Augen auf Burbach

Burbach · Im Bahnhof des Saarbrücker Stadtteils sollen bald Kameras hängen. Manche Probleme werden sie aber wohl nicht beseitigen.

 Der einzige Bahnsteig im Bahnhof Saarbrücken-Burbach ist von Gleisen umgeben und kann von den Fahrgästen nur über eine Überführung erreicht werden. Die Vermutung liegt nahe, dass sich die Experten auch aus Mangel an Alternativen diesen Bahnsteig als Standort für die Kameras aussuchten. Fotos: Becker&Bredel

Der einzige Bahnsteig im Bahnhof Saarbrücken-Burbach ist von Gleisen umgeben und kann von den Fahrgästen nur über eine Überführung erreicht werden. Die Vermutung liegt nahe, dass sich die Experten auch aus Mangel an Alternativen diesen Bahnsteig als Standort für die Kameras aussuchten. Fotos: Becker&Bredel

Am Burbacher Bahnhof ist einiges los. Zumindest auf den Gleisen. Rauschende ICEs und polternde Züge randvoll mit heißem Eisen aus Dillingen müssen sie mit jungen Müttern teilen, die vor ihnen schnell noch den schweren Kinderwagen über die Schienen schleppen, statt die Überführung zu nutzen. "Da unten passieren krasse Dinge!" Ulli Fritz hat's gesehen und kann sich darüber so sehr aufregen, dass er trotz der nassen Kälte ohne Jacke schnell noch sein warmes Werbetechnik-Geschäft im Anbau des Bahnhofsgebäudes verlässt, um zu zeigen, wo genau: Trampelpfade führen an seinem Laden vorbei runter zu den Gleisen, die vor dem Bahnsteig durch den Saarbrücker Stadtteil schneiden. Fritz hat der Bahn mal empfohlen, hier einen Zaun aufzustellen. Den gibt es bisher nicht. Dafür könnten am Bahnsteig vielleicht bald Kameras hängen. Wo genau, weiß aber noch keiner, eine Expertenkommission wird den Standort der Geräte erst noch festlegen.

Das ist eine der wenigen Infos, die Innenminister Klaus Bouillon bei seiner Präsentation gegeben hat. Fest steht, dass der Bahnhof in Burbach zu den vier kleinen Bahnhöfen im Saarland zählt, die bald mit Überwachungstechnik ausgestattet werden sollen. Diese filmt dann die rund 700 Fahrgäste, die die kleinen Regionalbahnen in Burbach nach Angaben der Deutsche Bahn (DB) täglich ausspucken oder schlucken. Wenn jemand der 700 etwas anstellt oder selbst Opfer einer Straftat wird, dann kann die Polizei sich später anhand der Aufnahmen ein Bild von der Sache machen.

So oft passiert das aber nicht, sagt Wolfgang Schäfer, Leiter der Polizei in Burbach. Dass hier viele Anzeigen erstattet werden, sei ihm nicht bekannt.

Trotzdem: Bundespolizeisprecher Dieter Schwan ist sich sicher, dass die Kameras bei den Ermittlungen helfen werden. Aber er stellt auch klar, dass das Verbrechen schon einen gewissen Grad an Härte haben muss, damit sich der Aufwand lohnt. "Für eine Beleidigung wird keiner eine Kameraauswertung machen", sagt er. Wenn jemand über die Gleise läuft, werde es erst interessant, wenn dadurch ein Zug abbremsen muss und sich ein Fahrgast verletzt. Aber für kleinere Delikte seien ja auch die regelmäßigen Präventionsstreifen der Polizei am Burbacher Bahnhof da, die auch trotz der Kameras nicht seltener werden sollen.

 Der Treppenturm links neben dem Bahnhofsgebäude gehört der Stadt.

Der Treppenturm links neben dem Bahnhofsgebäude gehört der Stadt.

Bei diesen Präventionsstreifen schreiten Beamte ein Gelände ab, das sich auf kleinstem Raum selbst widerspricht: Das denkmalgeschützte, zwischen 1957 und 1959 errichtete, renovierte Bahnhofsgebäude im Bauhausstil mit der großen Glasfassade ist seit 2003 in Hand der Saarbrücker Gesellschaft für Innovation und Unternehmensförderung mbH (GIU) und wirkt mit dem breiten, luftig gestalteten Vorplatz als Pendant zu den modernen Gebäuden an den Saarterrassen auf der anderen Seite der Hochstraße. Die Gegend hat sich zu einem aufgeräumten Büroviertel gemausert, das abends kaum noch bevölkert ist und das sich mit dem Treppenturm am Bahnhofsgebäude beißt. Dieser, als einziger dafür vorgesehene Weg zum Bahnsteig ist eng und düster, mit Schatten werfenden, hervorstehenden Betonelementen auf Kopfhöhe, Müll liegt herum, und es stinkt. Die Aufzugtüren sind angerostet, und dahinter stinkt es noch mehr. Wer hier durch muss - die Überführung samt Treppenaufgang führt nicht nur zu den Gleisen, sondern auch zum anderen Teil Burbachs jenseits der Gleise -, gruselt sich auch schon am Tag. Polizeisprecher Schwan zählt als einen Vorteil der Kameras auf, dass sie das subjektive Sicherheitsgefühl förderten. Das können sie im Treppenaufgang aber nur, wenn sie denn dort auch filmen. Aber der Turm gehört nicht der Bahn, sondern der Stadt. Ladenbesitzer Ulli Fritz rechnet eher damit, dass die Geräte auf den Bahnsteig zielen. Das wäre dann an den düsteren Stellen vorbei. "Aber dann sehen sie wenigstens mal, wie viele Leute hier täglich über die Gleise laufen."

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