Ihr Traum: ein vereintes Europa

Saarbrücken · Knapp 60 Jahre nach ihrem Abschluss trafen sich am Dienstag acht ehemalige Absolventen des Europa-Instituts an ihrer damaligen Ausbildungsstätte. Doch es war nicht nur ein ruhiges Beisammensein. Auch über die Bedeutung des heutigen Europas wurde lebhaft diskutiert.

 Ehemaligen-Treffen am Europa-Institut der Saar-Uni – mit dabei auch Dr. Christian Runge (Bildmitte, Achter v.l.), der Vorsitzende des Vereins Myanmar-Partner. Foto: Iris Maurer

Ehemaligen-Treffen am Europa-Institut der Saar-Uni – mit dabei auch Dr. Christian Runge (Bildmitte, Achter v.l.), der Vorsitzende des Vereins Myanmar-Partner. Foto: Iris Maurer

Foto: Iris Maurer

Mit einem herzlichen "Welcome back" hieß der Direktor des Europa-Instituts, Thomas Giegerich, am Dienstagmorgen acht ehemalige Absolventen auf dem Campus der Universität des Saarlandes willkommen.

Der Abschluss von Daniel Guggenbühl, Erich Klusemann, Stefan Mardak, Louis Millington, Dragan Rakocevic, Yolanda Ruland, Christian Runge und Heinrich Unke ist aber nicht erst ein paar Jährchen her, sondern fast 60 Jahre.

1955 hatten sie gemeinsam mit 22 Mitstreitern ihr Studium in Saarbrücken aufgenommen. Seit 1951 kann man am Europa-Institut Europäisches und Internationales Recht studieren. Mehr als 5000 Menschen aus aller Welt haben seitdem ihren Abschluss in diesem besonderen Jurastudiengang absolviert.

Für das Wiedersehen in Saarbrücken reisten die Ehemaligen unter anderem eigens aus Brüssel , Paris, Graz, Athen und Vancouver an. Christian Runge, der das Treffen organisiert hat, erzählte: "Sofort nach dem Studium habe ich die Adressen von allen gesammelt, um in Kontakt zu bleiben. Wir haben uns, obwohl wir über die ganze Welt verstreut sind, nie aus den Augen verloren." Über die Jahre gab's viele Treffen, in Griechenland, Finnland, Italien und zuletzt 2005 in Saarbrücken .

Nach der Willkommensansprache präsentierte Giegerich seinen Gästen den Imagefilm des Europa-Instituts. Interessiert nahmen die Ehemaligen zur Kenntnis, wie sich der Studiengang gewandelt hat. Dragan Rakocevic aus Belgrad fragte die Mitarbeiter des Instituts, was sie unter Europa verstehen, woraufhin ein reger Austausch zwischen Alt und Jung stattfand. Einigkeit herrschte darin, dass internationale Freundschaften und Völkerverständigung enorm wichtig sind.

Die angehenden Juristen studierten 1955 in einer Zeit des Umbruchs. Der Zweite Weltkrieg war gerade erst zehn Jahre vorüber, das Saarland noch kein deutsches Bundesland, und die Idee eines gemeinsamen Europas stand am Anfang. Letzteres faszinierte Stefan Mardak und seine Kommilitonen, die schon damals aus unterschiedlichen Ländern stammten. "Unser Ideal war ein vereintes Europa - mit Saarbrücken als Hauptstadt", erinnerte sich der gebürtige Ukrainer.

Aber worin bestand der Reiz, Mitte der 50er Jahre für ein Studium nach Saarbrücken zu kommen? Heinrich Unke aus Berlin genoss das familiäre Verhältnis zwischen Studierenden und Professoren, das vor allem durch die überschaubare Größe des Studienganges zustandekam. "Jeder kannte jeden."

Vielleicht ist das ein Grund dafür, dass sich die einstigen Studenten noch heute so nahestehen.

Für den Elsässer Daniel Guggenbühl machten die Dozenten das Studium zu etwas Besonderem: "Wir wurden von dem französischen Politiker André Philip, einem Pionier der Europa-Bewegung, und dem Journalisten Peter Scholl-Latour unterrichtet. Ihr Charisma faszinierte mich und weckte in mir den Ansporn, mich mit der Idee Europa auseinanderzusetzen."

Für die Ehemaligen steht fest, dass das besondere Lehrangebot des Europa-Instituts sie prägte und ihren beruflichen Werdegang ebnete. Erich Klusemann war Richter und Hofrat in der Steiermark, Christian Runge kümmerte sich in den 80er Jahren als Stellvertreter des saarländischen Ministers für Bundesangelegenheiten, Ottokar Hahn, um europapolitische Fragen, und Daniel Guggenbühl machte Karriere bei der Europäischen Kommission in Brüssel .

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