„Eine Sport treibende Hilfsorganisation“

Saarbrücken · Oliver Zangerle ist seit 2013 Vize-Präsident des saarländischen Landesverbands der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG). Im Gespräch mit SZ-Mitarbeiter Sebastian Zenner erklärt Zangerle unter anderem, was ehrenamtliche Lebensrettung mit Sport zu tun hat.

 Oliver Zangerle warnt vor dem Schwimmen in nicht ausgewiesenen Gewässern.FOTO: Thomas WIeck

Oliver Zangerle warnt vor dem Schwimmen in nicht ausgewiesenen Gewässern.FOTO: Thomas WIeck

Herr Zangerle, das Kürzel "DLRG" sieht man oft - vor allem in der Nähe von Gewässern oder Schwimmbädern. Was genau macht die DLRG?

Oliver Zangerle: Wir betreiben Schwimm-Ausbildung, also Kurse für Kinder und Erwachsene. Dazu kommen die Jugend-Schwimmabzeichen, die Aus- und Fortbildung unserer Rettungsschwimmer , was im Rahmen unserer Trainingseinheiten stattfindet. Und dann gibt es noch verschiedene Spartenausbildungen wie Taucher oder Strömungs-Retter. Wir sorgen außerdem landesweit für die Wassersicherheit. Verschiedene Ortsgruppen unterstützen ihre Gemeinden zudem in den Freibädern. Wir betreiben auch Katastrophenschutz wie beispielsweise im Rahmen des Elbe-Hochwassers 2013.

Wie ist der saarländische Landesverband derzeit aufgestellt?

Zangerle: Wir haben im Saarland mit knapp 12 000 Mitgliedern deutschlandweit den Landesverband mit der größten Organisationsdichte innerhalb der DLRG. Wir sind aufgeteilt in sechs Bezirke und 49 Ortsgruppen mit Mitgliederzahlen zwischen unter 100 bis über 660 in der Ortsgruppe Merzig. Wir haben auf unserer Geschäftsstelle eine hauptamtliche Halbtags-Kraft, alle anderen arbeiten ehrenamtlich. Ganz allgemein kann man sagen, dass wir ein sehr ‚saarländischer‘ Verband sind. Das heißt, dass bei uns oft ganze Familien aktiv sind. Das entsteht dann nach dem Motto: Wenn Ihr Partner Mitglied ist und Sie ihn öfter sehen wollen, dann machen Sie am besten mit (lacht).

Ihr Verband gehört dem Landessportverband an. Was hat ehrenamtliche Lebensrettung mit Sport zu tun?

Zangerle: Wenn man so will, sind wir eine Sport treibende Hilfsorganisation. Es gibt Rettungsschwimm-Wettkämpfe, die die Rettungstätigkeit widerspiegeln. Dazu gehört beispielsweise eine Herz-Lungen-Wiederbelebung als Wettkampfbestandteil, der bewertet wird - selbstverständlich nicht nach Schnelligkeit, sondern nach Richtigkeit. Dazu kommt auch das Hindernis-Schwimmen. Es gibt in diesen Disziplinen sowohl Landes- als auch deutsche Meisterschaften, auf denen wir gerade im Seniorenbereich als Landesverband Saarland recht erfolgreich sind.

Gibt es ein Mindestalter für die Teilnahme an DLRG-Kursen?

Zangerle: Die Schwimmkurse werden in aller Regel für Kinder ab sechs Jahren angeboten. Das hat einen pädagogischen Hintergrund, damit die Kinder mit der Unterrichtssituation besser umgehen können und der Erfolg größer ist. Des Weiteren hat dies den organisatorischen Grund, dass Kinder in diesem Alter weniger Betreuung beim Umziehen und Ähnlichem brauchen. In allen Ortsgruppen gibt es einen Trainingsbetrieb, der den Einstieg ermöglicht. Der ist aber nicht vom Alter, sondern einfach von den Schwimmfähigkeiten abhängig.

Wie steht es denn heutzutage um die Schwimmfähigkeit von Kindern und Jugendlichenn? Gibt es diesbezüglich Veränderungen?

Zangerle: Wir haben im Mai eine entsprechende Umfrage gemacht. Die meisten haben zurückgemeldet, dass ihre Schwimmkurse ausgebucht sind. Von daher habe ich nicht den Eindruck, dass sich die Eltern nicht darum kümmern, sondern es ist eine Frage der Möglichkeiten. Was, wenn im näheren Umkreis kein Bad mehr zur Verfügung steht? Man kann auch den Lehrerinnen und Lehrern keinen Vorwurf machen. Viele sagen, dass sie mit 20 Kindern alleine sind und diese nicht in der Schwimmkurs-Situation vorfinden, sondern als heterogene Gruppe, von der vielleicht fünf Kinder super schwimmen können und fünf andere Angst vor dem Wasser haben. Da steht man schnell auf verlorenem Posten.

Auch im Saarland soll die Zahl der Ertrinkungsunfälle gestiegen sein, sagen Sie. Welche Gefahren verbergen sich denn in und um saarländische Gewässer?

Zangerle: Wir können nur immer wieder sagen, dass man nur an ausgewiesenen Badestellen baden sollte. Oft passieren Unfälle an Seen und Weihern, an denen das Ufer bewachsen ist. Und so ein Kontakt mit einer vermeintlichen Schlingpflanze kann Panik verursachen. Ein ganz großes Problem ist, dass Hilfe an solchen Stellen einfach nicht schnell vor Ort sein kann. Das ist an ausgewiesenen Badestellen völlig anders.

Inwiefern?

Zangerle: Dort sind wir im ständigen Kontakt mit der Rettungsleitstelle, und das geht Schlag auf Schlag. Außerdem - und das hat man beim diesjährigen Saarspektakel leider zu spüren bekommen - wird an nicht ausgewiesenen Badestellen die Wasserqualität nicht regelmäßig überprüft. Ein weiterer Grund ist übermäßiger Alkoholkonsum. Nicht nur aus medizinischer Sicht, weil Alkohol die Gefäße erweitert und somit empfindlicher für Kälte macht. Man kommt nach Alkoholgenuss auch auf Ideen, auf die man nüchtern nicht kommen würde.

Wie ist Ihr Landesverband finanziell aufgestellt?

Zangerle: Wir sind nicht auf Rosen gebettet, aber wir haben viele Mitglieder, die ihren Beitrag weiter bezahlen, obwohl sie nicht mehr aktiv sind. Von daher haben wir auch keine akute Finanznot und können unsere zahlreichen Angebote und Ausbildungsmaßnahmen aufrechterhalten.

Warum sollten sich jüngere oder ältere Menschen ausgerechnet für eine aktive Mitgliedschaft in der DLRG entscheiden?

Zangerle: Natürlich zunächst einmal, um Schwimmen zu lernen, sofern sie das noch nicht können. Ansonsten einfach wegen der Vielfalt. Die DLRG bietet für jede Altersklasse etwas Interessantes. Als Jugendlicher kann man die Ausbildung zum Rettungsschwimmer und vielleicht zum Strömungsretter machen und lernt, sich in bayrischen Gebirgsschluchten abzuseilen oder mit einem Rafting-Boot zu fahren. Bei uns kann man auch den Bootsführerschein machen und später als Ausbilder tätig sein oder in anderen Bereichen Verantwortung übernehmen. All dies hilft der Allgemeinheit.

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