Rückzug ins Gewächshaus

Saarbrücken · Für die Wissenschaft spielt der botanische Garten der Saar-Uni längst nicht mehr die ganz große Rolle. Das Team vermittelt sein Wissen vor allem an Menschen, denen das Internet als Ort des Lernens zu wenig ist.

 Anna-Lisa Wernet organisiert Führungen im botanischen Garten der Universität. Fotos: Becker&Bredel

Anna-Lisa Wernet organisiert Führungen im botanischen Garten der Universität. Fotos: Becker&Bredel

"Wir ziehen uns in die Gewächshäuser zurück", sagt Anna-Lisa Wernet. Das klingt dramatisch - und für die junge Biologin und die anderen im Team des botanischen Gartens der Saar-Universität ist es das auch. Das Präsidium der Uni hat beschlossen, frei werdende Stellen im botanischen Garten nicht mehr zu besetzen (die SZ berichtete mehrfach). Neben dem Chef des Gartens, Wolfgang Stein, ihr selbst und einer Sekretärin werde es ab kommendem Frühjahr nur noch zwei Gärtner im Garten geben, sagt Wernet. Das bedeute: Die vielen Pflanzen im Freien müssen im Großen und Ganzen sich selbst überlassen werden.

Selbst die Artenvielfalt in den Gewächshäusern aufrechtzuerhalten, werde mit so wenig Personal schwierig, sagt Wernet. Denn: "Das ist bei uns wie in einem Krankenhaus. Wir arbeiten an sieben Tagen in der Woche." Wenn etwa im Winter die Heizung ausfallen sollte unbd der Schaden werde nicht schnell behoben, dann bedeute das den sicheren Tod für viele Pflanzen. 20 Grad sollten es mindestens sein, unter 15 Grad werde es lebensgefählich für die an Tropen- oder Wüstenklima gewohnten Pflanzen.

Dieses Klima ist es auch, dass den botanischen Garten für die rund 20 000 Besucher, die jedes Jahr kommen, interessant macht. Im Internet könne man sich Bilder und Daten zu Pflanzen zusammensuchen, sagt Anna-Lisa Wernet, aber spüren, unter welchen Bedingungen sie wachsen, das könne man eben nur in solchen Gewächshäusern.

Man züchte zwar unter anderem noch Pflanzen für Bioloigiestudenten, sagt Wernet, aber vor allem stelle man das umfangreiche Wissen interessierten Laien zur Verfügung. Vor allem die "Weltreisen mit Kindern und Jugendlichen" seien eine lohnende Aufgabe. Kindern zu zeigen, dass Ananas nicht in Dosen wächst, mache Spaß - den Kindern und den Wissenschaftlern und den Gärtnern. Wie das mit dem wenigen Personal weiter gutgehen soll, sei offen. Möglich, sagt Wernet, dass man sich noch weiter zurückziehen müsse und ein Angebot, dass Menschen Wissen vermittelt wegen ein paar tausend Euro Personalkosten verlorengeht.

Info zu den Führungen: Tel. (0681) 3 02 28 64 (Montag bis Donnerstag vormittags), E-Mail botanischer.garten@mx.uni-saarland.de

 Zu sehen gibt es auch Ananas...

Zu sehen gibt es auch Ananas...

 ...viele Kakteen...

...viele Kakteen...

 Wolfgang Stein

Wolfgang Stein

 ...Bananen...

...Bananen...

 ...und eine Nepenthes-Hybride.

...und eine Nepenthes-Hybride.

Zum Thema:

HintergrundDer Botanische Garten der Universität des Saarlandes besteht seit 1952. Die Gewächshausanlage von 1967 ist jüngst saniert und technisch modernisiert worden. In seinen Hoch-Zeiten hatte der Garten mehr als 5000 Pflanzenarten, gepflegt von neun Gärtnern. In den 1990er Jahren schrumpfte der Garten um einen Hektar, verlor unter anderem Rosarium, Alpinum und Teichanlage. Heute umfasst er noch 2,5 Hektar Freiland (Arboretum, also Gehölzsammlung) und 1200 Quadratmeter unter Glas mit insgesamt 2200 Pflanzenarten.In der Wintersaison, also bis April, sind die Gewächshäuser montags bis donnerstags von 10 bis 15.30 Uhr ohne Anmeldung geöffnet, das Freigelände täglich von 10 bis 18 Uhr, bei freiem Eintritt. Bei Schnee-/Eisglätte ist das Freiland an Samstagen sowie an Sonn- und Feiertagen geschlossen. dd/ols

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