Serie "Arbeitsplatz Krankenhaus" Sie hilft, wenn die Luft wegbleibt

Malstatt · Wer denkt schon gern ans Krankenhaus – so lange er gesund ist? Hauptsache, das Krankenhaus ist da, und wir fühlen uns sicher, weil für den Notfall alles bereitsteht: Geräte und vor allem hilfsbereite Menschen. Genau um diese Menschen geht es in unserer Serie „Arbeitsplatz Krankenhaus“. Wir stellen die vor, die uns helfen, falls uns das Glück verlässt – oder uns auf dem Weg ins Leben beistehen. Heute: die Atmungstherapeutin Tanja Hahn.

 Atemmaske gefällig? Tanja Hahn an ihrem Arbeitsplatz in der Caritasklinik St. Theresia. Foto: Iris Maurer

Atemmaske gefällig? Tanja Hahn an ihrem Arbeitsplatz in der Caritasklinik St. Theresia. Foto: Iris Maurer

Foto: Iris Maurer

Am Caritasklinikum St. Theresia arbeitet Tanja Hahn als Atmungstherapeutin. Trotzdem machen Atemübungen mit Patienten nur etwa 10 Prozent ihrer Arbeit aus, schätzt sie. Denn Hahn hilft ihren Patienten bei fast allem, was mit deren Erkrankung zu tun hat. Die vielseitigen Aufgaben waren einer der Gründe dafür, dass die Fachkrankenschwester für Intensivmedizin ab 2008 neben dem Beruf die dreijährige Weiterbildung in München gemacht hat. Finanzieren musste Hahn die Weiterbildung selbst. Aber das war es ihr wert. "Den Beruf gibt es erst seit 2005. Als ich davon gehört habe, wusste ich sofort: Das ist etwas für mich", erzählt Hahn. Schon auf der Intensivstation habe sie Beatmung besonders interessiert. Dass die auch bei den Patienten zuhause möglich ist, bedeutet für viele, trotz ihrer Krankheit weiter am Leben teilhaben zu können, meint Hahn.

Sie selbst ist gerne in der Natur unterwegs und arbeitet in ihrem Garten. "Es wird einem im Alltag wenig bewusst, dass man gesund ist", findet sie. In der Klinik begegnet sie vor allem Patienten mit Asthma oder COPD, einer lebensbedrohlichen Lungenerkrankung. Heilen kann Hahn ihre Patienten nicht. "Ich habe mich irgendwann damit abgefunden, dass das Leben endlich ist. Aber ich will den Patienten die größtmögliche Lebensqualität ermöglichen", sagt sie. Auch mit Beatmungsgerät lasse sich ein normales Leben führen.

Einige Patienten benötigen nur einige Stunden am Tag Hilfe, andere länger. Manche Kranke kommen schon lange bevor eine Beatmung notwendig wird zu Hahn. Häufigstes Problem ist Atemnot. "Ich zeige den Patienten , wie sie damit umgehen können, zum Beispiel durch Atemtechniken." Oft lasse sich das Auftreten von Atemnot dadurch verhindern.

Bei der Entwicklung eines Therapieplans arbeitet Hahn eng mit dem Lungenfacharzt zusammen. Neben den Atemübungen gibt Hahn Inhalationsschulungen, begleitet Patienten vor und nach Operationen und regelt die Formalitäten mit der Krankenkasse.

Sie kümmert sich auch darum, dass Patienten nach ihrer Entlassung gut versorgt sind. Bei beatmeten Patienten bedeutet das, spezielle Hilfsmittel zu bestellen und den Pflegedienst zu informieren .

Auch mit den Geräten muss sich Hahn auskennen. Ein Patient, erzählt sie, habe dem notwendigen Luftröhrenschnitt nur unter der Bedingung zugestimmt, dass er später auch während der Beatmungsphasen sprechen kann. Normalerweise ist das nicht möglich, auch wenn Hahn 50 verschiedene Geräte zur Auswahl hat. "Aber ich habe eine Lösung gefunden", sagt sie stolz.

Komplizierte Fälle sieht sie als Herausforderung. "Ich muss eben schrittweise vorgehen", so Hahn. Sie nimmt sich Zeit für ihre Patienten . Dafür sind sie ihr dankbar und behalten sie als Ansprechpartnerin im Gedächtnis: "Manche rufen mich noch ein Jahr nach der Entlassung an, weil mit ihrem Gerät etwas nicht stimmt. Andere erzählen, wie sie zu Hause zurechtkommen und bedanken sich. So was treibt mich ganz besonders an", sagt Hahn.

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