Frohe Filmer – ernste Botschaft

Saarbrücken · Zwei Studenten stellten einer Anklage gegen Totalitarismus und Machbarkeitswahn eine Liebesgeschichte zur Seite. Daraus soll ein Musical mit Tiefgang, aber ohne sauertöpfischen Belehrungsanspruch werden. Aber noch ist nicht alles in trockenen Tüchern.

 Auch beim Fototermin immer gut drauf: Raphael Petri nahm kurzerhand Roman Eich auf den Arm. Foto: Kerstin Krämer

Auch beim Fototermin immer gut drauf: Raphael Petri nahm kurzerhand Roman Eich auf den Arm. Foto: Kerstin Krämer

Foto: Kerstin Krämer

Eine mächtige Geheimorganisation, die in einer sorglosen, kunterbunten Gesellschaft im Untergrund die Fäden zieht. Ein introvertierter Spitzenagent, der sich in eine hübsche Witwe verliebt, sie verdeckt ausspioniert und dabei selbst Gefahr läuft, in die Fänge der Organisation zu geraten. Das Ganze als Musical - kann das funktionieren?

Ja, meinte die Saarland Medien GmbH und förderte Drehbuch und Trailer des Musikfilmprojekts "Dispersion" im vergangenen Jahr mit 15 000 Euro. Die jungen Macher des schwarzhumorig-dramatischen Filmmusicals heißen Raphael Petri und Roman Eich. Nach Videos, die sie übers gemeinsame Musikmachen gedreht haben, ist "Dispersion" nun das erste größere Filmprojekt der beiden. "Projektorientiertes Arbeiten entspricht uns sehr", sagt Roman Eich.

Er ist 27 Jahre alt, studierte anfangs Musikwissenschaft an der Universität des Saarlandes und lernte dort 2008 Raphael Petri, 28, kennen. Petri war es auch, der Eich dazu ermutigte, sich an der Hochschule der Bildenden Künste Saar (HBK) zu bewerben - weil Eich, der außerdem Bass spielt, auch mit seinem Ausflug in ein Studium der Elektrotechnik an der Hochschule für Technik und Wirtschaft Saar (HTW) nicht recht zufrieden war. Aber er hatte bereits Erfahrung mit Kurzfilmen und Videos.

Seit 2012 studieren nun beide froh und glücklich zusammen Media Art & Design an der HBK und sind dort auch Mitglieder der Filmklasse. Petri fährt mehrgleisig: An der Uni und an der Hochschule für Musik Saar (HfM) studiert er parallel auf Lehramt für Musik und Theologie und hat das erste Staatsexamen in der Tasche.

Petri singt, spielt mehrere Instrumente und komponiert viel, unter anderem für freie Musik-, Theater- und Filmprojekte. Und er schreibt die Songs für seine Deutschpop-Band "Weltformel", die gerade ihr erstes Album herausbringt.

Was verbindet die beiden? "Uns eint ein gemeinsamer Humor, und wir wollen Geschichten erzählen", erläutert Petri - zwei Stärken, die sie nun bei "Dispersion" einbringen können. Das große Thema ihres Musikfilms ist Überwachung: Über eine Liebesgeschichte möchten die beiden Filmemacher zeigen, welche Gefahren es birgt, wenn ein Einzelner zu viel Macht hat. Sie wollen das Potenzial des Machbaren hinterfragen und Denkanstöße geben, und zwar unterhaltsam.

"Der erhobene Zeigefinger ist nicht unser Ding", erklärt Eich. "Wir haben deshalb ein Format gewählt, mit dem man junge Menschen begeistern kann." Teilweise ist ihnen das bereits gelungen: Die Musik für den Bewerbungs-Trailer, natürlich komponiert von Raphael Petri, wurde von rund 30 Musikern, überwiegend Studierenden der Hochschule für Musik Saar , im Juli im Studio der HfM aufgenommen. Gedreht wurde der Teaser in den Lichtspielen Wadern; den Part des Agenten übernahm der freie Schauspieler Ingo Fromm. Petri und Eich gründeten die Firma "Clumsy Penguin Films", haben ein Drehbuch, Songs und Musiker. Was fehlt, sind ein Produzent, weitere Sponsoren und (davon abhängig) Schauspieler und Sänger. "Wir machen den Film unabhängig von der Hochschule und setzen auf Kulturförderung", sagt Eich. "Aber wir benötigen jemanden, der uns bei den Anträgen berät." Petri: "Wir brauchen jetzt Leute, die an die Sache glauben."

clumsypengu.in

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