Gegen jegliche Diskriminierung

Saarbrücken · Sie war selbst die erste und einzige maghrebinische Studentin an der Uni Trier und promovierte über Frauen im Demokratisierungsprozess in Marokko. Das gab Soraya Moket den Antrieb, sich gegen jegliche Art von Diskriminierung einzusetzen

 Die Soziologin Soraya Moket aus Saarbrücken. Foto: Mohamed Massad

Die Soziologin Soraya Moket aus Saarbrücken. Foto: Mohamed Massad

Foto: Mohamed Massad

"Anfang der 1990er Jahre kam ich zum Studium nach Deutschland" sagt Soraya Moket. Was die gebürtige Marokkanerin seitdem alles an ehrenamtlichem Engagement geleistet hat, ist beeindruckend. Das sieht auch Bundespräsident Joachim Gauck so. Denn heute, am Vortag des Internationalen Frauentags, zeichnet er Soraya Moket als eine von 24 Bürgerinnen aus allen Teilen der Republik für ihren herausragenden gesellschaftlichen Einsatz mit dem Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland aus.

Ehrenamtliches Engagement? Im Saarland ist die promovierte Soziologin mit deutschem und marokkanischem Pass in erster Linie durch ihr hauptamtliches Wirken bekannt. Seit 2006 arbeitet sie in Saarbrücken als Geschäftsführerin des Vereins Ramesch - Forum für Interkulturelle Begegnung. Nur den wenigsten hierzulande dürfte ihr Amt für einen anderen Verein bekannt sein: das als Ehrenpräsidentin des Deutsch-Marokkanischen Kompetenznetzwerks (DMK). Es ist ein Netzwerk, das Moket 2009 mitbegründete, viele Jahre als Präsidentin leitete und bis heute darin Projekte betreut. Das DMK, erzählt sie, sei ein Zusammenschluss von gebürtigen Marokkanern, die sich nach dem Studium in Deutschland zum Bleiben entschlossen und in den verschiedensten Berufen hier Karriere machten. Als Chefärzte, Professoren, Künstler oder auch Ingenieure in der Autoindustrie. Mit dem Netzwerk wolle man die eigenen Kompetenzen dazu nutzen, um einerseits andere marokkanische Einwanderer , der ersten bis dritten Generation, zu unterstützen, andererseits aber auch Menschen in Marokko. Deshalb führt das DMK laut Moket zum einen in Kooperation mit der GIZ und Stiftungen Entwicklungsprojekte in Marokko durch, wo man etwa Dialyse-Station aufbaute und ein Dorf mit Solaranlagen versorgte. Zum anderen biete man auch Hausaufgabenhilfe und Fortbildungen für Eltern über alle Themen von Erziehung und Bildung an. Da ein Großteil der Marokkaner, die infolge des Anwerbeabkommens mit Deutschland von 1963 nach Nordrhein-Westfalen und Hessen einwanderten, finden die Inlandsprojekte dort statt.

Soraya Moket, die diese Projekte ehrenamtlich seit mehreren Jahren leitet, ist deshalb viel unterwegs. Hinzu kämen viele Reisen nach Berlin und Marokko, um mit den Politikern und Institutionen zu verhandeln. Viel Freizeit, gesteht Moket, habe sie nicht. Schon im Studium in Trier hat sie sich engagiert. Im Studierendenparlament, im Asta, im städtischen Integrationsbeirat und bis heute im "World University Service", der Menschen weltweit dabei hilft, ihr Menschenrecht auf Bildung wahrnehmen zu können und zu studieren. "Ich war selbst die erste und einzige maghrebinische Studentin an der Uni Trier", sagt Moket. Das gab ihr Antrieb, sich gegen jegliche Diskriminierung einzusetzen. Als Soziologin, die über "Frauen im Demokratisierungsprozess in Marokko" promovierte, hätte sie 2005 in ihrer Heimat allerdings keine Chance gehabt, sagt sie. Als Geschäftsführerin einer Organisation für Entwicklungszusammenarbeit (ASTM, Action Solidarité Tiers Monde) in Luxemburg wechselte sie 2006 an die Saar und hat es nicht bereut. "Dass ich jetzt als Saarländerin ausgezeichnet werde, ist mir eine Ehre", sagt Moket und lächelt. "Bei mir schlagen heute drei Herzen in einer Brust, ich fühl mich als Saarländerin, als Marokkanerin und als Deutsche".

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort