Jetzt spielt auch das Rathäusle verrückt

Riegelsberg · Mit erhöhter Hundesteuer und „Mithol-Bänken“ war der Riegelsberger Rathaussturm politisch topaktuell.

 Erwischt! Als letzter der drei Köllertaler Bürgermeister musste sich am Freitagabend Klaus Häusle in Riegelsberg dem närrischen Volk ergeben. Hier ist er eingerahmt von Gardemädchen verschiedener Gruppen des Vereins Mir bleiwe so. Katharina Penth führt ihn ab. Foto: Becker & Bredel

Erwischt! Als letzter der drei Köllertaler Bürgermeister musste sich am Freitagabend Klaus Häusle in Riegelsberg dem närrischen Volk ergeben. Hier ist er eingerahmt von Gardemädchen verschiedener Gruppen des Vereins Mir bleiwe so. Katharina Penth führt ihn ab. Foto: Becker & Bredel

Foto: Becker & Bredel

Nach Püttlingen und Heusweiler ist am Freitagabend mit dem Riegelsberger Rathaus die letzte Amtsschimmel-Bastion im Köllertal in Narrenhand gefallen. Punkt 18 Uhr attackierten die Narren unter der Führung der Karnevalsgesellschaft Mir bleiwe so das Rathäusle, genannt nach seinem Amtsinhaber Klaus.

Zur Unterstützung der Angreifer trat Barbara Rosner mit dem Riegelsberger Blasorchester auf den Plan. Ihre Musik versetzte die Truppen in rhythmische Angriffsbewegungen - auch "Schunkler" genannt. Mit Kamellen und Feuerwasser gestärkt sowie mit dem ohrenbetäubenden Schlachtruf "Alleh Hopp" wurde der Rathauschef attackiert. Der hatte sich als Bauarbeiter verkleidet und einen Pflasterstein vom Marktplatz als Orden um den Hals gehängt. Diese Symbolik war leicht durchschaubar: Der Bürgermeister wollte mit seinem Outfit unterstreichen, dass er im früheren Leben auch mal gearbeitet hat. Und der Stein um den Hals signalisierte, welche Bürde er in den beiden vergangenen Jahren mit den Umbauarbeiten zu tragen hatte. Das aber hielt die Narren nicht vom Sturm ab: "So liewwer Bürgermeischder - jetzt ist es aus. Heit fliegscht du aus'em Rathaus raus!", rief die Vizepräsidentin der Karnevalsgesellschaft, Lore Huwig. Und sie war politisch topaktuell: "Nichts iss eich Politiker zu deier. Finanziert werre eier Firz seit neischdem über die Hundesteuer", rief sie. Passend dazu intonierte das Blasorchester statt des traditionellen "Ui-ui-ui-ui-ui-ui-ui", das viel passendere "Wau, wau, wau, wau, wau".

Karnevalspräsident Dieter Hornberger rieb dem Amtsherren gleich noch ein aktuelles Thema unter die Nase: "Ihr läwe nach dem Motto: Was koscht die Welt. Un hann mo grad zehn ‚Mitholbänk' bestellt. Ich sitze mich mo uff die Mithollbank, und hoffe, es kommt enner, Gott sei Dank."

Der Bürgermeister wehrte sich tapfer: "Zum Deiwwel mit eich unnütz Brut. Ich nemm heit noch nit mei Bürgermeisterhut. Das könnt eich Bootze grad so passe, mir lasse uns von eich nit schasse." Es nutzte nichts: "Der Stossdrupp trete nun hervor, mir stürme jetzt das Rathaustor. Nix uff der Welt kann uns jetzt halle, die Festung Rathaus muss jetzt falle", proklamierte Lore Huwig und Häusle gab schweren Herzens auf. Sicher erleichterten ihm auch die 1000 Küsse, die er von den Riegelsberger Gardemädchen erhielt, die Kapitulation. So marschierten Sieger und Besiegte mit Alleh Hopp und viel Tammtamm ins Rathaus ein und ließen es sich bei Sekt, Wein und Bier gut gehen.

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