„100 Prozent besser als das alte“

St Johann · Feuerwehren müssen oft lange kämpfen, bis sie neue und moderne Löschgruppenfahrzeuge bekommen, gerade in Zeiten leerer Kassen. Wenn es dann klappt, ist der Stolz groß und geht die Arbeit leichter von der Hand.

 Die Freiwillige Feuerwehr St. Johann zeigt ihr neues Einsatzfahrzeug: (v.l.) Fahrer Christian Cazaux, Christoph Paulus, Thomas Leimgruber, Thomas Rist, Christoph Himbert, Armin Lutz. Foto: Becker & Bredel

Die Freiwillige Feuerwehr St. Johann zeigt ihr neues Einsatzfahrzeug: (v.l.) Fahrer Christian Cazaux, Christoph Paulus, Thomas Leimgruber, Thomas Rist, Christoph Himbert, Armin Lutz. Foto: Becker & Bredel

Foto: Becker & Bredel

"Den Eschberg sind wir mit unserem vorherigen Auto im zweiten Gang hochgefahren, jetzt geht es richtig flott", schwärmt Löschbezirksführer Christoph Paulus vom neuen Löschgruppenfahrzeug "LF 20" der St. Johanner Feuerwehr, der 1862 gegründeten und damit ältesten freiwilligen Wehr der Landeshauptstadt.

Fast 35 Jahre hatte das Vorgängerauto Dienst getan, es hätte sogar noch länger gehalten, aber Paulus und seine 34 Mitstreiter waren nun doch froh, dass ihr Löschbezirk 13 modernen Ersatz bekam. Die Neuanschaffung, die in Zeiten knapper öffentlicher Kassen etwas Besonderes in der Chronik eines Löschbezirkes darstellt, ist für die Leistungsbereitschaft der Freiwilligen und die Qualität ihrer Dienstleistung nicht unwichtig: "Hinter unserer Arbeit steht ein großer Batzen Idealismus. Wenn die Stadt Saarbrücken uns solch ein Fahrzeug anvertraut, dann wird dieser Idealismus gestärkt", erklärt Zugführer Thomas Rist. "Es geht alles leichter von der Hand", ergänzt Christoph Himbert, der sogar im Hauptberuf (bei der US-Armee in Baumholder) Feuerwehrmann ist. Freiwillig dient er, wie die meisten hier, schon seit der Jugend. Späteinsteiger sind bei der Wehr die absolute Ausnahme. Ganz selten stößt mal ein Student zu den St. Johannern, der in der Heimat bei der Feuerwehr ist und auch am Studienort anpackt. Für Nachwuchs ist man hier immer dankbar.

Selbst lang gediente Wehrleute erinnern sich nicht, wann St. Johann einmal ein fabrikfrisches und dann auch noch derart großes und teures Fahrzeug bekam: 287 833,08 Euro!

Früher nahm man mit gebrauchten, andernorts nicht mehr benötigten Modellen vorlieb - wohl gemerkt keine schlechten, aber eben auch keine neuen. "Es macht uns stolz", versichert Wehrführer Paulus. Schon die Abholung des Autos im Werk, zu der fünf Wehrleute reisten, war ein Erlebnis, von dem man noch lange sprechen wird.

Das neue Auto, in das nach und nach alle eingewiesen wurden und das - kurios - just zum geplanten Segnungstermin einen echten Einsatz hatte (Säureunfall auf dem Winterberg), kann dem Vernehmen nach alles "100 Prozent besser" als das alte, was nicht zum Schaden der Besatzung und der Bevölkerung sein sollte. Es ist leichter zu erkennen und dank eines Lichtmastes mit Fernbedienung kann es Einsatzorte sehr gut ausleuchten. 290 PS machen es schnell. Im Tank werden 2200 Liter Wasser mitgeführt, die Pumpe schafft eine Fördermenge von 3000 Litern Wasser pro Minute bei zehn Bar. Neun Personen können aufsitzen, die Ausstattung ist bis ins Detail durchdacht. An manchen Sitzplätzen sind die schweren Atemluftflaschen schon so arrangiert, so dass der Träger ohne Kraftaufwand nur noch hineinschlüpfen muss: Im Ernstfall kann das zwei, drei Minuten Ersparnis bringen.

Der Löschbezirk 13 St. Johann ist in einem besonders belebten und damit sicherheitssensiblen Gebiet für Brandbekämpfung und vorbeugenden Brandschutz zuständig.

Das Einsatzgebiet umfasst den Hauptbahnhof, die Bahnhofstraße mit den Kaufhäusern, die Industriegebiete im Osten, die Universität, das Staatstheater und die Congresshalle. Bei Alarmierungen rückt üblicherweise zunächst die Berufsfeuerwehr (180 Leute, zwei Wachen) aus, bei Bedarf ruft sie die freiwillige Wehr zur Unterstützung.

Nach 18 Uhr, das gilt für St Johann, Malstatt, Burbach, Alt-Saarbrücken und St. Arnual, sind allerdings auch die freiwilligen Wehren "erstausrückend". In Saarbrücken gibt es 17 freiwillige Wehren mit etwa 800 Mitgliedern.

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