Viele Eltern verlieren die Geduld

Saarbrücken · Neue Bewegung im bundesweiten Erzieherinnen-Streik: für Montag ist ein Treffen zwischen den kommunalen Arbeitgebern und den Gewerkschaften geplant. Doch viele Eltern im Saarland sind skeptisch, ob sich die Tarifparteien rasch einigen.

Die Betreuungssituation spitzt sich wegen des Kita-Streiks immer weiter zu - und damit ändert sich auch die Haltung vieler Eltern . "Es passiert einfach nichts", kritisierte Monika Becker-Gries. Die Dudweilerin nahm wie rund 60 andere Mütter, Väter und Kinder am Freitagvormittag an einer Demonstration vor dem Saarbrücker Rathaus teil, mit einem Ziel: "Der Streik soll so schnell wie möglich enden", so Organisatorin Bärbel Kreutzer. Vor allem in der Kita Herrensohr werde die Betreuung immer schwieriger. "Die Kinder dürfen dort insgesamt nur noch sechs Mal hingebracht werden, dann muss man eine andere Lösung finden", schilderte Kreutzer fassungslos. 40 Not-Plätze stehen in Herrensohr zur Verfügung. "Die Nachfrage ist groß. Wir müssen schauen, dass auch mal andere Eltern an die Reihe kommen", erklärte Willi Schirra, Geschäftsführer der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Saar, auf SZ-Nachfrage.

"Die Stimmung kippt langsam", warnte Kreutzer. Sie habe von Müttern gehört, die ihre Arbeit verloren hätten, weil sie zu oft fehlten, um ihre Kinder zu betreuen. Auch am Freitag war der Unmut der Eltern vor dem Rathaus deutlich zu spüren. Zwar hat sich die Vereinigung kommunaler Arbeitgeberverbände (VKA) für Montag zu Gesprächen mit den Gewerkschaften bereiterklärt, aber an ein schnelles Streik-Ende glauben viele Eltern hierzulande nicht. "Die Streiks werden weitergehen", sagte Demo-Teilnehmerin Julia Müller. Sie kritisierte vor allem das lange Hinhalten: "Die warten so lange mit Verhandlungen, bis wir die Schnauze von den Erziehern voll haben." Und auch die Frauen Union Saar erklärte gestern: "Die zumutbare Schmerzgrenze ist mittlerweile für die Familien bei einem unbefristeten Streik überschritten." In Quierschied, das besonders stark vom Kita-Streik betroffen ist, wollen Eltern am kommenden Dienstag um 15 Uhr vor dem Rathaus demonstrieren.

Schirra von der GEW hofft, dass sich der Unmut der Eltern wieder legt. Er begrüßte die Gespräche mit der VKA. Und auch Saar-Verdi-Bezirksgeschäftsführer Thomas Müller blickte optimistisch auf die Gespräche am Montag: "Ich hoffe, dass man sich endlich annähert." Der Saar-Arbeitgeber-Chef Armin Emanuel (SPD ), Bürgermeister von Schmelz, erläuterte, dass das Angebot der Arbeitgeber eine Verbesserung für 50 Prozent aller Erzieherinnen in ihren Einrichtungen bedeute. "Eine Besserstellung ist so gewährleistet und der Beruf aufgewertet", sagte Emanuel.

Viele Eltern fordern, dass die Kommunen ihnen die Kita-Gebühren für die Dauer des Streiks zurückerstatten. Neben St. Ingbert hat jetzt auch der Schiffweiler Gemeinderat der Rückerstattung zugestimmt. "Wir müssen noch die Zustimmung der Kommunalaufsicht einholen", erklärte die Schiffweiler Pressesprecherin Martina Puhl-Krapf auf SZ-Anfrage. Auch das Streikende sei abzuwarten.In Heusweiler beschloss der Gemeinderat am Donnerstagabend einstimmig, den Eltern die Kita-Beiträge für die Zeit des Streiks der Erzieherinnen zurückzuerstatten. Beantragt hatte dies die FDP . Der Saarbrücker Stadtrat fragte bei der Kommunalaufsicht des Landes an, ob eine Erstattung zulässig sei.

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