Sieben Kitas im Krisenmodus

Saarbrücken · Saarbrücken sucht Hände ringend Erzieherinnen, Kinderpflegerinnen und Kindheitspädagogen für 20 Kitas. Die aktuelle Personalkrise ist damit nicht zu meistern. Die nächste soll damit aber vermieden werden.

 Erzieher sind in Kindertagesstätten immer noch selten. Dieses Foto entstand in einer Hamburger Kita.SZ-Symbolfoto: Malte Christians/dpa

Erzieher sind in Kindertagesstätten immer noch selten. Dieses Foto entstand in einer Hamburger Kita.SZ-Symbolfoto: Malte Christians/dpa

Sieben von 20 Kindertageseinrichtungen der Landeshauptstadt laufen immer noch "im Krisenmodus", weil Personal fehlt. Die Kita Füllengarten musste Anfang März sogar vier Tage wegen Nichterreichens des vorgeschriebenen Personalschlüssels in Notbetrieb gehen. Dies teilte die Verwaltung am gestrigen Nachmittag in einer außerordentlichen Sitzung des Ausschusses für Schule, Kultur und Jugend mit. "Krise" ist laut Definition dann, wenn ein Viertel des Personals fehlt. Der "Personalisierungsengpass", wie es im offiziellen Sprachgebrauch heißt, hatte sich erstmals zum Jahreswechsel gezeigt und war zunächst nur in Zusammenhang mit der zu dieser Zeit üblichen Grippewelle gebracht worden. Es zeigte sich aber, dass auch längerfristige Erkrankungen, Schwangerschaften, Elternzeiten, Stellenwechsel sowie allgemeiner Fachkräftemangel auf die Personallage durchschlugen.

Die Fachämter für Personal und Kindergärten teilten mit, dass derzeit Stundenanteile in einer Größenordnung von 25 "Vollzeiteinheiten" nicht besetzt seien. Das Personal sei auf lange Sicht einer erheblichen Mehrbelastung ausgesetzt. Hierdurch seien weitere Krankheitsausfälle und Wechsel zu anderen Trägern zu befürchten. Der Neubau von Einrichtungen infolge des Krippenprogramms und die Aufnahme von Flüchtlingskindern verschärfe das Problem. Ausdrücklich wurde der Einschätzung widersprochen, die Stadt und ihre Kindereinrichtungen seien keine beliebten Arbeitgeber. Gerade bei jungen Erzieherinnen, Kinderpflegerinnen und Kindheitspädagogen seien Wechsel von Arbeitsplätzen nicht ungewöhnlich.

Um auf lange Sicht Ausfälle aufzufangen und die Belastung für das eingesetzte Personal zu vermindern, will die Verwaltung nun für jede der 20 Kitas eine Springerstelle einrichten. Zusätzlich zu den vorhandenen acht Springerstellen müssten zwölf Stellen besetzt werden. Wie man diese Jobs attraktiv machen könnte, soll in weiteren Sitzungen diskutiert werden. Auf keinen Fall sollen Kosten entstehen, die dann auf die Elternbeiträge aufgeschlagen würden. Die Ausschreibungen wurden nach Worten von Stadtsprecher Robert Mertes sogar bei "Facebook " platziert und sollen schon 8000 Interessenten erreicht haben.
Große Mehrheit für Heiko Lukas

Stadtrat wählt den Präsidenten der Architektenkammer zum BaudezernentenNach dem Streit um eine zweite Amtszeit für Rena Wandel-Hoefer Ende 2015 hat der Stadtrat gestern Heiko Lukas zum Baudezernenten gewählt. Er war anschließend erleichtert und will Mitte April sein Amt antreten.

Von SZ-Redakteur Markus Saeftel

Saarbrücken. Mit großer Mehrheit hat der Stadtrat gestern Heiko Lukas zum Baudezernenten gewählt. Er erhielt in geheimer Abstimmung 50 von 57 Stimmen. Sechs Stadtverordnete votierten für andere Kandidaten, eine Stimme war ungültig. Neben Oberbürgermeisterin Charlotte Britz (SPD ) gratulierten alle Dezernenten und viele Stadtverordnete. Lukas war nach der Wahl erleichtert und freute sich über die große Zustimmung. Mitte April werde er sein Amt antreten, sagte Lukas der SZ.

Der Präsident der Architektenkammer des Saarlandes folgt Rena Wandel-Hoefer, die bei der rot-rot-grünen Koalition in Ungnade gefallen war. Erst kurz vor der Stadtratssitzung Ende 2015, bei der die Wahl auf der Tagesordnung stand, hatten die drei Fraktionen erklärt, Wandel-Hoefer nicht mehr wählen zu wollen (die SZ berichtete). Sie hatten ihr unter anderem fehlende Bürgernähe vorgeworfen. Daraufhin hagelte es Kritik von der Stadtratsopposition am Umgang mit Wandel-Hoefer.

Im Gegensatz zur hitzigen Debatte damals verlief die Wahl gestern sehr ruhig. Peter Strobel (CDU ) lobte Lukas als "ortskundig, unabhängig und gut vernetzt". Er hoffe, dass der neue Dezernent von der rot-rot-grünen Koalition und Britz stärker unterstützt werde als zuvor Wandel-Hoefer, erklärte Strobel. Lukas ist seit 1997 Professor an der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) und reduziert nach eigenen Angaben seine Tätigkeit dort auf einen Lehrauftrag mit wenigen Stunden. Für das Präsidentenamt bei der Architektenkammer werde er nicht mehr kandidieren.
Resolution: Stadt braucht dringend Hilfe beim Schuldenabbau

 SPD-Fraktionschef Peter Bauer (links) gratulierte Heiko Lukas nach der Wahl. Der neue Dezernent freute sich über einen Spielzeugbagger und Frau Ulrike über einen Blumenstrauß. Foto: Becker&Bredel

SPD-Fraktionschef Peter Bauer (links) gratulierte Heiko Lukas nach der Wahl. Der neue Dezernent freute sich über einen Spielzeugbagger und Frau Ulrike über einen Blumenstrauß. Foto: Becker&Bredel

Foto: Becker&Bredel


Saarbrücken. "Für die Würde unserer Städte" - so heißt ein Aktionsbündnis, dem nach Angaben der Stadt 64 weitere Kommunen beigetreten sind. Die Städte und Gemeinden sehen ihre "Gestaltungsfähigkeit" bedroht, weil jahrzehntelang Bund und Länder Gesetze zu ihren Lasten verabschiedet hätten, ohne dafür zu bezahlen. So seien riesige Schuldenberge in den Kommunen entstanden.
Der Stadtrat hat deshalb gestern wie viele andere Städte eine Resolution an den Bundesratspräsidenten und die Ministerpräsidenten der Länder verabschiedet. Das Ziel: Der Bundesrat soll öffentlich über die Finanzprobleme der Kommunen debattieren. Der Bundestag habe das bereits 2015 getan. In der Resolution bekennt sich der Stadtrat zum Sparkurs, fordert aber dringend eine Neuordnung des Finanzsystems. "Dazu gehört zwingend eine politische Vereinbarung zwischen Bund und Ländern zum Abbau von Altschulden . Die Schuldenlast ist auch in Saarbrücken derart hoch, dass sie ohne staatliche Hilfe niemals abgebaut werden kann." Rund 1,2 Milliarden Euro Schulden hat die Stadt Ende 2016. sm

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