Chef von Schmuggler-Bande verurteilt

Saarbrücken · Das Landgericht hat einen Polen (48) wegen Steuerhinterziehung in Millionenhöhe verurteilt. Er gilt als der Kopf einer Bande, die rund 20 Tonnen Zigaretten von Luxemburg via Saarland nach Großbritannien geschmuggelt haben soll.

 Meist britische Zigarettenmarken wurden in Luxemburg gekauft, im Saarland verpackt und nach England geschickt. Foto: Polizei/Archiv

Meist britische Zigarettenmarken wurden in Luxemburg gekauft, im Saarland verpackt und nach England geschickt. Foto: Polizei/Archiv

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Das Saarland war in den Jahren 2012 bis 2016 offenbar eine der Drehscheiben des Zigaretten-Schmuggels in der Region. Das wurde vor dem Landgericht Saarbrücken im Strafprozess gegen einen 48 Jahre alten Polen deutlich. Der Angeklagte wurde wegen Zigaretten-Schmuggels im großen Stil und Steuerhinterziehung in Höhe von mehr als einer Million Euro zu vier Jahren Gefängnis verurteilt.

Der voll geständige 48-Jährige war in seinem Heimatland als junger Mann wegen Diebstahls mit Gewalt, Falschgeld und der Beteiligung an organisierter Kriminalität aufgefallen. Seit 1998 lebt er mit Frau und Kindern in London. Außerdem hat er im Saarland weit verzweigte familiäre Bezugspunkte. Diese grenzüberschreitenden persönlichen Verbindungen nutzte er aus, um den Zigaretten-Schmuggel aufzuziehen. Das Ganze wurde durch die starken Unterschiede bei der Höhe der Tabaksteuer in den verschiedenen EU-Ländern besonders lukrativ. Dazu hieß es am Rande des Prozesses: Diese Steuerunterschiede führen dazu, dass ein Päckchen Tabak einer britischen Marke in Luxemburg an der Tankstelle für rund vier Euro zu kaufen ist, während man in England dafür im Laden 17 bis 18 Euro hinlegen muss. Unter dem Strich - bei Berücksichtigung aller Kosten - ließen sich demnach beim Zigaretten-Schmuggel angeblich fast zehn Euro pro Tabakpäckchen verdienen. Zwischen 2012 und 2016 wurden laut Anklage rund 20 Tonnen Zigaretten , also 500 000 Päckchen mit jeweils 40 Gramm Tabak günstig in Luxemburg eingekauft, ins Saarland gebracht und hier in Pakete gepackt. Die wurden zu Paketshops gebracht, nach England geschickt und auf dem Schwarzmarkt verkauft. Die einfachen Arbeiten machten in der Regel Männer aus Polen, die der Angeklagte angeworben hatte. Sie waren die unterste Ebene in der Bande. Weiter oben in der Hierarchie folgten Familienangehörige des Angeklagten. Und ganz oben stand der 48-jährige Pole.

Die Ermittler waren ihm durch Zufall auf die Spur gekommen. Eine Frau hatte sich bei der Polizei gemeldet, weil sie sich durch Mitglieder des Familien-Clans bedroht fühlte. Sie berichtete von dem Schmuggler-Ring, worauf die Polizei ihre Netze auswarf. Im Januar 2016 konnte dann eine Transporterladung mit 196 Kilogramm Tabak aus Luxemburg in Saarlouis sichergestellt werden. In der Folgezeit wurden fünf Bandenmitglieder der verschiedenen Ebenen, unter ihnen ein Sohn des Angeklagten, zu Strafen zwischen einem und drei Jahren Haft verurteilt. Und als vorerst letzter Angeklagter stand gestern der Bandenchef vor Gericht.

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