Die "Shanty-Bundesliga" ist da

Saarbrücken. "Schwer mit den Schätzen des Orients beladen", so schallte es am Donnerstagabend aus 50 kräftigen Männerkehlen über den staunenden St. Johanner Markt in Saarbrücken. Schon an der einheitlichen weiß-blauen Kluft und den "Elbsegler"-Mützen war zu erkennen, dass diese Künstler aus Norddeutschland kommen müssen

 Donnerstagabend am St. Johanner Markt: Die gerade eingetroffenen ersten beiden Chöre aus Friesland und Ostfriesland bringen den Saarbrückern spontan ein Ständchen. Foto: Becker & Bredel

Donnerstagabend am St. Johanner Markt: Die gerade eingetroffenen ersten beiden Chöre aus Friesland und Ostfriesland bringen den Saarbrückern spontan ein Ständchen. Foto: Becker & Bredel

Saarbrücken. "Schwer mit den Schätzen des Orients beladen", so schallte es am Donnerstagabend aus 50 kräftigen Männerkehlen über den staunenden St. Johanner Markt in Saarbrücken. Schon an der einheitlichen weiß-blauen Kluft und den "Elbsegler"-Mützen war zu erkennen, dass diese Künstler aus Norddeutschland kommen müssen. Und in der Tat, es handelt sich um Chöre, die eigens für das 7. Shanty-Festival an diesem Samstagabend im Bürgerhaus Burbach (18 Uhr, Restkarten vorhanden) anreisten, und zwar über 600 Kilometer weit mit dem Bus. Als Shantys werden Lieder bezeichnet, die man bei der harten Arbeit auf Segelschiffen singt. Es werden aber auch Seemanns- und Heimatlieder dargeboten. Da Seefahrt früher fast ausschließlich Männersache war, bestehen Shanty-Chöre bis heute aus Männern, sie lassen sich aber gern von Frauen am Akkordeon begleiten.Der Auftritt am Brunnen war ein spontanes Ständchen, das "De Freesen ut Varel" (Friesland) und der "Störtebeker Shanty-Chor Marienhafe" aus Ostfriesland gaben, kaum dass sie Saarbrücker Boden betreten hatten und im Vier-Sterne-Hotel angelandet waren. Sie sind Amateure, die ihre Fahrten selbst zahlen. Aber sie gehören, wie auch der heute noch eintreffende Chor des Schulschiffs "Deutschland" aus Bremen, zu den herausragenden Shanty-Chören der Republik, sprich, sie singen ihr Repertoire exakt und dreistimmig.

"Das ist die Shanty-Bundesliga", bringt es Peter Mögling auf den Punkt. Der 72-jährige gebürtige Ostfriese und Wahl-Saarbrücker, den viele als gewitzten Stadtführer kennen, bemüht sich, die Shanty-Tradition hier zu Lande lebendig zu halten. Als Vorsitzender des saarländischen Chores "Die Bisttalmöwen" und Organisator des Festivals genießt er Respekt sowohl bei Fans als auch bei offiziellen Stellen. So werden die Interpreten des Festivals von der Landeshauptstadt im Rathaus St. Johann und von der Landesregierung in der Staatskanzlei empfangen.

Die Gäste verstehen sich untereinander als "große Familie" und nach außen als "Botschafter" ihrer Musik, wie Georg Grensemann von den "Störtebekern" erklärte. Wie durchdacht das Festival ist, mag man daran ablesen, dass es bei den vier Auftritten zu je 45 Minuten keine einzige Doublette gibt. Die Sänger führen eine riesige Garderobe mit, um allen Wetterbedingungen gerecht zu werden, aber auch weil die weiße Kleidung sehr empfindlich ist und alle immer adrett auftreten wollen. Die Friesen aus Varel haben sogar schon in den USA gastiert, an der Saar sind sie zum ersten Mal. 14 Monate Vorbereitung steckten in der Reise, sagt Vorsitzender Wilfried Lichterfeld. Viele Sänger haben ihre Partnerinnen dabei.

Im Rahmenprogramm ist eine Fahrt zur Saarschleife mit Essen in der Alten Abtei Mettlach vorgesehen. Unter den Sängern aus dem Norden steckt übrigens auch ein gebürtiger Saarländer: Peter Winzen aus Einöd, der 1962 nach Ostfriesland auswanderte.

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