Ein Leben an der Orgel

Püttlingen · Helmut Grün sorgte 40 Jahre für die Orgelklänge im Kloster Heilig Kreuz. Und er komponiert Kirchenmusik: Zu seiner Verabschiedung am Donnerstag ist Welturaufführung seiner zehnten Komposition, begleitet vom St.-Sebastian-Chor.

 Helmut Grün an „seinem“ Platz, der Orgel-Tastatur in der Kirche des Klosters Heilig Kreuz. Foto: Becker & Bredel

Helmut Grün an „seinem“ Platz, der Orgel-Tastatur in der Kirche des Klosters Heilig Kreuz. Foto: Becker & Bredel

Foto: Becker & Bredel

Lebenslang im Dienst der Musica sacra: Der Püttlinger Pensionär Helmut Grün spielt seit 40 Jahren ehrenamtlich die Orgel im Kloster Heilig Kreuz Püttlingen. Dafür wird er am kommenden Donnerstag nach der Abendmesse geehrt. Besonderes Schmankerl: In dem gleichen Gottesdienst bringen der Kirchenchor St. Sebastian Püttlingen und der Organist Claus Bär die Messe "Crux ave" für vierstimmigen Chor und Orgel als Welturaufführung zu Gehör. Das Besondere daran ist: Der 80-jährige Komponist Grün hat das Werk an der Dialyse geschrieben.

Püttlingen. Zum Pressetermin kommt Helmut Grün auf die Minute genau. Exakt gekleidet auch am Werktag, mit Krawatte, versteht sich, hellwach, aufmerksam. Setzt sich auf "seine" Orgelbank im Kloster Heilig Kreuz.

Ein schöner Arbeitsplatz ist es, mit Blick auf die lichtdurchflutete Altarinsel und das riesige kreisrunde Bleiglasfenster "Christus predigt von den klugen und den törichten Jungfrauen".

Grün legt seine Finger auf das Manual, setzt die Füße aufs Pedal, spielt ein Kyrie - schön klingt es. Warum hört der Mann jetzt auf, nachdem er 40 Jahre lang "für Gottes Lohn" ehrenamtlich die Orgel im Püttlinger Kloster "Heilig Kreuz" bespielt hat, morgens, abends, an Sonn- und Feiertagen?

"Ach wissen Sie", sagt Grün, "das Alter. Die Finger wollen nicht mehr wie früher, und auch die Kälte macht mir zu schaffen."

Die Musik, speziell die geistliche Harmonik, hat es dem früheren Gymnasiallehrer mit den Fächern Musik, Französisch und Mathematik seit frühester Kindheit angetan. "Hab' zum ersten Mal mit neun Jahren in einer Kirche die Orgel gespielt", erinnert er sich. Inzwischen ist er seit Jahrzehnten verheiratet, hat fünf Kinder und drei Enkel. Lange Zeit hatte er auch die Orgel im Köllertaler Dom gespielt.

Orientiert an Werken der Renaissance, des Barock und der Klassik, aber auch an volkstümlichen Weisen, mit einer Vorliebe für Improvisationen ("Die machen viel Spaß und sind mir immer leicht von der Hand gegangen") hat Helmut Grün zeit seines Lebens nicht nur zu den Gottesdiensten gespielt, sondern bisher auch zehn geistliche Messen selbst geschrieben. Sein jüngstes Werk, die Messe "Crux ave - O Kreuz, sei gegrüßt", hat er in den vergangenen Monaten fertiggestellt, meist dann, wenn er zu seinem Dialysetermin ging und dort Zeit hatte.

Der Püttlinger Kirchenchor St. Sebastian mit seinem Chordirektor und Organisten Claus Bär hat das Werk für vierstimmigen Chor und Orgelbegleitung einstudiert und bringt es am kommenden Donnerstag, 30. März, 18 Uhr, während des Gottesdienstes im Kloster Heilig Kreuz zur Welturaufführung.

Nach dem Gottesdienst wird Schwester Jaseentha, Oberin der Nazarethschwestern im Püttlinger Kloster, den aus Altersgründen scheidenden Ehrenamts-Organisten Grün für sein 40-jähriges Engagement im Dienst der Musica Sacra auszeichnen.

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Die Geschichte der Orgel Bei einer Orgel werden die Töne durch die Orgelpfeifen erzeugt, durch die beim Anspielen ein gleichmäßiger Luftstrom ("Orgelwind") geschickt wird. Der erste bekannte Vorläufer heutiger Orgeln wurde um 250 vor Christus von dem griechischen Mathematiker, Erfinder und Techniker Ktesibios im ägyptischen Alexandria gebaut: In dem Hydraulis genannten Instrument dienten Bronzeröhren als Spielpfeifen, der gleichmäßige Luftstrom (Winddruck) wurde noch nicht per Blasebalg erzeugt, sondern mit Hilfe einer Pumpe und eines speziellen Wasserbeckens, in dem der Wasserdruck die Luft gleichmäßig aus einem Gefäß "drückte". Die Römer übernahmen das Instrument von den Griechen und nutzten es für "Unterhaltungsmusik", etwa zur Untermalung von Vorführungen in den Arenen. Im Weströmischen Reich geriet die Orgel wieder in Vergessenheit, während sie im byzantinischen Reich zu einem Instrument für die kaiserlichen Zeremonien wurde und damit auch Verbindungen zu kirchlichen Feierlichkeiten entstanden. Im frühen Mittelalter fand die Orgel über Byzanz den Weg zurück nach Europa. Ab dem 9. Jahrhundert gab es erste Orgeln in Kirchen, zunächst nur als Statussymbol, etwa seit Ende des 12. Jahrhunderts wurde sie auch für die christliche Liturgie genutzt. In der Folgezeit wurde sie immer wieder verbessert und weiterentwickelt.

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