Mit einem „Hey!“ zum Höhepunkt

Walpershofen · Dass man den Musikgenuss durch ein paar sachte Show-Elemente aufpeppen kann, zeigte das Riegelsberger Kammerorchester bei seinem gelungenen Herbstkonzert. Neuer Spielort war die evangelische Kirche in Walpershofen.

Die Schlagwerker des Riegelsberger Kammerorchesters eröffnen im Alleingang das Herbstkonzert in neuer Umgebung: Von den übrigen Registern noch alleine gelassen, stehen sie im Altarraum der voll besetzten evangelischen Kirche Walpershofen und schlagen den Takt zum Eröffnungstitel Danserye von Tilman Susato. Lange und ausdauernd. Denn jetzt machen sich die Violinisten, Cellisten und all die anderen auf den Weg auf ihre Plätze.

Als auch Dirigent Ewald Becker an seinem Platz ist, geht es los: Zunächst setzen die Becken ein, dann auch die Violinen. Und schließlich spielt das ganze Orchester die gefällige und getragene Melodie zum Stück. Danach Begrüßung. Pfarrer Joachim Conrad macht den Anfang, er freut sich auf ein "herrliches Konzert". Benedikt Guntermann vom Kammerorchester zieht nach, stellt Solistin Ulrike Dierick von der Hochschule für Musik Saar vor: "Sie wird später mit unserem Orchester Schuberts Rondo für Violine und Streichorchester interpretieren."

Was die beiden Redner verbindet? Beide waren vor mehr als 30 Jahren Schüler des heutigen Orchesterleiters Becker, was sie mit kurzen Anekdoten belegen. Dann wieder Musik: Nach Pierre Attaignants Tourdion ein erster Höhepunkt mit mehreren Sätzen aus Jean B. Lullys "Le Bourgeois gentillhomme" ("Der Bürger als Edelmann") aus dem Genre Comedy-Ballett.

Das Werk aus dem Jahr 1670 gilt als Meisterwerk des Genres, die "Türkenszene" ist weltberühmt. Warum, beweist das Kammerorchester Riegelsberg - Dirigent Becker hat es mit seinen Musikern in zahllosen Proben herausgearbeitet: Eigentlich abendländische Instrumente schaffen es, muselmanisch zu klingen. Zunächst ganz leise, als sei im Türkenmarsch eine Karawane irgendwo am Horizont zu erahnen. Langsam schwillt die Lautstärke an, als wenn die Karawane immer näher kommt. Dann ein "Hey!" der Musiker. Damit ist der Trupp vor den Augen der Zuhörer angekommen, was nun auch die Vehemenz der Instrumentalisten vermittelt. Klar, dass es dafür viel Applaus gibt.

Nach mehreren Tänzen von Wolfgang Amadeus Mozart und Franz Schubert geht es in die Pause. Höhepunkt der zweiten Konzerthälfte ist - neben dem Rondo mit Solo der Violinistin - die Parita all'ungaresca mit vielen ungarischen Klängen, Ferenc Farkas hat sie komponiert. Und zum Finale gibt's dann Medleys mit finnischer und dänischer Volksmusik.

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