Wird der Arbeiter bald arbeitslos?

Saarbrücken · Die SZ begleitet auch dieses Jahr wieder die ARD/SR-Themenwoche mit eigenen Beiträgen. Dieses Mal lautet das Thema „Zukunft der Arbeit“. Saarländische IT-Experten tüfteln bereits an der vollvernetzten Fabrik. Dort treffen Maschinen eigenständig Entscheidungen.

 Noch arbeitet der Schweiß-Roboter bei VW mit einem menschlichen Aufpasser. Foto: dpa

Noch arbeitet der Schweiß-Roboter bei VW mit einem menschlichen Aufpasser. Foto: dpa

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Im Saarland tüfteln Forscher emsig an der vierten Industriellen Revolution. Wissenschaftler der Hochschule für Technik und Wirtschaft entwickeln etwa bereits mit Kollegen der Saar-Uni intelligente Förderrollen, die selbstständig ihre Geschwindigkeit an den Warenfluss anpassen. Fallen Rollen aus, springen andere mit erhöhter Geschwindigkeit ein. Auch für das Deutsche Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz in Saarbrücken ist das ein Thema. Dessen Forscher arbeiten mit Saarstahl in Völklingen am Projekt iProdict. Das Programm soll über Sensoren sofort Fehler in der Stahlproduktion erkennen und gegensteuern können. Diese Pilotprojekte mögen wie Zukunftsmusik klingen. Doch sie geben einen Vorgeschmack darauf, wie Experten aus Robotik und Informatik sich die Fabrik von morgen vorstellen: menschenleere Anlagen dank Industrie 4.0. Die Maschinen kommunizieren untereinander. Sie informieren sich gegenseitig über den aktuellen Stand der Produktion und können auf Kunden und Lieferanten selbsttätig reagieren. Für Ingenieure wird damit ein Traum war. Für Arbeiter ist es ein Schreckgespenst.

Thorsten Schmidt vom DGB Saar befasst sich mit den unmittelbaren Folgen für die Fabrik-Arbeiter. "Die Digitalisierung darf nicht zu Lasten der Beschäftigten gehen", mahnt der Gewerkschafter. Er pocht auf die Tarifverträge der Branchen. Die Betriebe müssten ihre Mitarbeiter mit Weiterbildungen auf die Arbeitsrevolution vorbereiten.

Im Saarland könnte sich die vierte Industrialisierung besonders stark auswirken. Das sagen zumindest die Autoren einer Studie des Nürnberger Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung. Demnach könnten bereits heute vernetzte Maschinen die Arbeit von 36 200 Fachkräften in fertigungstechnischen Berufen im Saarland übernehmen.

In der Vergangenheit hatten Unternehmen wie Saarstahl, Bosch oder ZF immer wieder betont, wie wichtig die Digitalisierung für ihr Wachstum sei. Der Geschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Saarland, Heino Klingen, räumt ein, dass in den Fabriken jene Berufe wegfallen werden, die Routine-Arbeit leisten. "Eine Fabrik ohne Menschen aber ist undenkbar", sagt er. Fabriken vollständig zu vernetzen, könne bei optimistischer Schätzung ohnehin erst in 15 bis 20 Jahren gelingen. Aber selbst für solche High-Tec-Anlagen bleiben Menschen unentbehrlich. Sie sollen in Zukunft die Maschinen entwickeln und die Systeme überwachen. In den nächsten Jahren könnten in diesen Bereichen deutschlandweit hunderttausende Arbeitsplätze entstehen.

sr.de/themenwoche

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