Abriss und Neubau mit Vollsperrung?

Luisenthal · Mit dem geplanten Neubau der Luisenthaler Brücke, die seit Jahren als dringend sanierungsbedürftig gilt, geht es nicht voran. Möglich, dass sie nun abgerissen und neu errichtet wird, ohne dass während der Bauzeit ein Provisorium über Fluss und Autobahn 620 führt – was Völklingen und Saarbrückens Westen kräftige Staus bescheren dürfte.

 Blick vom Luisenthaler Saarufer aus auf die im Jahr 1959 errichtete Brücke. Archivfoto: Becker&Bredel

Blick vom Luisenthaler Saarufer aus auf die im Jahr 1959 errichtete Brücke. Archivfoto: Becker&Bredel

Sperrung der Fechinger Talbrücke, Überholverbot für Lastwagen auf der Wehrdener Rosseltalbrücke - Brücken im Bundeseigentum machen Kommunalpolitikern im Saarland derzeit Sorgen. Aber auch um manche Brücken des Landes ist es nicht gerade gut bestellt. Zur 1959 errichteten Saarbrücke, die bei Luisenthal Fluss und A 620 überquert, erklärte der Landesbetrieb für Straßenbau (LfS) bereits 2012, sie habe so starke Schäden, dass man sie durch einen Neubau ersetzen müsse. 2014 wolle man bauen, hieß es damals. Passiert ist bisher nichts. Und die Sache verzögert sich weiter. Wolfgang Kerkhoff, Sprecher des Wirtschaftsministeriums, sagte auf SZ-Nachfrage, frühestens 2018 bis 2020 sei mit einer Brücken-Erneuerung zu rechnen.

Warum es nicht vorangeht? Der LfS hatte nach einigem Hin und Her über den Standort des Brücken-Neubaus (siehe "Hintergrund") eine Lösung auf den ersten Platz gesetzt, bei der die neue Brücke direkt neben der alten errichtet wird, "oberstromig", Richtung Saarbrücken. So könnte während der Bauzeit der Verkehr weiter übers alte Bauwerk fließen; eine provisorische Brücke - vom LfS für nötig erachtet wegen starker Verkehrslast - könnte man sich so sparen. Und, noch wichtiger: Nur diese Variante, sagte Kerkhoff, führe "zu einer Verbesserung der diagnostizierten Verkehrsmengen" im Bereich Kokereistraße-Saarbrücker Straße-Autobahnanschluss.

Die Lösung hat freilich einen Haken. Das Land müsste dafür von der Steag, der das direkte Brücken-Umfeld am Luisenthaler Saarufer gehört, Grund erwerben.

Zu welchem Preis, darüber gehen die Ansichten offenbar auseinander. Kerkhoff berichtet, dass das Land nach den Vorstellungen der Steag neben dem Kauf der Fläche auch den Abbruch eines Anbaus am Steag-Gebäude und dessen Neuerrichtung woanders finanzieren müsse; "da stehen Verhandlungen noch aus", fügt er hinzu. Die jüngsten Gespräche seien "konstruktiv und in guter Atmosphäre" verlaufen, sagt dazu Steag-Sprecher Jürgen Fröhlich. Allerdings sei die Anfangs-Offerte des Landes - Zeitwert des Gebäudes plus Abrisskosten - "nicht akzeptabel" gewesen, da die Steag den Anbau als Bürogebäude nutze und ein solches auch brauche. Doch sein Unternehmen sei bereit zu einem Entgegenkommen, man sei offen.

Dennoch, der LfS plant jetzt vorsichtshalber ohne Steag-Grund: Er favorisiere derzeit "den Abriss und Neubau der Saarbrücke an gleicher Stelle unter Vollsperrung der Bahnhofstraße", sagte Kerkhoff. Nur seien bei dieser - kostengünstigsten - Variante wohl "erhebliche Verkehrsstörungen während der Bauzeit " zu erwarten. Mögliche Folgen lasse man gerade untersuchen.

Wer öfter unterwegs ist in der Gegend, kann sie sich auch ohne Studie ausmalen. Schon jetzt rollt enorm viel Verkehr über die B 51 in Luisenthal und Burbach, die Saarbrücker Straße in Fenne, die Kokereistraße Richtung Klarenthal und Warndt und durch Gersweiler. Im Berufsverkehr gibt es rund um den Autobahnanschluss Stangenmühle oft Staus.

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Hintergrund Eine Standort-Variante für den geplanten Brücken-Neubau wurde 2013 geprüft und vom Land wegen der Kosten verworfen: eine Verlegung um gut 200 Meter nach Osten, auf Höhe der Altenkesseler Straße in Luisenthal . Das hatten Völklinger Kommunalpolitiker vorgeschlagen, um Luisenthal vom Verkehr zu entlasten und die Chance zu wahren, dass die seit Jahren ersehnte Osttangente doch noch verwirklicht wird. Jedoch ist die Saar dort breiter, die Brücke würde länger; man müsste Grund ankaufen und den Autobahnanschluss umbauen - die Mehrkosten wurden auf rund fünf Millionen Euro geschätzt. Abriss und Neubau der Brücke werden nach Auskunft aus dem Wirtschaftsministerium etwa zwei Jahre dauern. Falls ohne provisorische Brücke gearbeitet wird, muss die über die Saar führende Luisenthaler Bahnhofstraße komplett gesperrt werden. dd

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