2016, das Jahr der Baustellen und der Zuwanderung

Riegelsberg · Manchmal ist Nichts gut. Etwa, wenn man nicht über größere Katastrophen berichten muss: Das Jahr 2016 war im Köllertal alles in allem ein sehr friedliches Jahr.

 Am 25. September wurde in der Völklinger Straße mit Unterstützung der Stadt Püttlingen das neue Begegnungs- und Lernzentrum des Freundeskreises für Integration und Migration eröffnet. Hier versuchen sich Ibrahim (links) und Ali an einer Al-Oud (Arabische Laute). Foto: Jenal

Am 25. September wurde in der Völklinger Straße mit Unterstützung der Stadt Püttlingen das neue Begegnungs- und Lernzentrum des Freundeskreises für Integration und Migration eröffnet. Hier versuchen sich Ibrahim (links) und Ali an einer Al-Oud (Arabische Laute). Foto: Jenal

Foto: Jenal

Mit der Flüchtlingsfrage ist man im Köllertal zwar ohnehin recht entspannt und auch sehr engagiert umgegangen, eine Entspannung erfolgte aber auch durch die gesunkene Zahl der Menschen - die allermeisten aus Syrien -, die hier eine neue Heimat suchen. Zum Beispiel lebten in Heusweiler Mitte Juni 220 Flüchtlinge und damit 40 weniger als zum Höchststand im Spätherbst 2015. In Riegelsberg lebten im Januar 150 Flüchtlinge, in Püttlingen waren es im März 280 Flüchtlinge. In Püttlingen war es auch, wo - angemietet von der Stadt - am 25. September in der Völklinger Straße das neue Begegnungs- und Lernzentrum eröffnete; dort organisiert der Freundeskreises für Integration und Migration unter anderem Sprachkurse und bietet einen festen Treffpunkt.

2016 war auch ein Jahr der Baustellen . So gab es in der Püttlinger Innenstadt wegen langwieriger Leitungsarbeiten über Monate Sperrungen und Einbahn-Regeln, die Autofahrer und Geschäftsleute belasteten. In Riegelsberg ging die Neugestaltung des Marktplatzes großteils zu Ende (kleinere Arbeiten stehen noch aus), Baubeginn war November 2014. Im Juni musste ein gepflastertes Stück des Parkplatzes erneut gepflastert werden, da sich die Steine verschoben hatten - vermutlich wurde als Untergrund ungeeigneter Schotter benutzt, der Regenwasser nur unzureichend abgeleitet hatte. Unterm Strich wird die Marktplatz-Neugestaltung voraussichtlich 2,1 Millionen Euro kosten, etwa 150 000 Euro mehr als zuvor veranschlagt.

In Heusweiler wurde ein kleines, aber seit vielen Jahren diskutiertes Projekt umgesetzt: Jahre wurde beraten und nicht immer sinnvoll gestritten, ob und wie man den Einmündungsbereich der Saarlouiser Straße in die Heusweiler Ortsdurchfahrt (hier gehen Saarbrücker- und Trierer Straße ineinander über) für den Verkehr besser gestalten könnte, auch ein an dieser Stelle nicht realisierbarer Kreisel wurde zeitweilig von der Lokalpolitik ins Gespräch gebracht. Am 16. Juni nahm schließlich der Landesbetrieb für Straßenbau eine Ampel in Betrieb, die seither den Verkehr regelt.

Ansonsten sind in Heusweiler verschiedene Projekte, die ebenfalls teils seit Jahren im Gespräch sind, in die Wege geleitet worden: Für die neue Feuerwache der drei bisherigen Bezirke Heusweiler, Eiweiler und Hirtel entsteht in Hirtel eine neue Feuerwache mit zwei Etagen und 1120 Quadratmeter Fläche; Kosten: 3,3 Millionen Euro , 1,35 Millionen davon kommen aus der Landeskasse, der Bauplatz ist bereits hergerichtet. Und in Kutzhof wird das Barbara-Hallen-Ensemble für knapp drei Millionen Euro saniert; Mitte des Jahres waren, nach entsprechenden Beschwerden, die Pläne für die Halle selbst leicht abgeändert worden, um den Volleyballern und den Bogenschützen auch künftig die notwendige Feldfläche garantieren zu können.

An die Halle wird ein neues Feuerwehrgerätehaus angebaut, und auch die Kindertagesstätte an der Halle wird umfangreich saniert und erweitert, so dass künftig vier statt drei Kindergartengruppen und zwei statt einer Krippen-Gruppe Platz finden.

Mit einer neuen Wohnbebauung wird voraussichtlich kommendes Jahr sowohl auf dem seit Jahren ungenutzten ehemaligen Heusweiler Freibad-Gelände begonnen als auch auf dem ehemaligen Holzer Sportplatz-Gelände.

Ebenfalls Furore machte zwar kein Bau-, aber ein Umzugsprojekt, denn es geschieht nicht alle Tage, dass eine ganze Polizei-Inspektion umzieht: Am 21. Dezember nahm die PI Köllertal offiziell ihren Betrieb am neuen Ort auf, nämlich im Technischen Rathaus der Stadt Püttlingen in Köllerbach. In Heusweiler war man nicht eben begeistert, dass die PI aus der Trierer Straße weggezogen ist, doch das in die Jahre gekommene Haus hatte den Anforderungen nicht mehr entsprochen, und in Heusweiler war es auch nach Monaten nicht gelungen, der Polizei eine gangbare Alternative anzubieten.

Auch für ein großes Bauprojekt auf dem Köllerbacher Kyllberg wurden die Weichen gestellt: Am 18. November war Spatenstich und kurz darauf Baubeginn für eine neue große Kindertagesstätte direkt neben der Grundschule. Sie ersetzt die früheren katholischen Kindergärten St. Martin und Herz Jesu, die 2012 von der Stadt Püttlingen übernommen worden waren. Das moderne Haus bietet sechs Kindergarten- und zwei Krippen-Gruppen Platz. 3,8 Millionen Euro Baukosten sind veranschlagt, die Landeskasse schießt 1,95 Millionen Euro , der Regionalverband 800 000 Euro zu, 1,05 Millionen fließen aus der Stadtkasse, die nicht eben gut bestückt ist. Denn die Püttlinger Kassenkredite (das entspricht etwa der Verschuldung) summierten sich in diesem Jahr auf über 53 Millionen Euro . Schon in vier, fünf Jahren könnte Püttlingen überschuldet sein. - Na dann: Prost Neujahr!Obwohl die großen Katastrophen glücklicherweise ausgeblieben sind, gab es - für die Betroffenen schlimm genug - doch auch Brände, zu denen die Feuerwehr ausrücken musste. So am 18 Mai, als im Püttlinger Vogesenweg der 70-jährige Hausbesitzer zum Löschen in seine brennende Kellerwohnung zurücklief, aber geistesgegenwärtig von einer im Haus lebenden 43-jährigen Libanesin, die als Flüchtling nach Püttlingen gekommen war, herausgeholt wurde. Beide erlitten leichte Rauchvergiftungen.

In Heusweiler-Dilsburg konnte sich bei einem Wohnungsbrand am 8. April ein Mann in letzter Sekunde selbst in Sicherheit bringen: Trotz extremer Hitzeentwicklung und schlechter Sicht konnte der 49-Jährige, der sich zum Schutz eine Jacke übergeworfen hatte, mit angehaltenem Atem durch Flammen und Rauch unverletzt ins Freie entkommen. Das Haus in der Talstraße wurde stark beschädigt. Bei einem Feuer, das am 12. Mai etwa 80 000 Euro Schaden - so die damalige Schätzung - an einem Wohnhaus in der Püttlinger Hermannstraße anrichtete, musste die mit fast 70 Mann anrückende Feuerwehr zunächst davon ausgehen, dass sich noch ein Mensch im Haus befand, was aber glücklicherweise nicht der Fall war. Eine Katze erstickte im Rauch. Nur drei Tage zuvor, am 9. Mai, hatte es einen Feuerwehr-Großeinsatz an der Püttlinger Peter-Wust-Schule gegeben. Letztlich war es ein brennender Papierkorb-Inhalt, der für starke Rauchentwicklung und eine durch viel Ruß zerstörte Klassenzimmer-Einrichtung gesorgt hatte. Schüler waren zur Zeit des Brandes nicht im betroffenen, aber in der Nachmittagsbetreuung im angrenzenden Gebäude-Trakt. Von der Feuerwehr-Einsatzleitung hatte es ein großes Lob gegeben, wie umsichtig sich alle Betroffenen verhalten hatten - die Betreuer der Ganztagsschule, der Hausmeister, die Reinigungskraft, von der das Feuer entdeckt worden war, und auch die Schüler. Auch als am 20. August in Walpershofen ein großer Lagerschuppen mit etlichen eingelagerten Materialien vollkommen abbrannte, kam kein Mensch zu Schaden. Das Jahr hatte traurig begonnen: Am Abend des 11. Januar war Pastor Hans Maria Thul nach kurzer, schwerer Krankheit im Alter von 60 Jahren überraschend verstorben. Der überzeugte und beliebte Seelsorger hatte Mitte 2009 die Pfarreiengemeinschaft Püttlingen, der etwa 10 000 Katholiken angehören, übernommen. Einen Nachfolger gibt es noch nicht.

In der evangelischen Kirchengemeinde Wahlschied/Holz ist im Juni der langjährige Pfarrer Jens Wilke in Ruhestand gegangen, Anja Culmann folgte als neue Pfarrerin, sie betreut auch die Gemeinde Altenkessel. Wiederum in Püttlingen konnte das Kloster Heilig Kreuz 60-jähriges Bestehen feiern. Ganz neu ist hingegen die "Frauenkirche": Das neue Frauenpastorale Zentrum im Dekanat Völklingen mit Sitz in der Köllerbacher Begegnungskirche öffnete im September seine Pforten. Und in der Begegnungskirche in Köllerbach gibt es seit März regelmäßig einen "Offenen Begegnungstreff von und mit Flüchtlingen und Bürgern aus dem Köllertal". Seinen Abschluss fand auch ein riesiges Bauprojekt: Die Renaturierung des Köllerbachs wurde im August mit Beendigung des letzten Bauabschnittes in Walpershofen komplett abgeschlossen: 16 Kilometer einst in Beton eingezwängter Bachlauf waren - nach einer kleinen Teil-Sanierung bereits 1994 in Walpershofen - im Laufe von 16 Jahren nach und nach verbreitert, bepflanzt und verändert worden, was am 26. August mit einem kleinen Fest in der Walpershofer Ortsmitte gefeiert wurde. Etwa 5,6 Millionen Euro kosteten alle acht Bauabschnitte zusammen.

Ein weiteres Natur-Projekt des Jahres war die Wildvogel-Auffangstation ("WiVo") für das Saarland, die zunächst eine vorübergehende Bleibe im Haus Waldkauz in Püttlingen gefunden hatte; erst im Mai offiziell eröffnet, waren dort innerhalb weniger Wochen schon über 200 hilflose Jung- oder verletzte Wildvögel abgegeben worden. Kommenden Frühling wird die WiVo an ihren endgültigen Standort in der ehemaligen Püttlinger Stadtgärtnerei umziehen.

 Horst-Peter Schäfer, Leiter der Polizei-Inspektion Köllertal, am 19. Dezember beim Umzug der PI, hier schon im Technischen Rathaus Püttlingen in Köllerbach. Foto: Becker & Bredel

Horst-Peter Schäfer, Leiter der Polizei-Inspektion Köllertal, am 19. Dezember beim Umzug der PI, hier schon im Technischen Rathaus Püttlingen in Köllerbach. Foto: Becker & Bredel

Foto: Becker & Bredel
 Waldkäuzchen in der WiVo, Haus Waldkauz. Foto: Christoph Scherer

Waldkäuzchen in der WiVo, Haus Waldkauz. Foto: Christoph Scherer

Foto: Christoph Scherer
 Die Püttlinger Feuerwehr löschte am 18. Mai eine brennende Kellerwohnung im Vogesenweg. Eine Flüchtlingsfrau holte den Hausbesitzer heraus, der selbst löschen wollte und wieder in das brennende Haus gegangen war. Foto: Feuerwehr

Die Püttlinger Feuerwehr löschte am 18. Mai eine brennende Kellerwohnung im Vogesenweg. Eine Flüchtlingsfrau holte den Hausbesitzer heraus, der selbst löschen wollte und wieder in das brennende Haus gegangen war. Foto: Feuerwehr

Foto: Feuerwehr
 Willkommen zurück, Natur: der renaturierte Köllerbach in Walpershofen (Foto vom 26. August). Foto: Becker & Bredel

Willkommen zurück, Natur: der renaturierte Köllerbach in Walpershofen (Foto vom 26. August). Foto: Becker & Bredel

Foto: Becker & Bredel

Mit einem weiteren "Natur-Thema" könnte man vermutlich problemlos einen mehrseitigen Jahresrückblick bestreiten: Immer wieder gab es Neues zum "Windpark Fröhn", nicht zuletzt über Pläne zu einzelnen Standorten der Windkraftanlagen, die nicht den Vorgaben entsprachen, so dass die Zahl der geplanten Anlagen einen rapiden Schwund erlebte und man ob des hier gezeigten "Planungs-Talentes" etwas ratlos zurückbleibt. So berichteten wir erst kürzlich, dass die RAG Montan Wind ihren Genehmigungsantrag für drei Anlagen zurückgezogen hat, um ihn komplett zu überarbeiten.

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