Ein Anarchist spricht über Fußball: Klimmt, Schmitt und Rausch haben ein Büchlein geschrieben

Saarbrücken · Der eine war Ministerpräsident und Bundesverkehrsminister. Die anderen sind als Trouble-Autoren im Nauwieser Viertel bekannt. Was sie vereint: die Liebe zum Fußball und der Hang zur Anarchie.

Fußball und Rostwurst – auch das gehört im Saarland zusammen. Dieses Foto entstand beim Voyeur-Cup 2009. Foto: Becker&Bredel

Fußball und Rostwurst – auch das gehört im Saarland zusammen. Dieses Foto entstand beim Voyeur-Cup 2009. Foto: Becker&Bredel

Foto: Becker&Bredel

Kurz vor Schluss nimmt Reinhard Klimmt Joachim "Puma" Schmitt und Bernd Rausch mit auf den Affenfelsen. Die Drei haben über die Kombination von Optimismus und 1. FC Saarbrücken geplaudert, über legendäre Alt-Herren-Turniere, übers Stadion und über den Anfang der "Roten Hosen", der SPD-Fußballmannschaft, die zuletzt nicht wegen spielerischer Erfolge, sondern wegen des Verdachts auf Steuergeldmissbrauch in die Schlagzeilen geriet. Dann kommen Rausch und Schmitt zu jener Nacht im November 2013, in der die Mitglieder des 1. FCS ihren Aufsichtsrats-Chef Reinhard Klimmt abwählten. Hat er das "weggesteckt"? "Ganz gut", sagt Klimmt. Das sei ja "ein wenig so wie auf dem Affenfelsen, die Jungen probieren es immer wieder, bis sie den Alten endlich erwischt haben". Und er ergänzt: "Außerdem habe ich so vielen Geschäftemachern und Wichtigtuern im Verein auf die Füße getreten, dass diese mit dem Ergebnis richtig froh waren. Es sei ihnen gegönnt."

Das Gespräch hat Klimmt, nicht nur Ex-FCS-Aufsichtsratsvorsitzender, sondern auch Ex-Ministerpräsident, Ex-Bundesverkehrsminister, mit den beiden Künstlern und "Big Trouble im Nauwieser Viertel"-Autoren Schmitt und Rausch für ein kleines, reich bebildertes Büchlein geführt.

"Fußball-Liebe" heißt es. Auf 200 Seiten geht es um "Guddi, Nasko, Fußballrituale und Männer ohne Frauen". Rausch erzählt außerdem von seiner Jugend als Fan von Borussia Neunkirchen . Puma Schmitt beschreibt in einer erfundenen Geschichte, wie sein Versuch, den FC Saarland zu gründen, gescheitert ist. Reinhard Klimmt erklärt die Sache mit den Saarländern und der Bundesliga. Dieter Ferner hat das Vorwort geschrieben.

Und natürlich geht es um den Voyeur-Cup, das Saarbrücker Hobby- und Kneipenmannschaftenturnier, das an diesem Samstag zum 29. Mal ausgetragen wird, diesmal auf dem Rasenplatz in den Burbacher Saarwiesen.

Ein wildes Büchlein über wilde Zeiten. Aber wie haben die Lebenskünstler Rausch und Schmitt und der Berufspolitiker Klimmt als Autoren zusammengefunden? Die beiden, erklärt Klimmt, kenne er noch aus der Zeit, bevor er zum "Schlipsträger" wurde. Aus der Zeit, als er noch Anarchist gewesen sei. Er hält kurz inne und sagt: "Ich bin immer noch Anarchist." Anarchismus sei aber "eine der schwierigsten Weltanschauungen, weil man da für sich selbst verantwortlich ist", erklärt er. Wobei auch Anarchisten Hilfe annehmen, wenn es ganz schwierig wird. Als er in den Landtag kam, habe er zum Beispiel nicht gewusst, wie man eine Krawatte bindet. Da habe die Sekretärin geholfen. Aber das ist eine ganz andere Geschichte.

"Fußball-Liebe", Blattlaus-Verlag, 9,90 Euro, Bestellung unter E-Mail takt@takt.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort