Dem Original dicht auf den Fersen

Riegelsberg · Gemeinde und Kulturverein Riegelsberg luden zu einem Konzertabend ins Rathaus ein. Andreas Sittmann (Gesang) und Isabel Krohn (Geige) interpretierten Lieder von Reinhard Mey und kamen damit beim Publikum glänzend an.

 Vor 120 begeisterten Zuschauern interpretierten Andreas Sittmann und Isabel Krohn Lieder von Reinhard Mey. Foto: Monika Jungfleisch

Vor 120 begeisterten Zuschauern interpretierten Andreas Sittmann und Isabel Krohn Lieder von Reinhard Mey. Foto: Monika Jungfleisch

Foto: Monika Jungfleisch

Augen zu und sich einfach nur der Musik hingeben, und schwupps sang vor einem auf der Bühne der leibhaftige Reinhard Mey. Wenn man dann die Augen öffnete und in die verschmitzt funkelnden Augen von Andreas Sittmann schaute, die einen hinter einer lustigen Nickelbrille anblickten, musste man sich die Augen reiben: Stand da etwa der "junge" Reinhard Mey?

Wer am vergangenen Mittwoch in der Riegelsberger Rathausgalerie dem Konzert des Trierer Barden Andreas Sittmann lauschte, konnte schon an Halluzinationen glauben. Da sang jemand wie Reinhard Mey, da sah jemand aus wie Reinhard Mey vor 20 Jahren, da plauderte jemand wie Reinhard Mey, und doch war es nicht der echte Liedermacher. Sein "Double" machte aber dem "Original" alle Ehre. Wer so sanft, so charmant, so ironisch, so liebevoll die Lieder von Reinhard Mey rezitiert, hat die richtige Entscheidung getroffen, sich künstlerisch dem eigenen Idol zu verschreiben.

Seit fünf Jahren geht Sittmann als Mey-Interpret auf Tournee. Und das immer nur im Monat Mai. Gar nicht so leicht sei es, die Lieder von Reinhard Mey zu singen, erzählt Sittmann. "Ich muss mir immer so viel Text merken." Dennoch perlen die Worte dem Gitarristen leicht aus dem Mund, und auch im Erzählen eigener Anekdoten blitzen in seiner ganzen Ausdrucksweise Erinnerungen an Reinhard Mey auf, genauso könnte der Meister auch auf seinen Konzerten reden. "1979 habe ich Reinhard Mey persönlich auf einem Konzert in Paris getroffen. Ich erinnere mich noch genau, er nicht. Ich wollte ein Autogramm von ihm, er fragte: ,Für wen?' ,Für mich', antwortete ich wahrheitsgemäß, und Reinhard Mey schrieb auf die Langspielplatte, die ich ihm hinhielt: ,Für mich, von Reinhard Mey'". Selbige LP stand dann auch dekorativ auf der Bühne. Die Lacher hatte Andreas Sittmann damit auf seiner Seite.

Neben dem authentischen Gitarrenspiel und der geschmeidigen Stimme von Sittmann sorgte auch seine Begleiterin Isabel Krohn für Begeisterung beim Publikum. Die 20-jährige Violinistin setzte musikalische Akzente, bei denen man sich fragte: "Wieso gehört diese Geigenbegleitung nicht schon immer zum Original?!"

Dass die beiden Musiker zusammengefunden haben, ist kein Zufall. "Mein Opa spielt mit Andreas Sittmann in einer Band, und ab und zu helfe ich da aus. Beim gemeinsamen Musizieren entstand die Idee, zusammen Mey-Lieder zu interpretieren", erklärt die Studentin der Musikwissenschaften.

Ob "Ich wollte wie Orpheus singen", "Komm' gieß mein Glas nochmal ein" oder "Kasper", die Zuhörer wippten, klatschten und sangen mit. Echte Mey-Fans eben, viele sind mit dem Künstler älter geworden, einige junge Liedermacher-Fans saßen auch im Raum. Auch der Vertonung von Joseph von Eichendorffs Gedicht "Neue Liebe" im Stil von Reinhard Mey zollte das Publikum Applaus. Nicht fehlen durfte "Über den Wolken", mit "Gute Nacht, Freunde" endete das über zweistündige Konzert. Barbara Golsong aus Riegelsberg : "Ich finde, die beiden haben das sehr gut gemacht. Ich konnte gut zur Ruhe kommen."

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