„Vorsicht! Ich bin Russin!“

Saarbrücken · Sie ist Russin, kam vor 13 Jahren nach Deutschland. Erst wurde sie Saarländerin, dann, 2013, zu Mascha von Rascha. Ihr echter Name tue nichts zur Sache, sagt sie im Gespräch mit SZ-Redakteur Martin Rolshausen. In der Rolle der trinkenden, rauchenden, manchmal derben Russin, arbeitet die Frau, die Schauspiel und Design studierte, mit Dieter Hallervorden gedreht und im Saar-„Tatort“ mitgespielt hat, an ihrer Comedy-Karriere.

 Mascha von Rascha Foto: Maik Wöll

Mascha von Rascha Foto: Maik Wöll

Foto: Maik Wöll

Blond, sexy, trinkfest - wie kommt man als Frau auf die Idee, sich - zumindest als Kunstfigur - so ein Image zu geben?

Mascha von Rascha: Blond bin ich von Natur aus. Erotik ist meine große Inspiration. Trinken kann ich gut als Russin. Der Sex und das Lachen machen Menschen gesund und glücklich. Das versuche ich ihnen in der Form von Kunst zu geben.

Wie gehen Sie damit um, dass zumindest manche Kerle zu Ihren Auftritten nicht nur wegen der Kunst kommen?

Mascha von Rascha: Irgendwann habe ich entschieden, einfach grenzenlos das zu tun, was meine künstlerische Seele braucht. Unabhängig davon, wer und warum es gut oder schlecht findet. Ich habe für mich etwas gefunden, wo ich mich künstlerisch komplett ausleben kann und mich frei fühle. Ich lebe durch die Kunst. Erotik ist dabei eben meine große Inspiration.

Sie haben mal erzählt, dass es bei Ihrer Geburt in Russland minus 48 Grad kalt war. Sind Sie künstlerisch dann erst im Saarland aufgetaut?

Mascha von Rascha: Schon in der Schule in Tundusch habe ich das Thema mit dem Titel: "Erregung, Sex, Schwangerschaf, Geburt" für das Abi-Examen in Biologie ausgewählt. Meine Fachjury bestand aus drei Frauen und einem Mann, dem Schuldirektor. Und das Thema Sex war und ist in meinem Heimatdorf verboten! Von den drei Damen, die ziemlich rot im Gesicht beim Zuhören waren, gab es keine weiteren Fragen. Der Schuldirektor fand es amüsant und fragte weiter, um seine Kolleginnen zu ärgern, ich bekam die Note Fünf. In Russland ist Eins die schlechteste Note, Fünf die beste. An der Uni im Fach Design waren meine Werke alle erotisch gefärbt. Wenn man zum Beispiel bei meiner Mantelkollektion genau den Schnitt angeschaut hat, erkannte man die Geschlechtsorgane . Die Mäntel haben sich gut verkauft. Ich zeichne auch Erotikbilder, schreibe erotische Gedichte dazu. Wenn ich genug davon habe, will ich ein Buch rausbringen.

Wer ist die Zielgruppe dieser Kunst? Russen, Deutsche? Alle?

Mascha von Rascha: Alle nicht. Es ist auch manchmal sehr hart, wenn 80 Prozent der Leute im Publikum meinem Humor nicht folgen können, weil mein Thema "Russland, Deutschland und die Unterschiede für sie fremd ist. Meine Zielgruppe sind Ausländer, nicht nur Russen. Und natürlich die Deutschen, 35 plus. Die, die die DDR-Zeiten erlebt haben, auch die, die sich generell für Russland interessieren, oder geschäftlich was mit meinem Heimatland zu tun haben, oder mit den Frauen aus dem Ausland verheiratet sind. Ich bin immer froh, wenn sie im Publikum sitzen.

Warum ist die Warnung "Vorsicht! Ich bin Russin!" in Ihrem Programm notwendig?

Mascha von Rascha: Ich habe vor Kurzem versucht, Urlaub günstig zu buchen, bei Google eingegeben : "Urlaub ohne". "Geld" wollte ich noch dazu schreiben, aber da kamen schon die meist gesuchten Begriffe für "Urlaub ohne" - in dieser Reihenfolge: "Urlaub ohne Geld", "Urlaub ohne Eltern", "Urlaub ohne Kind" und "Urlaub ohne Russen". Also: Ihr wollt mich nicht. Vorsicht! Ich bin aber da.

Sie haben Schauspiel und Design studiert. Nun konzentriersen Sie Sich auf die Mascha-Rolle. Sie glauben also an den Erfolg dieser Figur.

Mascha von Rascha: Als ich das Projekt gestartet habe, habe ich sofort den Namen patentiert. Fast 1000 Euro hat es gekostet. Man muss entweder bekloppt sein oder wirklich daran glauben, dass daraus was wird. Beides passt zu mir.

Hat es sich gelohnt?

Mascha von Rascha: Der große "Durchbruch" ist noch nicht da. Der Weg zum Erfolg bei Comedians kann nicht so schnell sein, wie zum Beispiel bei den Musikern, die mit einem Lied über Nacht berühmt und erfolgreich werden. Comedians müssen jeden Gag mehrmals testen. Ich habe mit einer Fünf-Minuten-Nummer angefangen, die in etwa 30 Clubs gespielt, die funktionierenden Gags behalten, das Programm auf zehn Minuten erweitert. Bis man eine sichere Stunde Programm hat, können Jahre vergehen. Ich bin bei 20 Minuten, spiele in Comedy-Mixshows.

Sie vermarkten Mascha von Rascha nicht nur auf der Bühne.

Mascha von Rascha: Ich kann in alle Richtungen kreativ sein. Mascha von Rascha ist eine Marke. Bierkrüge, Parfüm, T-Shirts gibt es schon, und ich habe da so einen großen Raum für meine Kunst. Auch ein Klodeckel im Style "Mascha von Rascha" würde mich reizen.

Mascha von Rascha spielt am Samstag, 26. September, 21 Uhr, beim Kleinkunstabend im Kultur-Salon bei den Winzern, Saarbrücken, Martin-Luther-Straße 5, Tel. (06 81) 58 38 16

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