Gedenkstätten-Projekt vor dem Aus

Riegelsberg · Unter dem Vorhaben, auf dem Waldfriedhof eine Gedenkstätte für im Zweiten Weltkrieg gefallene Soldaten zu errichten, bahnt sich ein Schlussstrich an: Der Haupt-Initiator, die Initiativgruppe Hindenburgturm, hat sich in Folge der andauernden Debatte zurückgezogen. Als „Rechtsradikale“ bezeichnet zu werden, sei zuviel gewesen.

 Gestern auf dem Friedhof in Riegelsberg. Wie es aussieht, ist das Vorhaben, dort eine Gedenkstätte für die im Krieg gefallenen Soldaten aus Riegelsberg zu errichten, gescheitert. Foto: Becker & Bredel

Gestern auf dem Friedhof in Riegelsberg. Wie es aussieht, ist das Vorhaben, dort eine Gedenkstätte für die im Krieg gefallenen Soldaten aus Riegelsberg zu errichten, gescheitert. Foto: Becker & Bredel

Foto: Becker & Bredel

Wie es aussieht, ist das Vorhaben, auf dem Waldfriedhof Riegelsberg eine Gedenkstätte für die im Krieg gefallenen Soldaten aus Riegelsberg zu errichten, geplatzt. Unabhängig davon ist aber eine Demonstration gegen das Projekt vorgesehen: "Gegen den deutschen Opfermythos - Kein Wehrmachtsdenkmal in Riegelsberg ", heißt es auf einem Flyer, den die "Antifa Saar" in den vergangenen Tagen in Riegelsberg verteilt hat. Mit diesem Flyer ruft die "Antifa" zu einer Demonstration gegen die geplante Gedenkstätte auf dem Waldfriedhof auf (Samstag, 13. Februar, ab 14 Uhr). Stephan Lehberger (Grüne) wollte in der Gemeinderatssitzung am Montagabend wissen, ob die Verwaltung Kenntnis von dieser Demonstration habe. Ja, erwiderte Bürgermeister Klaus Häusle (SPD ), doch die Angelegenheit liege zuständigkeitshalber beim Regionalverband Saarbrücken, der in Abstimmung mit den Behörden und der Polizei die Genehmigung erteilen müsse. Man rechne mit etwa 200 Teilnehmern, fügte Häusle hinzu.

Um auf dem Friedhof zu demonstrieren, müsste die "Antifa Saar" einen Antrag bei der Riegelsberger Gemeindeverwaltung stellen. Ein solcher Antrag sei bisher jedoch nicht im Rathaus eingegangen, sagte Häusle gestern der SZ. Und ergänzte, mit Blick auf die Friedhofssatzung werde er solch einen Antrag nicht genehmigen. Ursprünglich seien drei Kundgebungen geplant gewesen: auf dem Friedhof, vor dem Rathaus und am Hindenburgturm.

Es scheint, als komme die "Antifa" mit der Demo ein wenig spät in die Puschen, denn offenbar ist das Gedenkstätten-Projekt inzwischen gestorben - jedenfalls soweit es die Gruppe der ursprünglichen Initiatoren betrifft: Wie aus einem Schreiben eines Spenders für das Projekt hervorgeht, hat die Initiativgruppe Hindenburgturm die Spenden zurückgezahlt. Der Sprecher der Gruppe habe dies damit begründet, dass man keine Chance mehr sehe, das Projekt noch umzusetzen.

Initiativgruppen-Sprecher Dietmar Braun bestätigte am Dienstag der SZ, dass sich die Gruppe komplett aus dem Projekt zurückgezogen hat: "Wir sind draußen." Man lasse sich nicht als Nationalsozialisten und Rechtsradikale bezeichnen, "das war zu viel", sagte Braun. Die Demo sei kein Grund für diese Entscheidung gewesen.

Verfolgt die Gemeindeverwaltung nach dem Ausstieg der Initiativgruppe Hindenburgturm das Projekt weiter? Das wollten wir vom Bürgermeister wissen. Er habe vom Gemeinderat den Auftrag erhalten, ein Konzept für eine würdevolle Gedenkstätte zu erarbeiten, sagte Häusle. Nach der jüngsten Entwicklung werde er jedoch zunächst nichts in dieser Sache unternehmen. Denn für den 29. Februar ist die nächste Gemeinderatssitzung anberaumt, dann werde man womöglich sehen, ob der Rat diesen Auftrag nach wie vor aufrechterhält oder ihn zurückzieht.

Der Termin der oben genannten Demonstration wird auch auf der Internetseite der "Antifa Saar" bekannt gegeben. Gestern erreichten wir Alexander Breser, Sprecher der Gruppe. Trotz der neuen Sachlage wolle man aller Voraussicht nach an der Demo festhalten, so Breser, um auf den Vorgang als solchen aufmerksam zu machen.

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HintergrundWer oder was ist eigentlich die "Antifa Saar"? Bundesweit gibt es viele Gruppierungen mit dem (Teil-)Namen "Antifa", was für "Antifaschistisch" steht, wodurch die Gemeinsamkeit der verschiedenen Gruppen insbesondere durch eine gemeinsame Gegnerschaft gekennzeichnet ist. Oft gehören zu den "Antifas" Personen aus dem (extrem) linken und dem autonomen Lager. Die Zahl der zur "Antifa Saar" gehörenden Personen sei "zweistellig", so deren Sprecher Alexander Breser. Man verstehe sich, neben der antifaschistischen Gesinnung, als antikapitalistisch und als linksradikal in der Kritik an der Gesellschaft und am Kapital. mr

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