Ensheim-Bilanz empört FDP und Verband

Ensheim · Liberale und Gewerbetreibende halten Land und Flughafen-Leitung schwere Versäumnisse vor

 Die Passagierzahlen des Flughafens Ensheim aus dem Jahr 2016 sind den Kritikern ein Dorn im Auge. Foto: Oliver Dietze/dpa

Die Passagierzahlen des Flughafens Ensheim aus dem Jahr 2016 sind den Kritikern ein Dorn im Auge. Foto: Oliver Dietze/dpa

Foto: Oliver Dietze/dpa

Wegen der gesunkenen Fluggastzahlen sorgen sich die mittelständischen Unternehmen um die Zukunft des Flughafens Ensheim. Der Vorsitzende des Gewerbeverbandes des Saarlandes (GVS), Timo Lehberger, sagt, das ehrgeizige Ziel, deutlich über 500 000 Passagiere zu befördern, sei 2016 deutlich verfehlt worden. 427 566 Reisende nutzten nach Angaben des Flughafenverbands ADV den saarländischen Airport. Das waren 8,5 Prozent weniger als 2015 (SZ vom Mittwoch). Dies auf den Einbruch bei den Türkeiflügen zurückzuführen, hält Lehberger mit Blick auf die bundesweite Steigerung der Passagierzahlen für fragwürdig. Schließlich treffe der angeführte Türkei-Effekt ja alle Flughäfen. Wie man mit solchen Passagierzahlen das Defizit von rund fünf Millionen Euro bis 2024 auf Null bringen will, bleibe offen. Zudem gebe es die Aussage des Finanzministers, dem Flughafen bereits ab 2020 keine Landeszuschüsse mehr zu gewähren. Der Flughafen Ensheim sei wichtig für die Attraktivität des Saarlandes als Wirtschaftsstandort. Für Wachstum und Neuansiedlungen müssten die jetzige und die nächste Landesregierung die Verkehrsanbindung ganz oben auf ihre Aufgabenliste setzen. Dazu gehöre angesichts der "besorgniserregenden Entwicklung in Ensheim" rasch ein Konzept zur Zukunftssicherung des Flughafens.

Mit scharfer Kritik an der Geschäftsführung des Flughafens Ensheim reagiert die FDP auf den Passagierrückgang. Sie habe das Aus für Zweibrücken bis heute nicht genutzt, um den Saar-Flughafen deutlich zu stärken. Saarbrückens FDP-Kreischef Roland König: "Wenn Flughafen-Chef Thomas Schuck die aktuelle Entwicklung als Bestätigung seiner Erwartungen auf einen Passagierrückgang kommentiert, treibt mir das die Zornesröte ins Gesicht." Die Flugreisebranche boome, in der Nähe sei vor gut zwei Jahren ein Linienflughafen weggefallen. Die Tourismusbranche stelle fest, dass die Urlauber, die die Türkei meiden, nicht zuhause bleiben, sondern nach Mallorca oder aufs spanische Festland fliegen. Wer es in diesem Umfeld nicht schaffe, neue Ziele in den Flugplan aufzunehmen und die Erreichbarkeit "unserer Kultur-, Tourismus- und Wirtschaftsregion zu verbessern", sei eine Fehlbesetzung. Hier müsse die neue Landesregierung umgehend tätig werden, "da die bisherige verantwortungslos Zukunftschancen verspielt".

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