Eines Tages war der beliebte Waldweg weg

Fischbach · Beschwerden von Waldspaziergängern ist die SZ nachgegangen. Die Leute beklagen, ihnen habe man einen viel genutzten Weg weggenommen, und das von heute auf morgen. Die verantwortliche Stelle widerspricht dem.

 Hölzerbachtal: Auch Frank Penth, Katja Penth und Andrea Rosinus beklagen die Zerstörung des Waldweges. Foto: Thomas Seeber

Hölzerbachtal: Auch Frank Penth, Katja Penth und Andrea Rosinus beklagen die Zerstörung des Waldweges. Foto: Thomas Seeber

Foto: Thomas Seeber

Ärgerlich, wenn im heimischen Wald Dinge passieren, die man gar nicht haben möchte. "Zerstörung " sagen die einen, "Renaturierung" die anderen. Doch was ist passiert? Seit Monaten schwelt es im Hölzerbachtal in Fischbach . Dort wurde, "in einer Nacht und Nebel-Aktion", wie es Anwohner beschreiben, ein viel genutzter Waldweg unbegehbar gemacht. Wo einst alles geschottert und mit Split befestigt war, gibt es nun Bodenwellen und Furchen, die bei Regen kleine Sturzbäche formen. Verantwortlich dafür ist die "Landschaft der Industriekultur Nord" (LIK.NORD), die darin eine Renaturierungsmaßnahme der bestehenden "Naturwaldzelle" sieht.

Ein Anwohner des Waldgebiets wandte sich in einem Brief an die Verantwortlichen. "Seit 40 Jahren nutze ich den wunderschönen Waldweg durch das Hölzerbachtal, zunächst noch im Kinderwagen, später als Kind beim abenteuerlichen Erkunden des Waldes, als Jugendlicher und junger Erwachsener bei ausgedehnten Spaziergängen und in den letzten zehn Jahren mehrmals die Woche mit meiner Familie und meinen Hunden", ist darin die Rede. "Der Rückbau des Weges durch LIK.NORD hat mich völlig überrascht und unvorbereitet getroffen. Als jemand, der dem Umwelt- und Naturschutz sehr positiv gegenüber steht, bin ich der Meinung, dass man inhaltlich über die durchgeführte Maßnahme diskutieren sollte." Der Weg stelle eine wichtige Verbindung zwischen Fischbach und den Waldgebieten um Quierschied und Holz dar und sei entsprechend von vielen naturverbundenen Bürgern genutzt und angenommen worden. Diesen Menschen sei ein außergewöhnliches Angebot des Kontakts mit der Natur, der Freizeitgestaltung und Erholung genommen worden. Aufgrund der guten Begehbarkeit sei der Weg ,,gerade auch für ältere Menschen oder Menschen mit orthopädischen Beschwerden aus dem Ortsviertel Hölzerbach/Moosberg ein gerne genutztes Angebot." Man fühlte sich schlichtweg überrumpelt. Wenige Tage vor Beginn, sei die Maßnahme angekündigt, die Bürger vor vollendete Tatsachen gestellt worden. Das will die LIK.NORD so nicht auf sich sitzen lassen. Uli Heintz, Geschäftsführer und LIK.NORD-Projektleiter, antwortete dem Adressanten des Schreibens wie folgt: Mangelnde Kommunikation sei nicht gegeben, es habe im Vorfeld mehrere Infoveranstaltungen gegeben: "Nachdem in all diesen Veranstaltungen trotz der umfassenden Beteiligung der Öffentlichkeit keine grundsätzlich oder speziell negativen Beiträge aus der Bevölkerung protokolliert wurden, konnten wir davon ausgehen, dass dies auch bei der Umsetzung der Vorhaben so sein wird." Gleichzeitig spielt man den Ball mit einem offenen Angebot zum Gespräch auf die Gegenseite: "lhre Einladung zum Dialog nehme ich an, und wir können uns (fast) jederzeit mit lhnen und weiteren lnteressierten vor Ort treffen." Es bleibt also spannend im Fischbacher Unterholz.

Die "Landschaft der Industriekultur Nord" (LIK.Nord) war 2009 Gewinnerregion beim Bundeswettbewerb Naturschutzgroßprojekte und ländliche Entwicklung in der Kategorie "Urbane, industrielle Landschaften". Hier arbeiten Friedrichsthal, Illingen, Merchweiler, Neunkirchen, Quierschied, Schiffweiler, der Landkreis Neunkirchen und die Industriekultur Saar zusammen. Das Fördervolumen beträgt knapp 13 Millionen Euro. 90 Prozent übernehmen Bund und Land, zehn Prozent der Zweckverband.

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