Dem Klang fehlte alles Perlende

Heusweiler · Mit einem präparierten Klavier hat Pianist Jens Barnieck den Zuhörern ein spezielles Klangerlebnis beschert. Er präsentierte John Cages „Sonatas and Interludes“.

 Pianist Jens Barnieck in Heusweiler. Foto: Astrid Karger

Pianist Jens Barnieck in Heusweiler. Foto: Astrid Karger

Foto: Astrid Karger

John Cage hätte seine Freude gehabt: Schritte, Kamerageräusche, Tatütata und ein ploppender Sektkorken bieten im Verein mit den trocken scheppernden Tonfolgen des präparierten Klaviers das Klangerlebnis für ein etwa 60-köpfiges Publikum. Im vom Musikhaus Knopp in den Hela-Baumarkt in Heusweiler geschobenen Flügel stecken Nägel, Schrauben und Radiergummis, die Anordnung der zwischen die Saiten platzierten Gegenstände ist von der Partitur ("Sonatas and Interludes", 1946-1948) präzise vorgegeben. Dem Klang fehlt alles Perlende, das Instrument zeigt schlagwerkartigen Charakter, klingt nach Glocke oder den metallischen Trommeln indonesischer Gamelanmusik.

John Cage, 1912 in Los Angeles geborener Komponist, Künstler und Vordenker, appellierte mit allem was er tat an Unvoreingenommenheit. Er trennte nicht prinzipiell zwischen Geräusch und Musik. Hinhören, dem Vorhandenen lauschen, es als solches stehen lassen. "If you celebrate it, it's art, if you don't, it isn't", Cage legte es ins Ohr des Hörers, etwas als Kunst zu preisen, Wohlklang oder Lärm zu empfinden. Die von ihm propagierte Unbestimmtheit wirft alles und jeden auf sich selbst zurück.

Das alles ist in die Jahre gekommen, fasziniert aber noch heute, und Pianist Jens Barnieck, der das Konzert der Reihe "American Classics" des Deutsch-Amerikanischen Instituts Saarland bestreitet, verteidigt "Querdenken und gegen den Strom Schwimmen" als zeitlos. Sich als Hörer auf etwas einzulassen, eventuell in seinen Erwartungen enttäuscht zu werden und dafür Neues zu erfahren, sei auch heute eine wertvolle Erfahrung. Den Gästen gibt er Gelegenheit, in den Flügel zu schauen, die Tasten anzuschlagen und Fragen zu stellen, etwa die, ob die kurzen Klavierstücke auch ohne die Präparierung des Klaviers funktionieren. Nein, denn sie weisen vielleicht nicht über sich selbst hinaus, aber sie sind komponiert.

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