Hier spricht der neue Uni-Präsident

Saarbrücken · Eine solch spannende Konstellation hat es an der Saar-Uni lange nicht gegeben: Gleich drei Kandidaten bewerben sich um den Posten des Präsidenten. Entsprechend groß war gestern das Interesse der Mitarbeiter bei der Vorstellungsrunde der Nominierten.

 Trafen zum ersten Mal persönlich aufeinander: Die drei Kandidaten für das Präsidentenamt der Saar-Uni Dirk Bähre, Ludwig Neyses und Uwe Hartmann (von links).

Trafen zum ersten Mal persönlich aufeinander: Die drei Kandidaten für das Präsidentenamt der Saar-Uni Dirk Bähre, Ludwig Neyses und Uwe Hartmann (von links).

Foto: Maurer

Für diese Gelegenheit verzichteten viele Mitarbeiter der Saar-Uni auf ihre Mittagspause: Auf Punkt zwölf Uhr war gestern die Vorstellung der drei Präsidentschaftskandidaten im großen Hörsaal der Biologie auf dem Saarbrücker Campus angesetzt. Das Publikum durfte dabei den Bewerbern auf den Zahn fühlen. Knapp 300 Zuschauer folgten dem Ruf.

Als Erster präsentierte sich Dirk Bähre (50), Professor für Fertigungstechnik an der Saar-Uni. Mit der Erläuterung seines persönlichen Hintergrundes machte er gleich deutlich, was ihn von den anderen Kandidaten unterscheidet: Bähre hat Erfahrungen außerhalb des Wissenschaftsbetriebs. Gut zehn Jahre arbeitete Bähre bei der Firma Bosch. Dort hat er nach eigener Aussage gelernt, "Druck und Stress" auszuhalten. Diese Erfahrung wollte Bähre aber nicht so verstanden wissen, dass er in Unternehmenskategorien denke. Im Gegenteil: Er bedauere die "sehr starke Fixierung auf Budget- statt auf inhaltliche Fragen in den letzten Jahren." Sein Anspruch sei es, Forschung und Lehre wieder als Kernpunkte der Universität in den Mittelpunkt zu rücken.

Während Bähre als Überraschungskandidat ins Rennen ging, war die Nominierung von Vize-Präsident Uwe Hartmann (59), Professor für Physik, von den meisten erwartet worden. Seit dreieinhalb Jahren ist Hartmann im Präsidium der Hochschule. Die Tatsache, dass das eine schwierige Zeit für die Uni war, ließ Hartmann nicht unter den Tisch fallen. Dabei gestand er auch Fehler ein, die das aktuelle Präsidium gemacht habe. Mit diesem überraschenden Bekenntnis warb Hartmann gleichzeitig um einen neuen Umgang miteinander: "Wir müssen einander zuhören und zur Fehlerkorrektur bereit sein." Mehr Kooperation und Kommunikation beschrieb er als seine Leitmotive. Die Uni brauche künftig auch unkonventionelle Ideen zur Lösung der finanziellen Probleme. Hartmann will sich weiterhin für die Hochschule engagieren: "Ich habe sechs Rufe an andere Universitäten bekommen. Dass Sie mich hier noch sehen, ist ein Bekenntnis zu dieser Uni."

Wie attraktiv die Hochschule trotz aller Querelen der letzten Jahre ist, klang auch aus den Worten von Medizin-Professor Ludwig Neyses (61), der als einziger externer Kandidat antritt: "Ich will nicht aus Luxemburg weg, sondern hier hin." Mit dem Bewerber von außerhalb kam auch ein neuer Ton in die Diskussion. Anders als seine Vorredner nahm er nicht hinter dem Pult Platz, sondern stellt sich mit Handmikrofon direkt vor die erste Reihe. In seiner Rede zeichnete Neyses mit dem Blick von außen ein solch positives Bild der Uni, wie es die Mitarbeiter wohl schon lange nicht mehr gehört haben dürften: Die Uni habe bereits Erstaunliches geleistet und trotz der großen Herausforderungen, mit denen sie umgehen müsse, sei sie in einigen Bereichen wie der Verbindung von Geisteswissenschaften und IT "international weit führend."

Entscheidung am Montag

Bei den Fragen aus dem Plenum konnte den zukünftigen Präsidenten allerdings schon eine Ahnung davon beschleichen, dass der Amtsalltag nicht nur harmonisch werden wird: Die einen verlangten mehr Einsatz zur Stärkung des Mittelbaus, andere wollten stattdessen verhindern, dass Professuren gestrichen werden. Und nicht zuletzt sieht sich das Verwaltungspersonal an der Belastungsgrenze.

Wer diesen schwierigen Interessenausgleich tatsächlich angehen wird, entscheiden nun der Senat und der Universitätsrat in separaten Abstimmungen. Das Ergebnis soll am 4. Juli feststehen.

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