Drei von vier Tierheimen sind in Not

Püttlingen · Mit dem Ende der Legislaturperiode endet auch die Amtszeit des Tierschutzbeauftragten des Saarlandes. Er würde gerne weitermachen – und hat bereits viele Ideen.

 Für verletzte Wildvögel wie diesen Uhu wurde 2015 eine Auffangstation eröffnet.

Für verletzte Wildvögel wie diesen Uhu wurde 2015 eine Auffangstation eröffnet.

Foto: Willimzik

Die Situation der Tierheime, der Einsatz für eine Kennzeichnungspflicht für Hunde und Katzen oder der Kampf gegen Tierversuche und Wildtiere im Zirkus - dies sind nur einige der Themen, mit denen sich Hans-Friedrich Willimzik beschäftigt hat, seit ihn der Landtag im Februar 2014 zum ersten saarländischen Tierschutzbeauftragten gewählt hat.

Mit Ende der Legislaturperiode endet auch die Amtszeit des 66-Jährigen. Landtagspräsident Klaus Meiser (CDU) habe ihm aber am Mittwoch zugesagt, dass sich der neue Landtag im Mai mit allen Landesbeauftragten befassen und über eine Fortsetzung diskutieren werde.

"Wenn mich der Landtag wählt, würde ich weitermachen", kündigt Willimzik an. Dass es sich um ein Ehrenamt handelt, sei in Ordnung: "Das macht einen frei im Auftreten." Doch wünsche er sich, dass dem nächsten Landestierschutzbeauftragten eine hauptamtliche Hilfskraft zumindest als Halbtagsstelle zur Seite gestellt wird. "Ich bekomme so viele Anfragen, dass es mir leider nicht immer möglich ist, diese neben meiner Arbeit zu beantworten", sagt er.

Sein dritter Tätigkeitsbericht, den er jetzt vorgelegt hat, enthält neben einer Bilanz auch Appelle an die Politik. "Ich empfehle der neuen Landesregierung, ein nachhaltiges Tierschutzkonzept zu entwickeln, in dem die Aufgaben und Ziele klar präzisiert werden. Eine vorausschauende und pragmatische Planung ist besser, als Problemen hinterherzulaufen", sagt der Tierarzt.

Auch dürfe die 2014 vom Landtag angeregte Bundesratsinitiative zur Kennzeichnung von Hunden und Katzen nicht aus den Augen verloren werden. "Wir sprechen so viel über das fehlende Geld für Tierheime. Mit einer solchen Registrierung könnten wir hier sehr viel sparen. Es ist eine Schande, dass da nichts passiert."

Drei von vier saarländischen Tierheimen seien finanziell unterversorgt. So drohe den Tierheimen in Niederlinxweiler und Homburg die Insolvenz. Zwar habe das Umweltministerium Ende 2016 dem Homburger Tierheim 300 000 Euro für Neubauten bewilligt, doch gestalte sich der laufende Unterhalt problematisch. Mittelfristig könne auch das Tierheim in Saarbrücken seine Finanzierung nicht mehr gewährleisten.

Ziel müsse es sein, mit diesen Heimen wie mit dem Dillinger Tierheim einen Konsortialvertrag abzuschließen, so dass sich auch alle umliegenden Kommunen am Unterhalt beteiligen. Die Linke im Landtag sieht den Bund in der Pflicht. Dieser müsse dafür sorgen, dass die Kommunen die Tierheime absichern könnten. "Solange das nicht geschieht, muss das Land einspringen", sagt der Abgeordnete Ralf Georgi. Willimzik weist darauf hin, dass die Bundesregierung im Koalitionsvertrag die Unterstützung der Tierheime vereinbart habe. "Sechs Monate vor der Wahl ist davon leider noch überhaupt nichts umgesetzt."

Das Saarland solle sich für die Ernennung eines Bundestierschutzbeauftragten einsetzen, um dem Tierschutz ein größeres Gewicht zu verleihen. "Ich würde mich hierfür auch selbst ins Gespräch bringen", meint Willimzik.

Ein weiteres Anliegen ist für ihn der Umgang mit Fundtieren und verletzten Wildtieren. "Hier gehen die Kommunen ganz unterschiedlich vor. Es wäre daher hilfreich, wenn das Land einheitliche Rahmenrichtlinien vorgeben könnte, damit alle Handelnden die entsprechende Rechtssicherheit und Orientierungshilfe erhalten, die sie dringend benötigen." Der Tierschutz müsse stärker in den Lehrplänen verankert werden - mit dem 2016 zum zweiten Mal aufgelegten Jugend-Tierschutz-Preis sei ein erster Schritt getan.

 Der Landestierschutzbeauftragte Hans-Friedrich Willimzik. Foto: Willimzik

Der Landestierschutzbeauftragte Hans-Friedrich Willimzik. Foto: Willimzik

Foto: Willimzik

In seiner Amtszeit sei der Tierschutz das erste Mal stärker in das Bewusstsein vieler Politiker gerückt. "Wir haben den ersten Schritt getan und wir haben noch einen weiten Weg zurückzulegen", sagt er. Umweltminister Reinhold Jost (SPD) bescheinigte er gute Arbeit etwa bei der Einrichtung zentraler Tierschutzstationen. So sei 2015 in Püttlingen die Wildvogelauffangstation geschaffen worden, in diesem Jahr soll eine Einrichtung für Exoten folgen. Auch in der Bevölkerung habe der Tierschutz an Bedeutung gewonnen. Dies zeige sich an den "Milchbars" in verschiedenen Orten, an denen Milchbauern ihre Produkte zu einem fairen Preis verkaufen.

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