Altenkesseler haben ein Herz für Flüchtlinge

Altenkessel · Vor zehn Monaten hat Helmut Kohler an die Tür der syrischen Flüchtlinge geklopft und gefragt, ob sie Hilfe brauchen. Daraus hat er das Netzwerk „Ankommen in Altenkessel“ entwickelt. Seither ist der 70-Jährige jeden Tag im Einsatz.

Wenn sie Hilfe brauchen, klopfen sie zuerst an seine Tür. Helmut Kohler ist immer da, wenn die syrischen Flüchtlinge aus Altenkessel ihn brauchen. Acht Männer zwischen 19 und 47 Jahren sind in der ehemaligen Heimstätte der Saarland Hurricanes untergebracht. Übergangsweise, bis sie eine neue Wohnung für sich und ihre Familien gefunden haben. Damit ihnen der Start hier im Saarland leichter fällt, hat Helmut Kohler gemeinsam mit seinen 15 Helfern vom "Netzwerk Ankommen in Altenkessel " ganz viel Hilfe organisiert. Dafür ist er täglich im Einsatz.

Angefangen hat alles mit einem Besuch vor zehn Monaten. "Damals habe ich einfach an die Tür der Syrer geklopft und gefragt, ob sie Hilfe brauchen", erinnert sich Kohler. Die Männer boten ihm Tee an und Kohler sah sofort, wo es Löcher zu stopfen galt. Und er legte los: Helmut Kohler organisierte Möbel, einen Kühlschrank, eine Mikrowelle, Kleidung, Fahrräder, seine Frau nähte Gardinen. Bereits zwei Wochen später stand der Deutschunterricht. Eine ehemalige Lehrerin und eine Lehramtsstudentin, Gabi Scheidt und Anna Kleuser, unterrichten kostenlos zweimal die Woche, Räume stellt die evangelische Kirchengemeinde in Altenkessel . Helmut Kohler stellte Kontakt zu Vereinen her, etwa zum SC Altenkessel , DLRG und Tennisclub Altenkessel .

Die größte Stütze des Netzwerks ist Edda Paulus, ehrenamtliche Integrationshelferin vom Diakonischen Werk. Sie hat die Syrer begleitet, zum Jobcenter, zur Krankenkasse, Rentenversicherung, Ausländerbehörde und dem Energieversorger. Wenn sie krankheitsbedingt ausfällt, wird es schwer für das Netzwerk. "Ich bedaure es, dass es keinen Leitfaden für uns Helfer gibt, der erklärt, welche Ämter in welcher Reihenfolge mit welchen Unterlagen angelaufen werden müssen", erläutert Kohler. Sie müssten sich oft mühsam durchfragen, was die Arbeit sehr erschwert.

Ein Problem ist es auch, Wohnungen für die Männer und ihre Familien zu finden. "Wir brauchen Vermieter, die keine Angst vor Ausländern haben, die sich nicht an Kopftüchern stören und die Kinder mögen", bittet Kohler. Er selbst hat einen stark körperbehinderten 45-jährigen Syrer in einer Einliegerwohnung in seinem Haus aufgenommen, bis seine Familie nach Deutschland kommt.

Warum Helmut Kohler das alles macht? Für den Altenkesseler ist das eine klare Sache. "Ich wurde während der Evakuierung am Ende des Zweiten Weltkriegs geboren. Meine Mutter war damals dankbar, dass sie in Bayern bei einer Familie unterkam und aufgenommen wurde."

Und noch etwas treibt ihn an. "Durch unser Großfamilienleben kann ich mich sehr gut in die Syrer versetzen und ahne, was in den Männern hier und in den Frauen und Kindern in Syrien vorgeht. Und das tut mir richtig leid."

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