Günstiges Bauen lohnt sich nicht

Saarbrücken · Saarbrücken braucht mehr „bezahlbare“ Wohnungen - aber die rechnen sich wegen des niedrigen Mietniveaus für Investoren nicht. Jenseits des „sozialen Wohnungsbaus“ suchen die Kommunalpolitiker nach Modellen, wie Gering- und Mittelverdiener zu ihrer Bleibe finden. Es wird spannend im Burbacher Füllengarten.

 So sehen die „Hofhäuser“ aus, die nach einem Konzept des Stadtplanungsamtes am Füllengarten entstehen könnten. Grafik: Landeshauptstadt Saarbrücken

So sehen die „Hofhäuser“ aus, die nach einem Konzept des Stadtplanungsamtes am Füllengarten entstehen könnten. Grafik: Landeshauptstadt Saarbrücken

Schon bevor die Landeshauptstadt hunderte Flüchtlinge aus der Aufnahmestelle Lebach in städtischen Gebäuden unterbringen musste, herrschte in der Kommunalpolitik Einigkeit darüber, dass es an "günstigem" Wohnraum für Menschen mit geringem Einkommen fehlt. Der zusätzliche Bedarf an "bezahlbaren" Wohnungen wird auf jährlich etwa 200 geschätzt, nicht zuletzt weil die Mietpreisbindung früherer Sozialwohnungen ausläuft. Vor allem auf Drängen der SPD im Stadtrat ist das Thema "neuer sozialer Wohnungsbau " wieder ganz oben auf die Prioritätenliste gerückt; im Bauausschuss zeigte sich der baupolitische Sprecher Günther Karcher am Mittwoch ungeduldig und unzufrieden mit den Fortschritten; trotz Anstrengungen in Planungsamt, Siedlungsgesellschaft und Gesellschaft für Innovation und Unternehmensförderung (GIU) werde unterm Strich zu wenig bewegt und gebaut, so die Kritik. Immerhin konnte das Stadtplanungsamt ein weit gediehenes Konzept für das im städtischen Besitz befindliche Brachen-Areal der ehemaligen Füllengartenschule Burbach präsentieren. Etwa 45 Wohnungen zwischen 56 und 121 Quadratmeter könnten demnach in modularer ein- bis zweistöckiger "Hofhaus"-Weise aneinandergereiht werden - der totale Kontrast zum früher üblichen Hochhausbau. In der Technokraten-Sprache setzt man nun auf "horizontale Verdichtung" statt auf "vertikale". Sei es drum, die Muster-Siedlung sieht sehr gefällig, zweckmäßig, solide und praktisch aus - hat aber leider einen riesigen Nachteil, nämlich die Kosten. Das Ganze wäre, wie Mitarbeiter Daniel Altemeyer-Bartscher vorrechnete, nicht wirtschaftlich zu kalkulieren. Ein Quadratmeter dieser Häuser wäre voll erschlossen (aber ohne Grundstück) für etwa 2000 bis 2100 Euro zu bauen. Die Investition begänne sich aber erst ab einem Mietzins von neun bis zehn Euro je Quadratmeter für den Investor zu rechnen. Bei einer Durchschnittsmiete in Saarbrücken von nur sieben Euro ergebe sich eine Finanzierungs- oder Rentabilitätslücke von etwa 500 bis 600 Euro je Quadratmeter. Logische Fragen von Sitzungsleiterin und Oberbürgermeisterin Charlotte Britz (SPD ): Wollen und dürfen wir überhaupt solch einen sozialen Mietwohnungsbau angehen und aus dem knappen Haushalt bezuschussen? Wenn nein, wer sonst subventioniert das Projekt?

In Anbetracht dieser Kostenvorbehalte standen die Stadtverordneten den "Hofhäusern" dann doch etwas zurückhaltend gegenüber, jedenfalls in der Variante des städtisch geförderten Mietwohnungsbaus. Warum eigentlich kein Eigentumswohnbau, warum keine Baugemeinschaften, warum kein genossenschaftliches Bauen im Füllengarten?, fragte Hermann Hoffmann (CDU ) und traf damit auf Wohlwollen in allen Lagern. Und könnte in Burbach nicht zusätzlich auch höherwertiger gebaut werden, etwa um den Fortzug junger Familien in Nachbarkommunen zu verhindern und den Stadtteil aufzuwerten, fragten Andreas Neumüller (CDU ) und Lothar Schnitzler (Linke). Einstimmig wurde der Antrag der SPD angenommen, die Verwaltung möge "das Bauen" als solches auf der Füllengarten-Brache voranbringen und sinnvolle Konzepte konkretisieren. In einem zeigten sich sich alle einig: Schnell soll es gehen, aber nicht hoppla hopp. Es dürfe nicht sein, dass unter dem Druck der aktuellen Nachfrage Häuser gebaut würden, die schon in wenigen Jahren nichts mehr darstellten, so Hoffmann.

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