Kampf gegen rechte Gewalt in Püttlingen

Regionalverband. Erfahrene Streetworker sollen Fremdenfeindlichkeit in Püttlingen eindämmen. Das fordert die Partnerschaftliche Erziehungshilfe Püttlingen, die mit dem Jugendamt eine Studie über "rechtsextrem orientierte Jugendliche in Püttlingen" unter dem Titel "No Nazis" in Auftrag gegeben hat

Regionalverband. Erfahrene Streetworker sollen Fremdenfeindlichkeit in Püttlingen eindämmen. Das fordert die Partnerschaftliche Erziehungshilfe Püttlingen, die mit dem Jugendamt eine Studie über "rechtsextrem orientierte Jugendliche in Püttlingen" unter dem Titel "No Nazis" in Auftrag gegeben hat. Die Ergebnisse seiner Interviews mit Vertretern von Polizei und Stadtverwaltung sowie Jugendlichen stellte gestern der Diplom-Soziologe Achim Ickler im Jugendhilfeausschuss des Regionalverbandes vor. Anlass waren mehrere Schlägereien zwischen rechten Jugendlichen und der Püttlinger Bahnhofscrew (PBC), die im April 2008 in einem massiven Polizeieinsatz gipfelte. "Die PBC ist gegen rechts, aber nicht links", meinte Ickler. Nach Angaben des saarländischen Verfassungsschutzes gebe es 30 aktive Neonazis im Köllertal: ehemalige Mitglieder der 2007 aufgelösten Kameradschaft Nationaler Widerstand Köllertal und eine Nachwuchsszene. Rechte gebe es aber auch in Saarbrücken, dem Sulzbachtal und im Raum Saarlouis. Mittlerweile habe sich die rechte Szene in Püttlingen aus der Öffentlichkeit zurückgezogen, meinte Ickler. Die PBC sei rund 40 Mitglieder stark. Die nicht repräsentative Umfrage unter Jugendlichen habe eine tendenziell negative Einstellung gegenüber Einwanderern ergeben. Der Soziologe ist dafür, dass sich Sozialarbeiter verstärkt um die rivalisierenden Gruppen kümmern und die ganze Stadt für das Problem sensibilisieren. Aktionen an Schulen und in Kindergärten seien wichtig. Das unterstrich auch Klaus Ollinger, Vorsitzender der Partnerschaftlichen Erziehungshilfe Püttlingen. Mindestens drei Jahre lang sollten sich zwei Sozialarbeiter um die Jugendszene kümmern, forderte er. Das koste jährlich 100 000 Euro. Das Jugendamt solle die Federführung des Projekts übernehmen. Besonders wichtig ist für ihn, dass Schulen und Kindergärten zum Beispiel Exkursionen in das frühere Konzentrationslager Neue Bremm organisieren. Auch die Vereine seien gefordert, meinte Ollinger. Die tun bereits viel. Doch 700 Jugendliche seien nicht in einem Verein organisiert - darunter wahrscheinlich die gewaltbereiten Jugendlichen. Einen Beschluss fasste der Ausschuss gestern noch nicht. Zunächst soll das Jugendamt über die Ergebnisse der Studie beraten. Was sagt die Polizei zur Gewalt in Püttlingen? Gerhard Schmitt, Leiter der Polizeiinspektion Köllertal, erklärte der SZ: "Es gibt hier definitiv keine rechte Szene." Seit der Schlägerei 2008 sei es ruhig in Püttlingen. Die Polizei sei verstärkt präsent gewesen, um Ausschreitungen zu verhindern.

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