„Wenn alles perfekt läuft, ist es wie eine Messe“

Saarbrücken · Gerade erschien die Retrospektive „Bohren For Beginners“, die die bisherige Karriere der Ambient Jazz/Doom-Band Bohren & Der Club of Gore beleuchtet. Sie markiert zugleich eine Zäsur, denn 2015 schrumpfte die Mülheimer Formation vom Quartett zum Trio. Am morgigen Samstag gastiert das Trio in der Sparte 4. SZ-Mitarbeiter Kai Florian Becker sprach mit Christoph Clöser.

 Ereignislose Musik nennen Bohren & Der Club Of Gore, das was sie tun. Rechts im Bild Christoph Clöser.

Ereignislose Musik nennen Bohren & Der Club Of Gore, das was sie tun. Rechts im Bild Christoph Clöser.

Foto: Bohren

Wieso haben Sie "Bohren For Beginners" veröffentlicht?

Christoph Clöser: Es war die Idee der Plattenfirma. Wir wollen damit an ein paar Leute rankommen, die nicht zwangsläufig mit dem Bohren-Kosmos vertraut sind. Die Platte ist daher auch rot und hat ein Cover, das wir für unsere regulären Alben eher nicht durchgehen lassen würden. Das Album ist als Einstiegsmöglichkeit für alle diejenigen gedacht, die vielleicht mal unseren Namen gehört haben, aber noch nicht mit unserer Musik vertraut sind. Sie ist für alle, die uns mal hören wollten und für alle, die uns nicht hören wollten. Als Bonus gibt es ein bisher unveröffentlichtes Lied.

In den kommenden Monaten werden zudem drei Ihrer Alben wiederveröffentlicht - zum Teil erstmals auf Vinyl. Werden diese ebenfalls Bonuslieder enthalten?

Christoph Clöser: Nein, Extras wird es keine geben. Es handelt sich um "Sunset Mission", "Black Earth" und "Geisterfaust". Von diesen erschien seinerzeit lediglich "Black Earth" in der Erstauflage auf Vinyl. Die anderen gab es nie als Vinyl-Editionen. Von "Sunset Mission" sind allerdings Vinylplatten für ein Schweinegeld im Umlauf. Das sind unautorisierte, illegale Bootlegs (Mitschnitte, die Red), die gegen unseren Willen produziert worden sind. Wir sehen keinen Pfennig Geld dafür. . . . Nun veröffentlichen wir "Sunset Mission" endlich auf Vinyl. Unsere damalige Plattenfirma sträubte sich trotz anhaltend riesiger Nachfrage bis heute dagegen. Doch jetzt sind die Rechte an den Werken an uns zurückgegangen.

Das Problem mit den Vinyl-Bootlegs gibt es meines Wissens nach auch bei ihren Alben "Gore Motel" und "Midnight Radio".

Christoph Clöser: Richtig. Hier ist es allerdings so, dass die betreffende Plattenfirma über unsere Köpfe hinweg eine eigene Veröffentlichungspolitik betrieb und diese in Eigenregie veröffentlichte.

Es ist zu spüren, wie sehr Sie das erzürnt und aufregt.

Ja, das ist ein unerfreulicher zäher Kampf.

Wechseln wir das Thema: Sie sind nur noch zu dritt. Was heißt das für ihre Konzertauftritte?

Christoph Clöser: Das bedeutet mehr Arbeit auf der Bühne, mehr Schleppen und mehr Abbau.

Und wie hat man sich ein Bohren-Konzert vorzustellen?

Christoph Clöser: Wenn es ideal läuft - also nach unseren Vorstellungen basierend auf jahrelanger Erfahrung - ist es gut, wenn die Leute sitzen. Wir haben ein eigenes, atmosphärisches Licht über jedem von uns. Wir spielen, und die Leute lauschen sitzend. Wenn alles perfekt läuft und das Licht stimmt, dann ist es wie eine Messe.

Gibt es eigentlich bei Ihren Konzerten ob der leisen, atmosphärischen Musik Probleme mit Leuten, die während der Show reden?

Christoph Clöser: Ein richtiges Problem ist es nicht. Es passiert selten, dass einer in unser Konzert stolpert, überhaupt keine Ahnung hat und nach zwei Minuten zu zucken und durchzudrehen beginnt, ehe er realisiert, dass wir Ernst machen und tatsächlich die ganze Zeit diese Art Musik spielen. Das kommt mal vor. Aber es hat eben einen Grund, warum die Leute idealerweise sitzen sollen. Dann kann jeder seinen eigenen Film fahren und wegschnarchen. Wenn auch nur die ersten paar Reihen bestuhlt sind, reicht uns das schon. Das ist für uns wichtig, damit wir uns konzentrieren können. Insofern haben wir keine großen Probleme. Und wenn mal einer stört, dann spielen wir einfach weiter. Ansonsten schaffen wir mit unserer Musik und unserem Licht in der Regel eine Atmosphäre, die die Leute fesselt. Klar, man muss als Konzertgast gewappnet sein und Nerven haben. Wir nennen das, was wir machen, nicht umsonst "ereignislose Musik".

Bohren & Der Club Of Gore spielen am Samstag, 12. November, 20 Uhr, in der Sparte 4 in der Eisenbahnstraße in Saarbrücken.

bohrenundderclubofgore.de

sparte4.de

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