Jede Menge Theater im Wohnzimmer

Saarbrücken · Die Theatergruppe der Uni spielt ihr neues Stück in heimischen Wohnzimmer. Die Saarbrücker Zeitung war für Sie dabei.

 Theater im eigenen Wohnzimmer: Die Zuschauer sind hautnah dabei. In der Mitte Frank Wagner als Hubert. Foto: Thunis

Theater im eigenen Wohnzimmer: Die Zuschauer sind hautnah dabei. In der Mitte Frank Wagner als Hubert. Foto: Thunis

Foto: Thunis

Bevor man am Donnerstag das neue Theaterstück von Thunis, der Theatergruppe der Universität des Saarlandes sehen kann, muss man sich die Schuhe ausziehen. Am Eingang wird man direkt mit Getränken versorgt - eine entspannte Stimmung. Die Regisseurin Nina Roob hat "Drei mal Leben" von Yasmina Reza nämlich als Wohnzimmerstück inszeniert. Ein Format in Anlehnung an Wohnzimmerkonzerte, bei dem man besonders nah an den Schauspielern ist und eine intime Atmosphäre vorherrscht.

Lesly und ihre Mitbewohner haben an diesem Abend die Räume ihrer Wohngemeinschaft zur Verfügung gestellt. Hier stehen über 30 besetzte Stühle und ein Sofa, das als Bühne dient. Sonja und Henri möchten einen gemütlichen Abend zuhause verbringen. Sonja, im Bademantel, liegt mehr oder weniger entspannt auf dem Sofa und sieht sich Akten für ihre Arbeit durch. Aus dem Flur hört man plötzlich ein leises Wimmern. Henri erhebt sich und geht genervt aus dem Zimmer, um nachzusehen, was los ist. Der kleine Sohn möchte nicht einschlafen und verlange nach einem Keks, erläutert er seiner Frau.

Bereits hier gerät das Pärchen in Auseinandersetzungen über grundsätzliche Erziehungsfragen. Henri möchte immer wieder nachgeben, ein kleines Äpfelchen könne man doch noch tolerieren, Sonja will Strenge walten lassen. Der Schauspieler Andreas Widenka steht wieder und wieder auf und rennt ins Kinderzimmer. Den liebenswürdig schlaksigen und überforderten Charakter des Henris stellt er auf sympathische Art und Weise dar. Renée Touschong weiß als Sonja genau ihr charmantes Lächeln einzusetzen, wo es ihr gerade von Nutzen ist oder sie es im Nachgang mit einem Augenrollen ergänzen muss, ihren Mann hat sie damit anfangs gut unter Kontrolle.

Ein paar Zentimeter entfernt von den beiden sitzt das Publikum auf Holzpaletten und kann mit den Nasenspitzen beinahe das Geschehen berühren. Die beiden Schauspieler lassen sich davon aber nicht beeindrucken und spielen wie gewohnt souverän. Nach einigen pointierten Dialogen und heftigen, amüsierenden Konflikten, klingelt es urplötzlich und unerwartet an der Tür. Als sich herausstellt, dass es das Ehepaar Finidori ist, kündigt sich die Katastrophe an. Der Arbeitskollege und seine Frau sind einen Tag zu früh zum Abendessen angereist, Henri und Sonja sind vollkommen unvorbereitet.

Huberts (Frank Wagner) unsympathische und aalglatte, berechnenden Art erkennt man auf den ersten Blick an seinem abschätzigen Blick. In seinen Worten und seiner Körperhaltung liegt eine Abschätzigkeit, dass man diesen Charakter direkt hassen möchte. Die Krönung ist aber seine Frau Ines (Constanze Strähnz), die mit ihrer trällernd lauten und eindringlichen Stimme immer wieder hochamüsierende und dümmliche Kommentare einwirft, dabei die Lippen spitzt und naiv, aber sympathisch immer wieder versucht sich an den Gesprächen der beiden Arbeitskollegen zu beteiligen.

Nach der Aufführung folgen viele Zuschauer der Einladung, noch mit den Künstlern ins Gespräch zu kommen.

Karten gibt es noch für den 2. Mai unter tickets@thunis-uni.de oder man lädt das Ensemble unter selbiger Adresse direkt zu sich nach Hause ein. ThuniS freut sich über eine Kontaktaufnahme für diese oder kommende Produktionen. Info: wiki.thunis-uni.de

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THUNIS stellt sich selbst vor Thunis ist selbst organisiert, dynamisch und unkompliziert. Die Gruppe besteht nach eigenen Angaben überwiegend aus Studenten, ist aber auch offen für Nichtstudenten. Interessenten können sich in eine Mailingliste eintragen oder beim nächsten Treffen vorbeikommen. Vor jeder neuen Produktion gibt es zudem eine Vorbesprechung.

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