Saarland sagt Fach-Chinesisch und Kleingedrucktem Kampf an

Saarbrücken · Winzige Buchstaben, ungenaue Angaben über Nebenwirkungen und unverständliche Fachausdrücke: Das Saarland will im Januar eine Bundesratsinitiative zur Verbesserung der Lesbarkeit von Packungsbeilagen einbringen.

"Zu Risiken und Nebenwirkungen lesen Sie die Packungsbeilage oder fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker " - heißt es in der Werbung für Arzneimittel. Doch so einfach sei das nicht in jedem Fall, betont die saarländische Gesundheitsministerin Monika Bachmann (CDU ): Trotz vielfältiger Regelungen zur Lesbarkeit seien nach wie vor viele Packungsbeilagen wenig verständlich und nicht patientenfreundlich gestaltet (wir berichteten). Das Saarland will daher im Januar eine Bundesratsinitiative zur Verbesserung der Lesbarkeit einbringen, mit dem Ziel, dass "Patienten die Inhalte verstehen und Sinn und Zweck der Anwendung der Medikamente bei gleichzeitiger Information über mögliche Nebenwirkungen leicht aufgefunden werden können".

Unterstützung bekommt die Ministerin von Apothekern und Ärzten. "Wir begrüßen die Initiative im Sinne des Patienten ", sagt Elmar Thome von der Apothekerkammer des Saarlandes. "Packungsbeilagen sind für Laien relativ schwer verständlich und wecken teilweise Ängste, die unbegründet sind." Eine Überarbeitung solle daher weniger schwer verständliche Fachausdrücke enthalten. "Es muss so formuliert sein, dass die sogenannte Therapietreue nicht beeinträchtigt wird", sagt Thome. Will heißen: Manche Patienten lesen die möglichen Nebenwirkungen und entscheiden sich, entgegen des Rates ihres Arztes, auf die Arznei zu verzichten. Die Apotheker würden es daher begrüßen, wenn hinter der Liste der Nebenwirkungen , die genannt werden müssen, auch die Wahrscheinlichkeit stünde. "Wenn da ein Prozent- oder Promillewert von einem Prozent genannt wäre, können sich Patienten das Risiko konkreter vorstellen", meint Thome. Oft sei die Schrift auch zu klein, angesichts einer älter werdenden Bevölkerung müsse auch hier über eine Lösung nachgedacht werden. Es sei in Deutschland nicht vorgeschrieben, die Beipackzettel in mehreren Sprachen zu drucken. Doch sei es eine Überlegung wert, ob nicht zumindest eine Version in Englisch eventuellen Missverständnissen bei nicht Deutsch-Muttersprachlern vorbeugen könne.

"Da der Inhalt und die Gestaltung der Beipackzettel einen beträchtlichen Einfluss auf die Therapietreue und den Therapieerfolg haben, sollten sie kürzer, exakter und ansprechender gestaltet werden", sagt der Präsident der Ärztekammer Josef Mischo. So hätten die Ärzte die Erfahrung gemacht, dass vor allem ältere Patienten sich häufig über die Packungsbeilagen beschweren. Viele Patienten aller Altersgruppen schauten sich die jetzigen Informationen erst gar nicht an. Zusätzliche Informationen, wie Übersetzungen der kürzeren Gebrauchsinformation in oft verwendete Sprachen sollten im Internet leicht verfügbar sein, ebenso wie spezielle Fachinformationen für Ärzte und Apotheker , schlägt der Mediziner vor: "Hier könnten auch die aus juristischen Gründen aufgenommenen Inhalte aufgeführt werden, sofern die gesetzlichen Vorgaben angepasst werden."

Das Saarland plädiert zudem dafür, das Thema auch auf EU-Ebene anzupacken. So solle sich die Bundesregierung in der EU dafür einsetzen, die Lesbarkeit der Beilagen von in mehreren Mitgliedsstaaten zugelassenen Arzneien zu verbessern. Mit den Zulassungsbehörden, dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) und Paul-Ehrlich-Institut (PEI) solle geprüft werden, wie die Beipackzettel patientenfreundlicher gestaltet werden können. Monika Bachmann

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