Symbol für die Eigenständigkeit des Landes

Saarbrücken · Der Saarländische Rundfunk ist Heimat für viele Saarländer. 60 Jahre nach seiner Gründung ist er politisch unumstritten und spielt auch in der ARD eine wichtige Rolle. Das war nicht immer so, wegen der Europawelle Saar gab es früher mächtig Ärger.

 Auf dem Halberg in Saarbrücken hat der Saarländische Rundfunk mit seinen Fernseh- und Hörfunkstudios sowie seiner Verwaltung seinen Sitz.Location:Saarbrücken

Auf dem Halberg in Saarbrücken hat der Saarländische Rundfunk mit seinen Fernseh- und Hörfunkstudios sowie seiner Verwaltung seinen Sitz.Location:Saarbrücken

Foto: Axel Häsler

Umgeben von Wäldern, mit Restaurant und kleinem Schloss liegt der Sitz des Saarländischen Rundfunks (SR) auf dem Halberg in Saarbrücken. Für die meisten Saarländer ist der Halberg ein Synonym für den SR. "Der SR ist ein identifikationsstiftender Faktor für das Land", sagt der frühere Chefredakteur und stellvertretende Hörfunkdirektor Axel Buchholz.

Nun feiert der Sender seinen 60. Geburtstag. Das Programm zum Jubiläum begann bereits Ende November, denn am 27. November 1956 hatte der Saar-Landtag die Gründung der Landesrundfunkanstalt beschlossen. Sendestart war am 1. Januar 1957 - passend zum Beitritt des kleinsten Flächenbundeslandes zur BRD. Denn die Saarländer hatten 1955 gegen das Saarstatut, eine Europäisierung der Region, gestimmt und damit indirekt für Deutschland votiert.

Der Übergang vom privatrechtlichen Radio Saarbrücken zum öffentlich-rechtlichen SR war laut Buchholz aber nicht abrupt. "Direkt nach der Saarabstimmung begann ein gleitender Übergang." Im Hörfunk konnte der SR die bisherigen Mitarbeiter und die Technik übernehmen, beim Fernsehen musste er jedoch bei null anfangen und erst ein eigenes Fernsehprogramm aufbauen.

"Für die Stabilität und Akzeptanz eines Senders ist es wichtig, dass er nicht zu einem Spielball von Machtpolitik wird", betont Buchholz. "Der Rundfunk im Saarland war nie so grundsätzlich umstritten wie in anderen Bundesländern." Der Sender sei stets und bis heute ein "Symbol für die Selbstständigkeit des Landes" und unter anderem deswegen auch für alle Politiker wichtig. Auch SR-Intendant Thomas Kleist bestätigt dieses Bild: "Der SR wurde von allen Parlamenten mitgedacht."

Deswegen verwundert es nicht, wenn Oppositionspolitiker Oskar Lafontaine (Die Linke) sich zu der Debatte um die Zahl der Sendeanstalten äußert: "Das Saarland braucht einen eigenen öffentlich-rechtlichen Sender." Das Wesen des Föderalismus gehe sonst verloren, wenn kulturelle Eigenheiten für eine übergeordnete Ebene geschliffen würden, erklärt er.

Und kulturelle Eigenheiten hat der SR. Er gilt nicht nur als der französischste aller ARD-Sender, er kooperiert auch eng mit der Saarbrücker Zeitung, bestreitet mit SZ-Chefredakteur Peter Stefan Herbst die Sendung "Saartalk" und ist auch am Privatsender "Radio Salü" beteiligt. "Andernorts versteht das vielleicht kein Mensch, aber das ist Föderalismus", sagt Kleist.

Doch der SR ist nicht nur eine Sendeanstalt. "Ich denke an den SR als Brückenbauer für die Großregion, als Förderer der Kultur, als Veranstalter, als Preis-Stifter und Nachwuchsförderer sowie als Botschafter des Saarlandes", erklärt Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU). "Der SR ist ein wichtiger Arbeitgeber im Saarland, der regional und überregional ein hohes Ansehen genießt."

"Heute ist er ein respektiertes und anerkanntes Schiff(chen) im Geleitzug der ARD", erklärt Buchholz. Doch auch das war nicht immer so. Ein Problem: das 1964 gestartete Massenprogramm Europawelle Saar des SR. "Er galt mit der Europawelle als Störenfried und war kurz vor dem Rausschmiss", erklärt Buchholz. Ließen die Alliierten nur UKW im Bundesgebiet zu, ermöglichten die Franzosen dem SR das Senden über Megahertz - die Europawelle reichte bis an die Côte d'Azur und wurde auch jenseits des Eisernen Vorhangs empfangen. Zudem wurde Werbung in kurzen Blöcken aufgeteilt und den Tag über gesendet, nicht nur eine halbe Stunde vormittags und abends.

Viele dieser ungewöhnlichen Vorgehensweisen haben ihren Grund in der schwierigen finanziellen Situation. Der SR ist im Finanzausgleich der ARD-Sender ein Nehmer. Das Beitragsaufkommen im Saarland ist nicht sonderlich hoch. Viele von anderen Anstalten geforderte Reformen hat der SR allerdings schon hinter sich. Mit dem SWR kooperiert er beim Beitragsservice, bei den Jugendradios, im dritten Programm und beim gemeinsamen Rundfunkorchester, mit dem Deutschlandradio bei den Hörspielen.

"Wir können nicht so viel Programm wie der WDR oder der SWR machen", erklärt Intendant Kleist. Als kleine Einheit könne der SR aber schneller Änderungen umsetzen und "im Kleinen Maßstäbe setzen".

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