Werbung aus dem Ex-Schlösschen

Kleinblittersdorf. Wie kommt man von einem ehemaligen Schlösschen in Kleinblittersdorf dazu, Werbefilme für über die Republik verteilte Kunden zu produzieren? "Das fragen wir uns auch", meint Jürgen Schnetzer, Inhaber der VJS Agentur für Film. 1988 gründete er in Landau die Videoproduktion Jürgen Schnetzer, kurz VJS, in der Absicht, Musikvideos zu drehen

Kleinblittersdorf. Wie kommt man von einem ehemaligen Schlösschen in Kleinblittersdorf dazu, Werbefilme für über die Republik verteilte Kunden zu produzieren? "Das fragen wir uns auch", meint Jürgen Schnetzer, Inhaber der VJS Agentur für Film. 1988 gründete er in Landau die Videoproduktion Jürgen Schnetzer, kurz VJS, in der Absicht, Musikvideos zu drehen. Dass daraus Werbefilme wurden, verdankt sich dem Umweg über Saarbrücken. Er gehörte zur ersten Generation von Studierenden des Faches Medienkunst an der 1989 gegründeten Hochschule der Bildenden Künste Saar. Man schrieb die frühen Neunziger. Es war die Zeit, als an der Schule die Neuen Medien ihren Platz eroberten und Pionierarbeit zum Tagesgeschäft gehörte. Kurze Filme, ob nun werblich oder künstlerisch, hier zu produzieren, war neu, aber einer musste anfangen: "Man muss die Leute hier bedienen, sonst würden sie es so nicht machen." Mundpropaganda und Empfehlungen zufriedener Kunden brachten auch sein Geschäft, das er 1997 von Landau nach Saarbrücken verlagerte, in Gang, wobei es auf Dauer Kunden von außerhalb brauchte. Das gelang, nicht zuletzt, weil sich der regionale Standort mit nationalen Standards verband: "Wir fahren hier das gleiche Level, das in Düsseldorf oder Hamburg gilt", sagt Schnetzer. Und dabei sei man "günstiger, aber genauso gut wie in Düsseldorf". Das sichert Einzigartigkeit. Und gerade die ist auf einem umkämpften Markt notwendig. Doch sie kommt nicht von selbst, daher "haben wir relativ früh angefangen, die Qualitätsstandards zu sichern", betont der Firmeninhaber und setzt heute auf die Hochauflösende Technik, die für Kino und Fernsehen gleichermaßen geeignet ist. Denn: "Unsere Konkurrenz läuft im Kino und heißt Avatar." Beim Kunden ist diese Botschaft längst angekommen: "Aktiv Akquise machen wir nicht", erklärt Stefanie Blank, bei VJS zuständig für die Organisation. Heute laden Auftraggeber im sogenannten "Pitching"-Verfahren die Agentur ein, ein Angebot zu erstellen, erklärt Mitarbeiter Henry Marek Hilge. Das ist umsonst, bringt aber Geld, sobald der Zuschlag erfolgt. Entsprechend lang ist die Kundenliste und reicht vom Bundesministerium bis zum saarländischen Großunternehmen. Dazu kommt eine neue Generation von Studierenden und Absolventen des Studiengangs Art and Mediadesign an der Kunsthochschule, die von der von Jürgen Schnetzer geschaffenen Struktur profitiert und zugleich den Standort weiterentwickelt. Der HBK-Absolvent Henry Marek Hilge verantwortet den Internetauftritt der Agentur, wofür es eine Anerkennung beim Staatspreis Design gab. Auch das ein Mittel, für die Agentur zu werben: "Wenn man nicht bekannt ist, nützt einem der Standort Düsseldorf auch nichts", sagt Jürgen Schnetzer und blickt von seinem Schnittplatz in einem von einem Ziegeleibesitzer erbauten Gründerzeitschloss auf die vorm Fenster fließende Saar.

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