Niemand soll sich einsam und alleine fühlen

Saarbrücken · Wer über Weihnachten im Krankenhaus bleiben muss, soll sich nicht einsam und verlassen fühlen – sondern geborgen. Dafür stehen die Mitarbeiter des Klinikums Saarbrücken und der Caritas-Klinik St. Theresia.

 So fliegt der Weihnachtsmann in einer weihnachtlichen Geschichte von Tatjana und Jürgen Schanz über Saarbrücken. Es sieht aus, als nimmt der vollbeladene Schlitten Kurs auf den Winterberg, wo es Menschen gibt, die zum Fest nicht bei ihrer Familien sein können. Grafik: Schanz

So fliegt der Weihnachtsmann in einer weihnachtlichen Geschichte von Tatjana und Jürgen Schanz über Saarbrücken. Es sieht aus, als nimmt der vollbeladene Schlitten Kurs auf den Winterberg, wo es Menschen gibt, die zum Fest nicht bei ihrer Familien sein können. Grafik: Schanz

Die meisten Menschen verbringen Weihnachten traditionell im Kreise ihrer Freunde und Familien. Aber einigen macht eine Krankheit einen Strich durch die Rechnung. Aus den Plänen für das Fest im heimischen Wohnzimmer kann dann schon mal ein Aufenthalt in der Klinik werden. Auch dort ist an Weihnachten vieles anders als sonst.

Nur rund die Hälfte der rund 583 Betten sei über die Weihnachtsfeiertage belegt, so das Winterbergklinikum. Die meisten Patienten seien medizinische Notfälle oder können aus anderen Gründen nicht entlassen werden, zum Beispiel weil sie überwacht werden müssen. "Alles, was zu planen ist, wird natürlich so geplant, dass die Patienten vor Weihnachten nach Hause kommen", erklärt Mirela Habibovic, Krankenschwester auf der chirurgischen Station des Klinikums. Alle anderen besucht die Klinikverwaltung an Heiligabend persönlich. Und dasselbe geschieht auch in der Caritasklinik St. Theresia auf dem Rastpfuhl.

Auf sämtlichen Stationen der beiden Häuser stehen Weihnachtsbäume, es finden mehrere Gottesdienste statt, einige Ärzte tragen Anzug. Mittags gibt es eine gefaltete Karte mit dem Weihnachtsmenü.

"Wildterrine und Gänsebraten stehen nicht jeden Tag auf dem Speiseplan", so Habibovic. Sie beobachtet, dass viele Patienten an Weihnachten mehr reden wollen als sonst. Der Tag sei oft Anlass für Gespräche über das Leben, berichtet die Krankenschwester. Manche seien schon Tage vor dem Fest traurig, weil sie zum Beispiel nicht zu Hause bei ihren Kindern sein können. "Das berührt mich jedes Mal extrem", so die 36-Jährige. Auf der Kinderstation des Winterbergklinikums verteilen die Pfleger an die jungen Patienten Süßigkeiten und kleine Geschenke. "Wenn es medizinisch vertretbar ist, lassen wir auch mal zu, dass die Kleinen für ein paar Stunden nach Hause können", so Kinderkrankenschwester Doris Morlo. Die anderen bekommen Besuch von ihren Eltern. In der Geriatrie der Caritasklinik gibt es für die Besucher einen weihnachtlich dekorierten Rückzugsraum. Besuchszeiten gelten über die Feiertage nicht. "Die Patienten sollen spüren, dass Weihnachten auch hier festlich ist", so Chefarzt Karlheinz Schöll, der in der Geriatrie der Caritasklinik alte Menschen behandelt.

Demente Patienten hätten ihren Spaß vor allem am Singen von Weihnachtsliedern. Auch für sie sei Weihnachten mit vielen Erinnerungen verbunden. "Klar, dass da auch mal Tränen fließen", meint Karin Klein, Krankenschwester auf der Station. "Oft muss man jemanden dann einfach in den Arm nehmen", sagt sie und fügt hinzu: "Das Wichtigste ist, dass sich an so einem Tag niemand allein fühlt." Wenn es abends ruhiger wird, nehmen sich auch die Mitarbeiter ein paar Minuten Zeit für einen gemeinsamen Weihnachtstee. "Das darf man sich aber nicht vorstellen wie im Fernsehen, wo die Pfleger Flöte spielen, basteln und nebenbei noch Beziehungsprobleme lösen", scherzt Kinderkrankenschwester Doris Morlo.

Heiligabend sei trotz allem ein normaler Arbeitstag, an dem die Patienten auch medizinisch versorgt werden müssen. Karlheinz Schöll ist stolz darauf, sagt er, dass die Mehrbelastungen an Weihnachten für die Mitarbeiter eine Selbstverständlichkeit sind. Das Arbeiten an Weihnachten jedenfalls gehört für Ärzte und Krankenpfleger zum Alltag.

Weil Mirela Habibovic Muslimin ist, übernimmt sie regelmäßig die Weihnachtsschicht. An Silvester hat sie frei. Und auch einige der Patienten sind dann schon wieder zu Hause. Andere nehmen es mit Humor: "Dann heißt es oft: Bis Ostern bin ich doch wohl wieder daheim", berichtet Habibovic.

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