Körpereinsatz an der Maschine

Um die Vielfalt der Arbeit des Künstlers Aurélien Bory zu zeigen, hat die Festivalleitung zwei unterschiedliche Stücke von ihm ins Programm der Perspectives aufgenommen. Zum Auftakt am Sonntag ist noch einmal „Plan B“ zu sehen, später folgt „Sans Objet“. SZ-Mitarbeiterin Silvia Buss hat vorab mit dem Regisseur gesprochen.

 In „Sans Objet“ bringt Regisseur Aurélien Bory einen tonnenschweren Roboter mit zwei Tänzern zusammen. Foto: Aglaé Bory

In „Sans Objet“ bringt Regisseur Aurélien Bory einen tonnenschweren Roboter mit zwei Tänzern zusammen. Foto: Aglaé Bory

Foto: Aglaé Bory

Im Stück "Sans Objet", das zum ersten Mal in Saarbrücken gezeigt wird, benutzen Sie einen Roboter aus der Autoindustrie als Akteur auf der Bühne. Wie sind Sie auf diese Idee gekommen?

Aurélien Bory: Die Idee, Theater ohne die Anwesenheit von Menschen zu machen, hat mich schon immer interessiert. Manchmal spricht man besser über den Menschen, wenn er nicht da ist. Es gab in meinen Produktionen schon immer Arrangements, die sich bewegen und transformieren können. Die Idee von Robotern gibt es schon lange, schon in der Antike, aber verwirklicht wurde sie erst Ende der 60er Jahre von der Industrie. Ich war neugierig, wie sich unser Blick auf ihn ändert, wenn ich einen solchen Roboter aus dem Industrie-Umfeld herausnehme und ihn auf die Bühne stelle. Sobald er auf der Bühne ist, verliert der Roboter seine ursprüngliche Funktion, er wird unnütz, ohne Objekt. Die Technologie konzentriert viele Projektionen, das ist wie ein Spiegel des Menschen. Und das interessiert mich sehr, wie die Vorstellungskraft des Zuschauers von der Maschine Besitz ergreift oder sie ablehnt.

Wenn man Roboter und Menschen zusammen ins Spiel bringt, denkt jeder sofort an Rivalität zwischen den beiden. Was wollen Sie mit "Sans Objet" erzählen?

Aurélien Bory: Der Dialog zwischen Mensch und Technologie steht natürlich im Zentrum. Aber ich wollte nicht die x-te Kritik zu diesem Thema liefern. Eher eine Projektion. Unser Verhältnis zur Welt hat sich umgewälzt durch die Beschleunigung der Technologie. Sie nimmt einen großen Teil unseres Lebens ein, derart, dass man sie ebenso sehr liebt, wie man sie hasst. Diese Ambivalenz interessiert mich. Ich wollte sie physisch werden lassen, im direkten Gegenüber von Körpern, zwischen den Körpern der beiden Darsteller und dem Körper der Maschine. Und auf diesem Terrain ist es vielleicht möglich, etwas anderes wahrzunehmen von unserem Verhältnis zur Welt.

"Plan B" haben Sie 2003 kreiert, es ist das zweite Stück einer Trilogie, bis heute das am meisten gefragte. Haben Sie sich nicht gefragt, warum dies und nicht ein anderes ihrer Spektakel?

Aurélien Bory: Ich bin froh, dass ich alle meine Stücke im Repertoire behalten und weiterzeigen kann, noch Jahre nach ihrer Entstehung. In dieser Saison habe ich neben "Plan B" und "Sans Objet" auch "Questcequetudeviens?" wieder aufgenommen, das wir schon bei Perspectives gespielt haben, und wir präsentieren "Géometrie und Caoutchouc", "Plexus et Azimut", meine beiden letzten Arbeiten. Es stimmt, "Plan B" ist das meistgespielte, aber ich versuchte nicht, meine Stücke zu vergleichen. Die Zahl der Aufführungen spielt keine Rolle, was ich suche, ist die Intensität. Was ich mir von jeder Aufführung, jedem Stück erhoffe ist, dass es eine ungeahnte Kraft entwickelt im Blick von zumindest einem Zuschauer.

Man sagt, man steigt nicht zweimal in denselben Fluss. Waren Sie jemals versucht, etwas an "Plan B" zu ändern, nachzubessern?

Aurélien Bory: Die Inszenierung von "Plan B" hat sich nicht um eine Deut verändert, selbst in den kleinsten Details nicht. Aber weil es vier neue Darsteller gibt, ist "Plan B" durch ihre Interpretation etwas verändert. Also stimmt es, man steigt nicht zweimal in denselben Fluss, und das bewahrheitet sich von einem Abend zum anderen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort