Die Aussicht entschädigt für die Mühsal

Göttelborn · Als Testerin für die SZ hat sich Rosemarie Moog aus Sulzbach auf den Weg auf die Halde Götelborn begeben. Die Aussicht von dort hat sie begeistert, Kritikpunkte fand sie aber auch.

 Weil Sitzbänke fehlen, muss sich Rosemarie Moog auf ihrem Rollator ausruhen. Foto: Langenstein

Weil Sitzbänke fehlen, muss sich Rosemarie Moog auf ihrem Rollator ausruhen. Foto: Langenstein

Foto: Langenstein

"Ich bin begeistert. Ich war noch nie zuvor auf einer Halde", erklärt die Sulzbacherin Rosemarie Moog. Sie ist wegen eines Bandscheibenvorfalls seit 2003 auf einen Rollator angewiesen, erklärte sich jedoch bereit, mit der Saarbrücker Zeitung den barrierefreien Haldenweg in Göttelborn zu testen und schreitet nun mutig voran. Los geht es in direkter Nähe zur Firma Hydac. Doch eins fällt ihr gleich zu Beginn auf: Zwar sind noch reichlich Stellplätze für Autos vorhanden, doch kein einziger ist als Behindertenparkplatz ausgewiesen.

Die Strecke ist knapp 1,2 Kilometer lang. Es gilt, Höhenunterschiede von etwa 20 Metern zu bewältigen. Am Anfang gibt es einen lang gezogenen Aufstieg, bis man einen freien Blick über Göttelborn und den Kohlbachtalweiher, im Volksmund auch alter Schlammweiher genannt, erhält. Dann folgen zwei kleine, etwas steilere Passagen abwärts, unterbrochen von einem nahezu geraden Teilstück. Interessant ist bei der Wanderung unter anderem auch der Kontrast. Während sich auf der einen Seite das Grün des Saarkohlenwaldes bis zum Horizont erstreckt, ist die Halde eine fast unwirkliche Mondlandschaft, die allerdings von der Natur Stück für Stück zurückerobert wird. Unzählige Libellen fühlen sich hier mittlerweile wohl. Echsen und Amphibien haben ein Zuhause gefunden. Auch das Kraftwerk und die Photovoltaikanlage sind zu sehen, doch bei der ganzen Aussicht sollte man stets auf seine Schritte achten. Die Haldenhänge sind teilweise steil. Ein Abrutschen auf dem losen Gestein ist sicherlich schmerzhaft. Und wie bei einem Spaziergang durch den Wald ist hier jeder für seine Schritte selbst verantwortlich.

Der barrierefreie Rundweg führt allerdings nicht bis zur Haldenspitze. Die Strecke wäre auch etwas steil, doch bereits auf der mittleren Höhe lässt sich eine wunderbare Aussicht genießen. "Ich bin froh darüber, dass man hier auch an die Leute denkt, die nicht so gut gehen können. Es ist eine wirklich schöne Aussicht", lobt die ehemalige Krankenschwester. Doch auch hier entdeckt sie ein Manko: "Ich habe noch keine einzige Sitzbank gesehen. Für ältere oder gehbehinderte Menschen wären sie wichtig, um eine Pause einzulegen." Nach etwas weniger als zwei Stunden ist die Strecke geschafft, inklusive kleinerer Pausen und einen Abstecher auf das unmittelbar angrenzende Grubengelände. Allerdings muss man die Augen offen halten, denn bei einigen in der Nähe gelegenen Betrieben wird gearbeitet. Warnschilder, die unbefugten das Betreten untersagen, sollten unbedingt ernst genommen werden. Hier handelt es sich nicht um Relikte aus der Bergbauvergangenheit.

Die beiden Kritikpunkte bezüglich der Sitzbänke und des Behindertenparkplatzes hat die Saarbrücker Zeitung an die Strukturholding Saar (SHS) weitergegeben. Sie kümmert sich zusammen mit der LIK-Nord um das Grubengelände. "Sitzbänke werden in Kürze aufgestellt. Die Witterungsverhältnisse haben das Setzen der Fundamente etwas verzögert", erklärt SHS-Pressesprecher Dr. Ludwin Vogel . Auch die Anregung auf einen eigens ausgewiesenen Behindertenparkplatz nehme man gerne an. Allerdings sei der Andrang auf die vorhandenen Parkplätze noch nicht so groß, zunächst wolle man daher die Entwicklung beobachten.

Rosemarie Moog war nach dem Rundgang etwas geschafft, aber glücklich: "Jetzt war ich als Saarländerin endlich auch einmal auf einer Halde." Beim Thema Parkplatz vertritt sie jedoch eine andere Meinung: "Behinderte kommen erst, wenn sie auch wissen, dass sie parken können."

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