„Wir müssen eine ökologische Alternative entwickeln“

Am Donnerstag, 5. Dezember, ist mit Felix Prinz zu Löwenstein ein international angesehener Fachmann für Ökolandbau in der Villa Fuchs zu Gast. In seinem Buch „Food Crash“ geht er entscheidenden Fragen nach, die sich vor allem um einen Aspekt drehen: Wie es in Zukunft gelingen kann, die stark ansteigende Weltbevölkerung mit Nahrungsmitteln zu versorgen. Und ob dies tatsächlich, wie oft von der Industrie erklärt, nur über noch mehr Düngen und genmanipuliertes Obst und Gemüse möglich ist. Die Lesung beginnt um 19 Uhr in der Villa Fuchs. Welche Alternativen es gibt und was jeder im Alltag leicht zu einer Verbesserung der Situation beitragen kann, verriet Felix Prinz zu Löwenstein in einem Interview mit SZ-Mitarbeiterin Sylvie Rauch.

 Felix Prinz zu Löwenstein ist in der Villa Fuchs zu Gast. Foto: Ver

Felix Prinz zu Löwenstein ist in der Villa Fuchs zu Gast. Foto: Ver

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Im Untertitel Ihres Buches stellen Sie die bewusst zugespitzte These auf, dass wir uns in Zukunft ökologisch ernähren werden oder gar nicht mehr. Ist es Ihrer Ansicht und Ihrer Erfahrung nach tatsächlich möglich, genügend Nahrungsmittel für steigende Bevölkerungszahlen über einen ökologischen Anbau zu gewinnen?

Felix Prinz zu Löwenstein: Im Gegenteil. Es ist nicht möglich, es auf die industrielle Weise zu tun, in der unser "konventioneller" Landbau arbeitet. Die dadurch bewirkte Verschwendung oder Übernutzung endlicher Ressourcen - zum Beispiel Energie, Klima, Biodiversität, Wasser, Bodenfruchtbarkeit - lassen das auf Dauer nicht zu. Wir müssen deshalb eine Alternative entwickeln. Sie heißt ökologisch, weil sie mit der Umwelt so nachhaltig umgeht, dass die Lebenschancen künftiger Generationen gewahrt bleiben. Unser heutiger Ökolandbau ist in diesem Sinn noch kein perfekter Zustand - aber er ist der Weg dahin. Und er könnte - rein statistisch gesehen - schon heute ausreichend Nahrung für alle erzeugen.

Also Alleinheilmittel Öko?

zu Löwenstein: Freilich wird er nicht möglich machen, dass wir einfach in ökologischer Form so weiter konsumieren, wie bislang konventionell. Wenn 50 % der Nahrungsmittel im Abfall landen und unser (deutscher) Fleischverzehr hochgerechnet auf die Weltbevölkerung erforderlich machen würde, dass die gesamte globale Getreide-Ernte in den Futtertrog wandert - dann funktioniert das nicht. Und zwar mit keiner Form von Landwirtschaft.

Können Sie uns drei Tipps geben, wie wir alle dazu beitragen können, die globale Ernährungssituation zu verbessern?

zu Löwenstein: Die Macht des Geldbeutels, beim Einkauf eingesetzt, kann sehr viel verändern. Und es ist die Summe des Engagements der Einzelnen, die das gesellschaftliche Bewusstsein auf den erforderlichen Wandel vorbereitet. Deshalb: Kaufen Sie Bioprodukte - wo möglich aus lokaler Erzeugung. Damit stärken Sie eine nachhaltige Landwirtschaft. Und sie verändern Ihre Ernährungsgewohnheiten, weil der Bio-Fleischpreis die wahren Kosten wiedergibt und deshalb hoch ist. Bilden Sie sich, damit Sie mitreden können. Und zwar nicht nur durch Bücher, sondern durch Selbst-Tun: werden Sie zum Erzeuger. Und wenn es nur im Blumenkasten vor dem Fenster ist. Mischen Sie sich ein. Werden Sie politisch aktiv. Denn sonst bleibt es bei einer politischen Diskussion, die die Maut für Ausländer und den Strompreis zum Nabel der Welt erklärt.

Sie haben das Hofgut Habitzheim 1986 von Ihrem Vater übernommen. Sie sind selbst dort aufgewachsen, ebenso wie Ihre Kinder. Was sind die wertvollsten Erfahrungen, die man als Kind mitnehmen kann, wenn man in so engem Kontakt mit der Natur aufgewachsen ist?

zu Löwenstein: Den Rhythmus der Natur im Alltag zu erleben und der Nahrung beim Entstehen zuzusehen, ist prägend. Und die Freiheit, die Kindern geschenkt ist, die auf dem Land aufwachsen.

Tickets gibt es an allen Ticket-Regional-Vorverkaufsstellen, im Kulturbüro Merzig und im Kreiskulturzentrum Villa Fuchs unter Telefon (0 68 61) 9 36 70 oder www.villa-fuchs.de.

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