Schnelles Internet bis Weihnachten

Klarenthal · Wer vorbeikommt und an der Baustellenampel warten muss, rätselt beim Anblick riesiger „Kabel“-Trommeln, was an der Landstraße 163 derzeit passiert. Des Rätsels Lösung: Eine Spezialfirma baut dort eine Glasfaserleitung. Wir haben uns die Arbeiten genauer angeschaut.

 Mit einer Art Joystick bedient Maschinist Ralf Bornberg das Bohrspülgerät. Mit dessen Hilfe werden Leerrohre am Rande der Landstraße eingezogen. Sie werden später Glasfaserkabel aufnehmen – Voraussetzung für schnelles Internet. Foto: Becker & Bredel

Mit einer Art Joystick bedient Maschinist Ralf Bornberg das Bohrspülgerät. Mit dessen Hilfe werden Leerrohre am Rande der Landstraße eingezogen. Sie werden später Glasfaserkabel aufnehmen – Voraussetzung für schnelles Internet. Foto: Becker & Bredel

Foto: Becker & Bredel

Bauarbeiter ziehen derzeit eine moderne Glasfaserleitung für schnelles Internet durch den Warndtwald, entlang der Landstraße 163, die von Klarenthal nach Velsen führt. Aus der Nähe betrachtet, sieht die Sache gar nicht sonderlich spektakulär aus. Maschinist Ralf Bornberg bedient das Bohrspülgerät, das einen Bohrkopf in flachem Winkel in den Waldboden treibt. In einem sanften Bogen führt der gebohrte Kanal, der in etwas mehr als fünf Metern seinen Tiefpunkt erreicht, in Richtung Velsen.

Etwa 180 Meter weiter befindet sich die nächste Bohrstelle. Dort wird der Bohrkopf, von einem Joystick gesteuert, wieder aus dem Waldboden auftauchen. Auf seinem Rückweg zum Bohrgerät wird er zwei flexible Leerrohre durch die Bohrung ziehen. So arbeitet sich das Team Stück vor Stück voran über die etwa sechs Kilometer lange Strecke. Noch vor Weihnachten wollen sie am Ziel angekommen sein. Von außen sichtbar ist bei den Arbeiten nur, wenn ein neues Teil des Bohrgestänges aus dem Magazin in das Bohrwerk befördert wird.

Auch was Polier Dieter Fuchs macht, sieht unspektakulär aus. Er schwenkt einen so genannten Tracker langsam über den Waldboden am Straßenrand. Damit fängt er das Radiosignal des Bohrkopfes auf und kann so ermitteln, wo der sich gerade befindet. An der entsprechenden Stelle markiert er mit einer Farbsprühdose einen kleinen blauen Punkt und meldet die gemessene Tiefe des Bohrkopfes: "5,42 Meter." Später wird die Lage der Punkte mit Hilfe von GPS (Globales Positionsbestimmungssystem) exakt vermessen und zusammen mit dem Tiefenwert ins Bohrtagebuch eingetragen.

Die Bohrspezialisten kommen aus Bad Königshofen, sie arbeiten für die Firma Weigand im Auftrag des Saarlouiser Unternehmens Inexio , das sich mit Informationstechnologie und Telekommunikation befasst. Eines der beiden Leerrohre wird nach Fertigstellung mit Glasfaserkabel bestückt, um einen gewerblichen Inexio-Kunden ans schnelle Internet anzubinden, sagt Firmen-Pressesprecher Thomas Schommer. Das andere ist Reserve für eventuelle zukünftige Kunden.

"In der klassischen Bauweise hätte man entlang der Straße einen Graben aufgerissen, das Kabel verlegt und zugeschüttet", sagt Inexio-Gesellschafter Jens Schemel. Das Bohrverfahren ist zwar technisch anspruchsvoll, aber dafür mit weniger Erdbewegung verbunden. Und man könne es im Prinzip überall anwenden. Auf diese Art habe das Unternehmen auch schon unter der Saar hindurch bohren lassen, dann gehe es mit den Leerrohren eben hinab in eine Tiefe von bis zu 13 Metern. "Nur in der Nähe von Gasleitungen ist uns das Bohren verboten - das wäre zu gefährlich", erläutert Schemel.

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Hintergrund 5500 Kilometer Glasfaserkabel bewirtschaftet das in Saarlouis ansässige Unternehmen Inexio nach eigenen Angaben, ans Netz sind 4000 Geschäfts- und 65 000 Privatkunden angebunden. Seit 2007 ist die Firma im Geschäft. Im Verfahren, das aktuell an der Landstraße zwischen Klarenthal und Velsen angewendet wird, baut man seit etwa sechs Jahren. Bisher betreibt das Unternehmen sein Netz im Saarland, Rheinland-Pfalz, Hessen, Baden-Württemberg, Bayern, Hessen und Nordrhein-Westfalen. al

Zum Thema:

Auf einen BlickDie Baustelle zwischen Klarenthal und Velsen bremst derzeit den Verkehr auf der vielbefahrenen Landstraße 163 (wir berichteten bereits). Die - von Klarenthal aus gesehen - linke Fahrbahn ist zeitweilig gesperrt. Die rechte Spur wird dann per Ampel im Wechsel mal für die eine, mal für die andere Richtung freigegeben, die Autofahrer müssen warten. Nicht immer am selben Fleck, denn die Baustelle wandert. Gearbeitet wird voraussichtlich bis Mitte Dezember. Bis dahin braucht man mehr Fahrzeit als sonst. dd

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