Tierkörper im Saarland werden jetzt von Privatfirma entsorgt

Saarbrücken · Bisher hat ein Zweckverband mit Rheinland-Pfalz Tierkörper für das Saarland beseitigt. Aufgrund einer EU-Entscheidung muss dies nun geändert werden. Jetzt übernimmt dies eine Privatfirma aus Lünen.

"Igitt!", denken die meisten, wenn von Tierkadavern und risikobelasteten Schlachtabfällen die Rede ist. Und doch ist die Entsorgung und Verwertung dieser tierischen Endprodukte für manche ein gutes Geschäft. So auch für die Firma SecAnim aus dem nordrhein-westfälischen Lünen, die sich künftig der Kadaver und Schlachtabfälle aus dem Saarland annehmen wird. Saar-Umwelt- und Verbraucherschutzminister Reinhold Jost (SPD ) begrüßte jetzt die Entscheidung zur Neukonzeption der Tierkörperbeseitigung. Jost geht davon aus, dass "mit der Firma Sec Anim ein verlässlicher Partner gefunden wurde und somit ab dem Jahr 2016 die Entsorgung und Beseitigung von Tierkörpern und risikobehafteten Schlachtabfällen sichergestellt wird", wie er auf SZ-Anfrage mitteilte.

Bisher hatte ein Zweckverband mit kommunalen Mitgliedern aus Rheinland-Pfalz und dem Saarland die Tierkörper beseitigt. Doch nachdem die EU-Kommission festgestellt hatte, dass der bisherige Zweckverband zu Unrecht kommunale Beihilfen erhalten hatte, musste die illegale Praxis beendet werden. Die Firma SecAnim, die zur Saria-Gruppe aus dem münsterländischen Selm gehört, kann für fünf Jahre diein Rivenich (Kreis Bernkastel-Wittlich) nutzen, die den rheinland-pfälzischen Kreisen und kreisfreien Städten gehört. Damit bleibe die Entsorgung risikoreicher Tierabfälle unter öffentlich-rechtlicher Kontrolle, so die rheinland-pfälzische Umweltministerin Ulrike Höfken (Grüne).

Das Saarland sei jetzt dem neu gegründeten Zweckverband Tierische Nebenprodukte Südwest beigetreten, erklärte Jost. Bei der Firma SecAnim handele es sich um ein Unternehmen, das deutschlandweit Tierkörper und tierische Nebenprodukte sammele und nach gesetzlichen Anforderungen verarbeite. Im Jahr 2013, aus dem die aktuellsten Zahlen im Ministerium vorlägen, seien 1123 Schweine, 425 Pferde , 4140 Rinder, 1190 Schafe , 305 Ziegen sowie 339 Behältnisse mit Geflügel beseitigt worden, so Jost. Diese Kadaver hätten 1100 Tonnen auf die Waage gebracht. Darüber hinaus fielen aber noch Mengen "sonstiger Tierkörper" an. Diese Tonnagemenge sei im Ministerium jedoch nicht bekannt, hieß es.

Gleiches gelte für den Bereich der Schlachtabfälle . Festzuhalten sei, so Jost, dass die Kosten für die Beseitigung von Schlachtabfällen grundsätzlich von der Fleischwirtschaft selbst zu tragen seien. Schlachtabfälle der Kategorie 3 (Material von genusstauglich geschlachteten Tieren wie Knochen, Fette, Rohblut) zählten zu den frei handelbaren Waren. "Es ist bekannt, dass diese von den Schlachtbetrieben zumindest zum Teil gegen ein Entgelt an andere Entsorger abgegeben werden", sagte Jost. Im Saarland gelte die sogenannte Drittelfinanzierungsregelung bei der Beseitigung gefallener Tiere, für die Beiträge zur Tierseuchenkasse gezahlt würden. Diese betrifft die Tierarten Pferde , Rinder, Schweine, Schafe , Ziegen und Geflügel . "Falltiere" seien Tiere, "die in einem landwirtschaftlichen Betrieb, auf einem Betriebsgelände oder während des Transports durch Euthanasie mit oder ohne endgültige Diagnose getötet wurden oder verendet sind (einschließlich Totgeburten oder ungeborene Tiere), nicht jedoch Tiere, die für den menschlichen Verzehr geschlachtet wurden".

An den Entsorgungskosten beteiligten sich zu jeweils gleichen Teilen das Land, die Tierseuchenkasse sowie die Landkreise und der Regionalverband als Aufgabenträger der Tierkörperbeseitigung. Die Kosten hierfür betragen laut Jost pro Jahr etwa 600 000 Euro, das Land zahle also 200 000 Euro davon. Für die sonstigen Tierarten (Hunde, Katzen und andere) gelte "das Verursacherprinzip". Ob saarländische Tierkadaver- und Schlachtabfallanbieter von den Gewinnen, die die Firma SecAnim durch die thermische Verwertung und chemische Weiterverarbeitung erzielt, profitieren, wusste das Ministerium nicht.

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