Schulnoten sind erstmal zweitrangig

Saarbrücken · Rainer Kappés, Inhaber des Campusmarkts (ehemals Edeka) auf dem Uni-Campus, gibt oft Jugendliche eine Chance, die sonst keinen Ausbildungsplatz finden würden. Dabei arbeitet er unter anderem mit dem Zentrum für Bildung und Beruf Saar gGmbH (ZBB) in Burbach und der saarländischen Industrie- und Handelskammer zusammen. Warum der St. Ingberter keine Berührungsängste kennt und worauf er bei seinen Bewerbern achtet, darüber hat SZ-Redakteurin Dörte Grabbert mit Rainer Kappés gesprochen.

Herr Kappés, in Ihrem Campusmarkt an der Uni erhalten oft Jugendliche eine Chance, die sonst keinen Ausbildungsplatz finden würden. Wie wählen Sie die Jugendlichen aus?

Rainer Kappés: Wir bilden Verkäufer und Kaufleute im Einzelhandel aus. Ich suche mir die Auszubildenden danach aus, ob sie gute Verkäufer sind. Ich lasse jeden erstmal 14 Tage Praktikum machen. Danach entscheide ich, ob es passt. Die Noten sind erstmal zweitrangig. Ein Hauptschulabschluss reicht für die Lehre als Verkäufer aus. Beim Kaufmann beziehungsweise bei der Kauffrau für Einzelhandel sind die Anforderungen allerdings höher. Da zählen dann schon die Noten. Sonst schafft der Azubi die Berufsschule nicht. Damit tut er sich selbst keinen Gefallen.

Was macht einen guten Verkäufer aus?

Kappés: Beim Beruf des Verkäufers kommt es vor allem darauf an, dass man Spaß an dem Beruf und ein freundliches Wesen hat, und auf die Leute zugehen kann. Die Kunden mögen es, wenn Verkäufer offensiv und freundlich sind. Und der Azubi muss ins Team passen. Sonst funktioniert das nicht. Die Leute müssen sich bei uns einfach wohlfühlen. Das gilt für unsere Kunden und auch für unsere Mitarbeiter.

Wie sind Ihre Erfahrungen mit dieser Auswahlmethode?

Kappés: Wir haben die besten Erfahrungen. Wenn ich vorher immer auf die Schulnoten geschaut hätte, hätte ich jetzt manchen Top-Verkäufer nicht. Ich hatte gerade einen Azubi, der musste die Prüfung zweimal wiederholen, aber er ist ein toller Verkäufer. Am Ende schaffen alle irgendwie die Verkäufer-Prüfung.

Es lohnt sich also, als Arbeitgeber auch mal durchzuhalten?

Kappés: Absolut. Meine Azubis bekommen eine zweite Chance. Ich hatte mal eine Auszubildende , die hat mich wirklich Nerven gekostet. Aber sie hat die Kurve gekriegt und ist jetzt eine meiner besten Kräfte. Ich bin froh, dass ich sie habe. Noch ein Beispiel: Vor Kurzem hatte ich zwei Schülerpraktikanten, die waren so gut, dass ich sie sofort übernehmen würde, ohne das Zeugnis gesehen zu haben, weil ich mir sicher bin, dass sie gute Verkäufer werden. Ich müsste mich schon sehr täuschen. Aber das glaube ich nicht. In der Vergangenheit habe ich meistens recht behalten.

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