Islamische Gemeinde kämpft gegen Vorurteile

Saarbrücken · Die Terroranschläge in Paris treffen auch die Islamische Gemeinde Saarland mit Sitz in Burbach bis ins Mark. Jetzt leistet sie Aufklärungsarbeit nach innen und nach außen. Eine große Aufgabe.

 Nasir Alkassar (links) vom Rat der Islamischen Gemeinde Saarland und Asgar Abbaszadeh zu Gast in der Saarbrücker Lokalredaktion. Foto: Oliver Dietze

Nasir Alkassar (links) vom Rat der Islamischen Gemeinde Saarland und Asgar Abbaszadeh zu Gast in der Saarbrücker Lokalredaktion. Foto: Oliver Dietze

Foto: Oliver Dietze

"Die Tochter eines Freundes wurde in der Schule dieser Tage beschimpft, weil sie Muslima ist", erzählt Asgar Abbaszadeh, Berater für interreligiösen Dialog und ehemaliger Geschäftsführer des Kulturvereins Ramesch. Unbekannte haben die Moschee in Burbach in der Nacht auf Dienstag mit feindlichen Parolen beschmiert (siehe Bericht auf der ). "Meine Frau hat Angst, dass sie jetzt schief angeschaut wird, weil sie ein Kopftuch trägt", berichtet Nasir Alkassar vom Rat der Islamischen Gemeinde im Saarland. Drei Beispiele dafür, dass die Stimmung gegen Muslime nach den Terroranschlägen von Paris auch im Saarland kippen könnte.

Das trifft die Mitglieder der Islamischen Gemeinde Saarland mit Sitz in Burbach hart. "Für uns sind die Anschläge abscheulich, genau wie alle Anschläge zuvor, ob in London, Paris oder New York", betont Alkassar. "Der Islamische Staat (IS) ist uns ein Dorn im Auge." Auch, weil die meisten Syrer, die hierherkommen, vor dem IS geflüchtet seien. Alkassar stammt selbst aus Damaskus. Er kam vor 50 Jahren als Student nach Deutschland und lebt seit 35 Jahren in Homburg. Für ihn ist klar: Unsere Aufgabe ist es jetzt, Stellung zu beziehen. Asgar Abbaszadeh pflichtet ihm bei: "Wir können nicht einfach nur sagen, dass wir mit den Terroristen nichts zu tun haben. Wir sind auch Muslime und müssen darauf reagieren."

Eine schwere Aufgabe für die Gemeinde, die ohne Angestellte alle Arbeit mit ehrenamtlichen Helfern erledigt. 120 Mitglieder hat die Gemeinde in Burbach. Sie leisten neben ihren Berufen Gemeindearbeit, bieten Führungen durch die Moschee an, organisieren Freizeitangebote für Kinder und Jugendliche, betreuen Flüchtlinge in Lebach als Ärzte, Übersetzer und Alltagsbegleiter. Und jetzt steht noch ein großer Punkt auf der Aufgabenliste: Aufklärung nach innen und nach außen.

Innerhalb der Gemeinde funktioniere das schon ganz gut. "Unsere Jugendlichen sehen den IS klar als Terrororganisation", berichtet Nasir Alkassar. Dennoch werden sich die Imame bemühen, die Jugendlichen nach den Terroranschlägen von Paris aufzuklären. "Und wir müssen in unseren Gemeinden aufpassen, dass keine Leute kommen, die junge Muslime anwerben wollen", meint Alkassar. "Wir versuchen den Menschen, die zu uns in die Moschee kommen, zu vermitteln, dass man seine Religion leben kann, ohne anderen Menschen zu schaden. Und ohne der deutschen Kultur feindlich gegenüberzustehen." Das habe sich in den vergangenen Jahren bewährt. "Muslime , die eine andere Einstellung haben, verlassen unsere Gemeinde auch schnell wieder", versichert Alkassar.

Das alles will die Islamische Gemeinde jetzt noch mehr nach außen tragen. Wie genau sie dabei vorgehen wird, ist noch nicht klar. Bei einem ersten Treffen in den kommenden Tagen soll ein genaues Programm erarbeitet werden. Der Besuch bei der Saarbrücker Zeitung ist sicherlich ein erster Schritt.

Die Botschaft ist klar: Terrorismus hat mit dem Islam nichts zu tun. "Der Islam ist keine Quelle für Terror", betont Alkassar. "Aber der Islam wird politisiert." Genauso wie andere Religionen auch. "Wenn ein Christ ein Terrorist ist, sagen wir nicht, das Christentum ist der Grund, sondern der Mensch allein", erläutert Asgar Abbaszadeh. Diese Einstellung gegenüber dem Islam wünscht er sich auch von allen Nicht-Muslimen.

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HintergrundDie Islamische Gemeinde Saarland (IGS) wurde 1991 als gemeinnütziger Verein von Studenten, Akademikern und Berufstätigen aller Berufsgruppen in Saarbrücken gegründet. Er hat seinen Sitz in der Moschee in Burbach. Der Verein kooperiert mit der Islamischen Hochschulgruppe (IHG) Homburg, der sunnitischen Moschee in Neunkirchen und der IHG in Saarbrücken . Alle zusammen haben rund 200 Mitglieder, 120 alleine in Burbach. Der Verein finanziert sich nur aus den Beiträgen der Mitglieder. dögislam-saar.de

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