Wohin mit abgelaufenen Medikamenten?

Saarbrücken · Alt-Medikamente gehören in die Restmülltonne. Was so einfach klingt, scheint vielen Menschen nicht klar zu sein. Eine Kampagne informiert nun saarlandweit über die richtige Entsorgung von Arzneimitteln.

Hustensaft, der nicht mehr heilt, sondern nur noch klebt, oder Kopfschmerztabletten , die schon seit Jahren abgelaufen sind - wer kennt das nicht? Doch was macht man mit abgelaufenen Medikamenten? Auf diese Frage antwortet nun eine Informationskampagne, die von neun saarländischen Institutionen wie dem Gesundheits- und dem Umweltministerium, dem Entsorgungsverband Saar sowie der Apotheker- und der Ärztekammer initiiert wurde. Stephan Kolling (CDU ), Staatssekretär im Gesundheitsministerium, und sein Amtskollege im Umweltministerium, Roland Krämer (SPD ), stellten die Kampagne mit den Projektpartnern gestern in der Apothekerkammer vor.

"Bis 2009 nahmen viele Apotheken Alt-Medikamente zurück, da diese Rücknahme von der Pharmaindustrie finanziert wurde", erklärte der Präsident der Apothekerkammer, Manfred Saar. Dann sei die Finanzierung ausgelaufen und immer weniger Apotheken hätten abgelaufene Arzneimittel entgegengenommen. Also wohin damit? Egal ob aus Unkenntnis oder aus Bequemlichkeit, die Mehrheit der Menschen entsorgt Medikamente falsch, indem sie sie nicht in die Restmülltonne, sondern in die Toilette oder ins Waschbecken wirft. Das zeigt eine aktuelle Studie des Institutes für sozialökologische Forschung (ISOE). Genau das soll durch die Informationskampagne mit dem eindeutigen Titel: "Medikamente, die ich nicht mehr brauche, gehören in die Restmülltonne", im Saarland verhindert werden.

Denn die Vielzahl der rund 3000 verschiedenen Medikamenten-Wirkstoffe könne in Kläranlagen nicht abgebaut werden und gerate in die Gewässer, sagte Staatssekretär Kolling. Nicht nur Tiere und Pflanzen würden so geschädigt, auch für den Menschen habe die falsche Entsorgung Folgen. Rund 563 Millionen Euro würden im Saarland jährlich für Medikamente ausgeben. Damit liegt es deutlich über dem Bundesdurchschnitt. "Wir brauchen einen verantwortungsvollen Umgang mit Arzneimitteln", forderte Kolling vor diesem Hintergrund. "Das Grundwasser ist im Saarland im Vergleich zu anderen Bundesländern sehr rein", sagte Staatssekretär Krämer. Deswegen sei die richtige Entsorgung aber nicht weniger wichtig, denn um Abwässer von Medikamenten-Wirkstoffen zu reinigen, seien zwei- bis dreistellige Millionenbeträge nötig. Um diese Kosten zu verhindern, verteilen die neun Kampagnen-Initiatoren in den kommenden Wochen 99 000 Flyer und 3600 Plakate an Apotheken , Arztpraxen, Ministerien sowie kommunale Verwaltungen und Entsorgungsunternehmen , um möglichst viele Saarländer zu erreichen. Die rothaarige Lea soll dabei helfen. Als "Sympathiefigur der Kampagne" ist sie auf den Werbeträgern abgebildet und geht mit gutem Beispiel voran: Eine Hand voll Pillen sowie Hustensaft wirft die junge Frau mit aller Leichtigkeit in eine Restmülltonne.

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