgeschäftsführer Peter Springborn.

Gleichzeitig wolle man dem Wähler zumindest in Bezug auf Sozialpolitik die Wahl erleichtern. Denn, wie Springborn abschließend erklärte: "Ich weiß auch noch nicht genau, wen ich eigentlich wählen soll."

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