Land plant Millionen für Flughafen-Sicherheit

Saarbrücken · 6,4 Millionen will das Land in ein neues Sicherheitssystem für den Flughafen Ensheim investieren. Hinter der Landebahn soll ein weiches Bremsbett entstehen, das Flugzeuge im Notfall schnell zum Stehen bringt.

 Wenn eine Maschine über die Bahn hinausschießt, soll sie künftig automatisch gebremst werden. Foto:

Wenn eine Maschine über die Bahn hinausschießt, soll sie künftig automatisch gebremst werden. Foto:

Beschlossen ist noch nichts, doch die Landesregierung hat das Geld bereits bis zum Jahr 2020 zur Seite gelegt. 6,4 Millionen Euro sind im jüngsten 30-Millionen-Investitionspaket der schwarz-roten Koalition als "Zuschuss des Landes zum Sicherheitskonzept des Flughafens" vorgesehen. Konkret geht es dabei um ein Bremsbett am Ende der Landebahn, das Flugzeuge , die über die Bahn hinausschießen, auf kurzer Strecke zum Stillstand bringen soll - es wäre eine Verstärkung des bereits bestehenden Sicherheitspuffers. Bevor die Landesregierung endgültig grünes Licht gibt, findet noch eine technische und finanzielle Prüfung statt.

Ziel sei "eine noch bessere Performance" des Flughafens, sagte Airport-Sprecher Ludwin Vogel der SZ. "Damit verfügen Piloten über verbesserte Sicherheitsreserven, wenn sie bei ungünstigen Wetterkonstellationen (Nässe, Seitenwind) das Start- und Landegewicht berechnen." Er betont jedoch, die Länge der Landebahn und des Sicherheitspuffers (Runway End Safety Area, RESA) erfülle schon heute alle gesetzlichen Auflagen, die Sicherheit sei uneingeschränkt gewährleistet.

Auf allen Flughäfen verfügen die Landebahnen über eine RESA, also eine Fläche, auf der das Flugzeug im Notfall noch zum Stehen kommen kann. "Ein Stück Landebahn nach der Landebahn", wie der Sprecher der Pilotenvereinigung Cockpit, Markus Wahl, erklärt.

Die RESA in Ensheim soll nun mit einem 70 Meter langen Bremsbett "funktional verstärkt" werden, wie Flughafen-Sprecher Vogel erläutert. Die RESA wird also nicht verlängert, sondern mit einem neuen Bremssystem versehen. Dieses sorgt dafür, dass der Bremsweg eines Flugzeugs im Notfall deutlich kürzer ist, als er es auf der normalen RESA-Sicherheitsfläche wäre. Dieses Bremssystem ist international unter dem Namen EMAS bekannt. "EMAS ist im Prinzip ein weicher Beton", sagt Pilot Wahl. Ein Flugzeug, das mit dem Fahrwerk über die Bahn hinausschießt, wird in dem weichen Beton extrem stark gebremst und bleibt stecken. "Wie in einem Pudding", sagt Wahl. Das Material ist so weich, dass ein Flugzeug mit zig Tonnen schnell zum Stillstand kommt. Aber immer noch so hart ist, dass zum Beispiel die Flughafen-Feuerwehr ohne Probleme darüber fahren kann.

Das System wurde in den USA entwickelt und ist von der Luftfahrtbehörde der USA sowie der europäischen Luftfahrtbehörde zugelassen. In Deutschland hätte EMAS am Flughafen Saarbrücken nach Vogels Worten "Modellcharakter". Für die Umsetzung gebe es verschiedene Lösungsmöglichkeiten.

Die Piloten wären froh, wenn das millionenteure System in Ensheim tatsächlich eingebaut würde. "Aus Pilotensicht wäre das eine absolute Steigerung der Flugsicherheit", sagt Cockpit-Sprecher Wahl. Der normale Sicherheitspuffer RESA und das neue Bremssystem EMAS seien wie ein Airbag. Man brauche ihn zwar nicht so häufig. "Aber heutzutage würde sich auch keiner mehr ein Auto ohne Airbag kaufen", sagt Wahl.

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