Wie Bischmisheim viele Läden verlor

Bischmisheim · Am Sonntag trafen sich Bischmisheimer zu einer Reise in die Vergangenheit. Im Fokus standen die ehemaligen kleinen Läden des Ortes.

Kleine, spezialisierte Geschäfte wie zum Beispiel Milchläden gibt es heute in Bischmisheim fast nicht mehr. Früher war das jedoch anders. Im Ort gab es einige kleine Läden, von denen aber viele in den Fünziger- und Sechzigerjahren schließen mussten. Die Frage, warum diese Läden heute nicht mehr existieren, diskutierten am vergangenen Sonntag 15 Männer und Frauen beim zweiten Geschichtsstammtisch des Vereins Kulturring in Bischmisheim. Veranstaltungsort war das Gasthaus Matze, ein zentraler Punkt in Bischmisheim. Das Gebäude war früher ein Kino und während des Krieges die Poststelle des Ortes. Rolf-Dieter Ganz, erster Vorsitzender des Kulturrings, leitete die Diskussion.

Sie trafen sich, um über die Geschichte ihres Ortes, insbesondere den Zeitraum der vergangenen 100 Jahre, zu sprechen. Der Schwerpunkt lag dabei auf dem wirtschaftlichen Aspekt. Insgesamt 63 Geschäfte gab es damals, vor allem Lebensmittelläden und Gasthäuser, aber auch Friseure, Drogerien, Textil- und Haushaltswarenläden.

Die Teilnehmer sprachen über einzelne ehemalige Läden, deren Warenangebote, die Standorte und über die Inhaber der Geschäfte. Auch über die Schließung vieler Läden haben die Bischmisheimer diskutiert. Einige sahen vor allem in der Eröffnung großer Supermärkte den Grund für die Schließung der kleinen Läden. Gegen die neuen Supermarktketten hatten die kleinen, spezialisierten Geschäfte keine Chance, finden die Bischmisheimer.

Manche Teilnehmer nannten als Schließungsgrund auch die wirtschaftliche Eingliederung des Saarlandes in die Bundesrepublik am 6. Juli 1959, den sogenannten "Tag X".

Auch über die Flucht der Einwohner während des Zweiten Weltkrieges sprachen sie. Der gebürtige "Bischmisser" Rudi Wagner erzählte von seinem Umzug nach Bochum und seiner Heimkehr in seinen Geburtsort. Auch der Zeitzeuge Willi Hussong berichtete von sich und seinem persönlichen Projekt über Ahnenforschung.

Das Geschichtstreffen fand bereits zum zweiten Mal statt und wurde von den Bischmisheimer Zeitzeugen sehr aktiv und unterhaltsam mitgestaltet. Zwei Personen reisten dafür extra aus Wiesbaden an, die restlichen Teilnehmer kamen aus Bischmisheim oder dem Großraum Saarbrücken. Inspiriert wurde der Stammtisch von der Arbeit Werner Kargs, der früher die Geschichtswerkstatt Bischmisheim leitete und Ende März diesen Jahres für seine Arbeit mit dem Bundesverdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet wurde. Die Bischmisheimer Geschichtswerkstatt veröffentlichte unter anderem einen Bildband mit fast 200 historischen Fotos von Straßen, Gebäuden und Dorfplätzen. Dieser diente den Teilnehmern beim Stammtisch als Anschauungsmaterial und Inspirationsquelle. Der dritte Stammtisch in Bischmisheim ist für Anfang Mai geplant. Ein genauer Termin wird der Verein Kulturring noch bekannt geben.

Zum Thema:

Geschichtsstammtisch Der Verein Kulturring Bischmisheim hofft, mit dem Treffen kundiger Anwohner die Vergangenheit des Ortes vor dem Vergessen zu bewahren. Geschichten aus den Erinnerungen der Älteren sollen das Interesse der jüngeren Generation wecken und ihnen ein Gefühl für ihren Heimatort geben. Dabei liegt der Schwerpunkt auf den Ereignissen der vergangenen 100 Jahre in Bischmisheim.

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