Nachfrage nach fair gehandelten Waren wächst

Saarbrücken · In Saarbrücken bieten mehrere Geschäfte Kleidung, Lebensmittel und Accessoires an, die ohne Lohn-Dumping entstanden.

Die Nachfrage nach fair gehandelten Produkten steigt nur langsam. "Vor fünf Jahren hat sich kaum jemand für Fair Trade interessiert", sagt Patricia Raven, Besitzerin des Allerlei-Ladens "Yaa Yaa" am St. Johanner Markt. Mittlerweile kämen aber Kunden, die speziell nach Fair-Trade-Produkten fragen. Das Interesse an Fair-Trade-Produkten werde kommen. "Aber es dauert", erklärt Raven. Besonders stolz ist Raven auf die Produkte der Titicaca Trade Organisation, die sie in ihrem Geschäft anbietet. Die Organisation verkauft handgemachte kleine Fingerpuppen oder Glücksbringer aus Peru: "Die Fingerpuppen werden von Frauen aus den Bergen in Peru genäht, während sie ihre Kinder hüten", sagt Raven.

Als Fair Trade bezeichnet das Fair-Handelszentrum Südwest einen "Handel, der nach mehr internationaler Gerechtigkeit strebt". Arbeiter in den armen Regionen der Welt sollen dank des fairen Handels bessere Arbeitsbedingungen erhalten.

Auch der Geschäftsführer des Loop Stores am St. Johanner Markt spricht von einem langsamen Umschwung. Allmählich würden sich immer mehr Unternehmen für den fairen Handel interessieren oder jedenfalls den Anschein erwecken. In den Loop-Store kämen seit fünf Jahren Kunden, die sich für fair gehandelte Kleidung interessieren - beispielsweise Kleidung der Marke Armed Angels, einer Firma aus Köln, die verschiedene Fair-Trade-Zertifikate besitze. "Unter fair gehandelter Kleidung stellen sich viele Menschen Öko-Kleidung vor. Aber die Waren sind hochwertig gearbeitet", versichert der Loop-Chef.

Aber nur weil irgendwo Fair Trade draufsteht, heißt das noch lange nicht, dass wirklich das komplette Produkt fair gehandelt ist. Beate Trappen-Schweitzer, Mitarbeiterin des Weltladen Kreuz des Südens am St. Johanner Markt, erklärt: "Das bekannte Fair-Trade-Siegel ist vielen Firmen mittlerweile zu lasch." Produkte mit diesem Siegel müssten nur zu 20 Prozent fair gehandelte Zutaten enthalten. Schokolade mit diesem Siegel könne zu 20 Prozent aus fairem Kakao bestehen. Der Zucker, die Milch und weitere Zutaten jedoch nicht. Der Weltladen beziehe seine Waren von dem Fair-Handels-Unternehmen "Gesellschaft zur Förderung der Partnerschaft mit der Dritten Welt" (Gepa). Alle Produkte mit dem Siegel FairPlus der Gepa bestünden zu mindestens 50 Prozent aus fair gehandelten Zutaten. Die Vollmilch-Pur-Fair-Trade-Schokolade der Gepa bestehe beispielsweise zu 100 Prozent aus fair gehandelten Zutaten. Die Bio-Milch dieser Schokolade stamme sogar aus Deutschland.

Aber mittlerweile gebe es so viele Zertifikate, dass sich ein Laie nicht mehr zurechtfinde. "Zu viele Siegel sind ein Problem und verunsichern die Kunden", sagt Trappen-Schweitzer. Denn nicht jedes Siegel stehe für einen 100-prozentig fairen Handel.

"Fair Trade heißt aber nicht automatisch auch teuer", sagt der Loop-Chef. Kleine Firmen könnten sich die Siegel oftmals nicht leisten, aber Fair-Trade-Produkte seien kaum teurer, als normale.

Außer fair gehandelten Lebensmitteln und Textilien gibt es in Saarbrücken auch Fair-Trade-Rosen im Blumengeschäft Blumen&Wohnen Zimmer in der Gerberstraße. "Die Rosen stammen aus Kenia und sind wegen ihrer langen Haltbarkeit sehr beliebt", sagt Floristin Elisabeth Heller. Auch hier bestätigt sich, dass Fair Trade nicht automatisch teuer sein muss. "Eine Rose aus Kenia kostet je nach Länge pro Stück 1,60 oder 1,90 Euro", sagt Heller.

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