Landeshauptstadt will Bedeutung des Alt-Saarbrücker "Luisenviertels" stärken

Alt-Saarbrücken · Ja zu kleinen Läden zur Quartiersversorgung, rote Karte für Leerstände, Sex-Läden und Spielhallen. Die Eisenbahnstraße und ihre Nebenstraßen sollen auch dank eines Bebauungsplanes wieder aufgepäppelt werden.

 Die mit Kolonnaden versehene Eisenbahnstraße erlebte in den „Wirtschaftswunder“-Jahren ihre Blüte als Einkaufsmeile, ehe ihr die Bahnhofstraße den Rang ablief. Foto: Becker&Bredel

Die mit Kolonnaden versehene Eisenbahnstraße erlebte in den „Wirtschaftswunder“-Jahren ihre Blüte als Einkaufsmeile, ehe ihr die Bahnhofstraße den Rang ablief. Foto: Becker&Bredel

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Dem so genannten Luisenviertel in Alt-Saarbrücken schenkt die Landeshauptstadt in den letzten Jahren viel Aufmerksamkeit. Das dicht bebaute innerstädtische Quartier rechts und links der Eisenbahnstraße hatte in den 1950er- und 1960er-Jahren eine große Bedeutung im Stadtgefüge. Die mit Kolonnaden versehene Eisenbahnstraße erlebte in den "Wirtschaftswunder "-Jahren ihre Blüte als Einkaufsmeile, ehe ihr die Bahnhofstraße den Rang ablief. Der Niedergang mit Leerständen, Billigläden, Wettbüros und Spielhallen sowie die damit einhergehenden Qualitätsverluste bei der Fassaden- und Werbegestaltung ließen im Baudezernat regelrecht die Alarmglocken schrillen. Die Eisenbahnstraße ist inzwischen saniert (inklusive der Kanäle und Leitungen), aber bis der Geist der frühen Jahre wieder erkennbar wird, ist nach herrschender Meinung noch viel Kleinarbeit nötig. Mit einem in zweieinhalbjähriger Arbeit entwickelten Bebauungsplan für das Luisenviertel wird der Stadtrat in seiner nächsten Sitzung am 16. Februar Voraussetzungen schaffen, um "insbesondere die Eisenbahnstraße als Rückgrat des Viertels als Einkaufsstraße zu stärken und zu erhalten und mit planerischen Mitteln einem Abwertungsprozess entgegenzuwirken". Das Luisenviertel soll aufgrund seiner städtebaulichen Struktur und der zentralen Lage zwischen City und Ludwigskirche, Regierungsviertel und Hochschule für Technik und Wirtschaft wieder aufgewertet werden, wobei man nicht nur an Läden und Dienstleistungen denkt, sondern auch an attraktives Wohnen. Nach dem Einzelhandelskonzept der Landeshauptstadt soll das Luisenviertel ein so genannter Ergänzungsstandort für den zentralen Versorgungsbereich sein; es soll sich kleinteiliger Facheinzelhandel niederlassen dürfen, Bordelle und Sexshops werden ausgeschlossen, Vergnügungsstätten beschränkt. Für Flachdächer werden Begrünungen festgesetzt, für Parkplätze sind Bäume verpflichtend. Weil das Plangebiet fast komplett bebaut oder versiegelt ist, werden keine weiteren Nutzungen zugelassen, die nicht bereits heute schon zulässig wären.
Verdacht auf Brandbomben

 Apollo-Kino zwischen Metzgerei Konrad und Saarbrücker Zeitung im Jahr 1978. Foto: J. Schmidt

Apollo-Kino zwischen Metzgerei Konrad und Saarbrücker Zeitung im Jahr 1978. Foto: J. Schmidt

Foto: J. Schmidt

Im Rahmen der Beteiligung von Behörden an dem Bebauungsplanverfahren ging ein interessanter Hinweis des Kampfmittelbeseitigungsdienstes der Polizei ein: In dem Plangebiet gab es demnach im Zweiten Weltkrieg starke Bombardierungen durch alliierte Luftstreitkräfte. Da auf Luftbildern aber nur wenige Bombentrichter zu sehen seien, könnten vermehrt Brandbomben abgeworfen worden sein, die eben keine Trichter hinterließen. Folgerung: Vor Erdarbeiten sollte dies jeder Bauherr bedenken und Experten hinzuziehen. Das Landesdenkmalamt wies darauf hin, dass auch ein Bodendenkmal in dem Viertel zu vermuten ist, nämlich eine alte Wasserleitung aus Eichenstämmen. Ihr Fund ist anzeigepflichtig.

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